Gelsenkirchen.. Das Pfingstunwetter verlangt von den städtischen Mitarbeitern in Gelsenkirchen Sonderschichten. Viele der letzten Ruhestätten bleiben zumeist gesperrt, zu groß sind noch die Schäden und die Gefahr.
Unmut macht sich breit in der Bürgerschaft, zu langsam gehen vielen die Aufräumarbeiten voran, viele Angehörige drängen darauf, bei den Gräbern ihrer Angehörigen nach dem Rechten zu schauen – derzeit aber so gut wie unmöglich, wie ein Ortstermin auf dem Südfriedhof in Ückendorf etwa zeigt. Mächtige 100-jährige Bäume, gut 30 Meter hoch, liegen querbeet auf dem Gelände an der Günnigfelder Straße, umgeknickt, zerborsten wie Zahnstocher, als hätten wütende Riesen mit ihnen gefochten.
„Allein hier“, sagt Pascal Sehr von der städtischen Fachgruppenleitung Friedhöfe, „gibt es 56 Totalschäden an Bäumen.“ Sprich Entwurzelungen und Ähnliches. Dazu kämen noch 122 Fälle von Bruch- oder Totholz nach dem Pfingststurm – unmöglich, dort Publikumsverkehr zuzulassen. Auf den Friedhöfen im Stadtgebiet wird die Zahl der Totalschäden aktuell mit 400 beziffert, 756 haben hohen „Bearbeitungsbedarf“.
Tonnenschwere Hinterlassenschaft
60 Mitarbeiter von Gelsendienste sind seit Pfingstmontag dabei, auf den Friedhöfen Gelsenkirchens die tonnenschweren Hinterlassenschaften des Unwetters zu beseitigen. Keine einfache Aufgabe, denn schweres Gerät wie Kettenfahrzeuge (Spinner), Hubsteiger und Ähnliches – derzeit allerorten Mangelware – kann aufgrund des Platzmangels nicht überall eingesetzt werden, denn in der Regel handelt es sich um sehr alte und daher sehr, sehr große Bäume.
Was die angerichtet haben, ist bei einem Kriegsgrab zu sehen. Ein Baum hat den Grabstein beim Umfallen regelrecht in den Boden der letzten Ruhestätte gerammt.
Immerhin, und das macht die Verantwortlichen ein wenig stolz, musste wegen der Schäden noch „keine Beerdigung abgesagt werden“, wie Sabine Otthöfer mitteilt. Sie ist die Abteilungsleiterin der Stadtbildpflege. Möglich ist das aber nur, weil zuvor der Weg bis zum Grab akribisch unter die Lupe genommen worden ist – denn je trockener das Holz angeschlagener Bäume mangels Nährstoffversorgung wird, desto größer ist auch die Bruch- oder Umsturzgefahr. Dass die Friedhöfe (siehe Zweittext) in Gelsenkirchen daher weitgehend noch gesperrt sind – kein Wunder.
Friedhöfe sind in der Regel eingezäunt, ihre Tore abschließbar, dennoch hält der Kommunale Ordnungsdienst ein wachsames Auge auf die Ruhestätten. Schwieriger ist es mit den Kontrollen der Parkanlagen – Flatterbänder sind für Neugierige kein Hindernis. „Wer in gesperrte Gebiete geht, ist in Lebensgefahr“, warnt daher Pascal Sehr noch einmal eindringlich.
Fünf Anlagen im Stadtgebiet sind wieder zugänglich
Nur wenige Friedhöfe in Gelsenkirchen sind schon wieder zugänglich. Dazu gehören die Ruhestätten in Hassel-Oberfeldingen, in Teilen der Hauptfriedhof in Buer, die Anlage Horst-Süd, Beckhausen-Sutum sowie der Nordfriedhof in Hassel. Gesperrt sind bis auf Weiteres: der Ostfriedhof Bismarck-West, Westfriedhof Heßler, Südfriedhof Ückendorf, Rotthausen, Alter Friedhof Mühlenstraße, Resse und Alter Friedhof Beckhausen.
Den Ostfriedhof hat das Unwetter besonders arg getroffen, hier haben 118 Bäume einen Totalschaden erlitten, 228 weisen Totholz oder Bruchstellen auf. Auch hier sind viele Gräber in Mitleidenschaft gezogen worden. Es folgt in der Liste der Hauptfriedhof mit 79 kaputten Bäumen (mit Totholz 219), Rotthausen (76/153), der oben im Artikel erwähnte Südfriedhof (56/122), Sutum-Beckhausen (13/13) und Horst-Süd (6/21). Nach Einschätzung von Gelsendienste wird die Freigabe der Friedhöfe noch länger auf sich warten lassen.
Hotline: 0209 420.