Gelsenkirchen.

Irgendetwas stimmte mit der Nebenkostenabrechnung nicht. Frank Schubert (51) und Sandra Stöckert (37) von der Kurt Schumacher Straße erschien die Summe 405 Euro zu hoch, zumal sie erst spät im Jahr einzogen sind. Beide wandten sich an den Mietverein Gelsenkirchen in Buer. Und siehe da: Sie müssen nicht nur weniger, sondern gar nichts zahlen.

„Mieter haben Rechte"

Der Vermieter hat die Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2011 erst im April dieses Jahres geschickt. Bis Ende 2012 hätte die Abrechnung aber beim Mieter sein müssen. Die Folge: Der Mieter muss nichts zahlen. Dies erfuhren die beiden von Ernst Georg Tiefenbacher, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Mietvereins und Anwalt des Vermieterverbandes Haus und Grund, Rechtsanwalt Eberhard van Kell.

Beide hatten gestern am Tag des Mieters gemeinsam beraten. Damit dokumentierten sie, das Mieter und Vermieter nicht zwingend Gegner sein müssen, wenn sich beide Seiten an Vereinbarungen halten. Im Fall von Frank Schubert und Sandra Stöckert, konnte auch der Haus- und Grund-Mann nur das Versäumnis des Vermieters feststellen.

Überhaupt ist der Streit um die Nebenkosten Schwerpunkt des Mieterbundes. 43 Prozent der Streitfälle machen sie aus. Tiefenbach ermunterte Mieter sich die Jahresabrechnungen genau anzuschauen. „Mieter haben Rechte. Und die lassen sich durchsetzen.“

„Die wollen nur abkassieren“

Dies hat Evelyn Westpahl (58) nicht gemacht und kann nun Probleme bekommen. Sie lebte in einer Wohnung der Deutschen Annington Im Brockenfeld. Dort ist sie jetzt ausgezogen, soll aber noch für Renovierung sorgen. Dies sieht sie aber nicht ein. „Im Winter ging die Heizung kaputt. Wir mussten den ganzen Dreck wegmachen. Außerdem haben die uns Heizlüfter in die Wohnung gestellt, für den wir den teuren Strom zahlen mussten.“

Vor zwei Monaten hatte sie per Einschreiben Widerspruch bei der Annington wegen der Renovierung eingelegt. Eine Antwort habe sie nicht bekommen. „Sie sind viel zu lieb gewesen“, sagte Tiefenbacher. Damals hätte die Miete gekürzt werden können. Im Nachhinein sei dies nur schwer durchzusetzen. Aber es sei schon bezeichnend für die Deutsche Annington, nicht auf das Schreiben zu reagieren. „Mieter interessieren die nicht. Die wollen abkassieren.“

Evelyn Westpahl zuckte gestern nur mit den Schultern. Sie habe auch etwas Bammel vor einer Klage gegen das große Unternehmen gehabt, räumt sie ein. Ob sie für die Renovierung noch aufkommen muss, das könnte ein Fall für das Gericht werden. Erst einmal ist sie aber froh, keine Annington-Mieterin mehr zu sein.