Gelsenkirchen. Für die meisten Kinder ist dieser Mittwoch einfach nur der 2. Januar in der zweiten Ferienwoche. Punkt. Für Ahmet, Astle, Eda, die kleine Sebiha und weitere 19 kleine und große Menschen aus dem Lalok Libre ist Weihnachten. Gemeinsam besuchten sie die Nachmittagsvorstellung des Weihnachtscircus’ Probst.

Möglich gemacht hat diesen Besuch nicht zuletzt das Ehepaar Reinhard und Brigitte Probst. Die Zirkus-Chefs haben die Karten spendiert. So gab es zur Bescherung im Lalok Libre zwei Tage vor Heiligabend Gutscheine für den Besuch im Zirkus.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat noch keiner aus der multi-kulti Gruppe Manegenduft geschnuppert. Am allerwenigsten Sebiha, das „Küken“. Die Kleine guckt denn auch zunächst recht sparsam, als Clown Rudi Brukson die jungen Menschen aus Marokko, Albanien, Griechenland, Bulgarien und aus der Türkei formvollendet unter dem Weihnachtsbaum im Zelt begrüßt.

Respekt vor artistischem Können

Später, in der Pause, als alle vor ihren von Ehrenamtspreisträgerin Doris Tachojianni spendierten Pommes sitzen, erzählen sie. „Ich war so aufgeregt, als die Frau mit dem Einrad auf dem Ball balancierte. Ich dachte immer, die fällt gleich ‘runter.“ Eda (12) hat großen Respekt vor der Leistung von He Yuan, der Leiterin des chinesischen Ensembles Wuqiao Acrobatic Troupe.

Dem neunjährigen Ahmet hat die Bungee-Nummer der chinesischen Zirkuskünstler den Atem verschlagen. „Die haben mir am allerbesten gefallen“, sagt der Junge zwischen zwei Pommesstäbchen. „Ich würde gerne nochmal in den Zirkus gehen.“ Für ihn ist der Besuch im Weihnachtscircus Probst eine Premiere. Das gilt auch für Astle. Die akrobatischen Nummern haben es ihr angetan. „Der Mann an der Stange, der war auch klasse“, sagt sie.

Eine Klasse für sich

Dieser Mann ist Artist Tony Erblay, der mit Eleganz und Körperbeherrschung gleichermaßen atemberaubende Kunststücke am Mast vollbringt, die jedes seemännische Manöver im Mast übertreffen. Ein Mädchen aus der Gruppe sagt nachdenklich: „Das sieht so leicht aus, dabei steckt bestimmt ganz viel harte Arbeit hinter einer solchen Nummer.“ Wohl wahr. Aber das betrifft sicher nicht nur die Akrobaten und Seilkünstler.

Wer sich mit Pferden ein wenig auskennt, dem verlangen die Dressur-Nummern von Zirkusprinzessin Stephanie Probst größten Respekt ab. Die Leichtigkeit, mit der sie edle Rösser im Takt durch die Manege reiten lässt – das ist eine Klasse für sich. Gemeinsam mit dem französischen Showreiter Loic Teutsch toppt die „Prinzessin“ das Ganze später mit der Hohen Schule der spanischen Hirtenreiterei.

Clown Rudi und der Wurm

Die Gitter, die in Windeseile im Manegenrund aufgebaut werden, lassen es erahnen: Tiere kommen. Und was für welche. Vier stattliche Bisons traben herein. Die Jüngsten aus der Schalker Besuchergruppe starren gebannt auf die Szenerie: Antonio Smiek lenkt die mächtigen Tiere Runde um Runde durch die Zeltmitte. Das hat schon was.

Als Clown Rudi auf seine tolpatschige Weise gegen den Wurm in einem übergroßen Apfel kämpft, begreift wohl auch die anfangs skeptische Sebiha, was ein echter Spaßmacher ist. Sie lacht mit den anderen. Und schaut dann ungläubig gen Zirkuskuppel, wo Rebecca Birge und David Jones zu Swing-Rhythmen schwingen. Wieder erleben – nicht nur – die special Guests der Vorstellung eine Darbietung unendlicher Leichtigkeit, die jeden Gedanken an Kraftanstrengung verbietet. Den Kindern macht’s Spaß.

Abschiedsvorstellung am 6. Januar

„Ganz, ganz herzlichen Dank“, sagte Venetia Harontzas gestern an die Adresse des Weihnachscircus’ Probst, der den Besuch der Gruppe aus dem Lalok Libre überhaupt möglich gemacht hat, weil die Familien der Kinder und Jugendlichen den aus eigener Tasche kaum hätten finanzieren können.

Noch bis zum Sonntag, 6. Januar, gastieren die Probsts mit ihrer internationalen Artistentruppe mit ihrem Programm „Fernost trifft Wildwest“ im Revierpark Nienhausen. Vorstellungen täglich: 15 und 19.30 Uhr. Die Abschiedsvorstellung am Sonntag ist um 15 Uhr. Karten gibt’s im WAZ-Leserladen an der Ahstraße, an der Zirkuskasse oder unter 1 77 99 90.