Gelsenkirchen. Gelsenkirchen arbeitet auf allen Ebenen daran, sich den Herausforderungen einer gesellschaftlichen Veränderung durch die Flüchtlingszuwanderung zu stellen.
In Berlin streitet man sich über Möglichkeiten, die Flüchtlingszuwanderung zu deckeln. Und vergreift sich dabei gern mal bei der Wortwahl. Von einer „Lawine“ etwa sprach jüngst Wolfgang Schäuble (CDU) angesichts der nicht enden wollenden Zahl von Menschen, die in Deutschland Sicherheit und Ruhe suchen, vor allem aber hier ein neues Leben aufbauen wollen. Während man am grünen Tisch um Lösungen ringt, arbeitet Gelsenkirchen auf allen Ebenen längst fieberhaft daran, sich den gewaltigen Herausforderungen einer gesellschaftlichen Veränderung zu stellen.
Zu Recht sagte OB Frank Baranowski am Rande einer Konferenz in Berlin, mit einem „Dach über dem Kopf“ sei es für die Neuankömmlinge nicht getan. Es geht um mehr, um so viel mehr: Um Integration – von Kindern in Kitas und Grundschulen, von Jugendlichen in weiterführende Schulen. Es geht um Ausbildung und Arbeit für (junge) Erwachsene. Um vorurteilsfreies Zusammenleben.
Politik hält am Appell fest
Der Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen gibt nicht annähernd das her, was eine gesunde Stadtgesellschaft braucht: ausreichend Beschäftigung auf allen Ebenen. In der gemeinsamen Sitzung von Sozial- und Wirtschaftsförderungsausschuss wurde das mehr als deutlich. Bei allen Bemühungen, anerkannten Flüchtlingen Sprachkompetenz als wesentliche Voraussetzung für den Arbeitsmarkt zu vermitteln, darf man gerade hier nicht aus den Augen verlieren, wie angespannt die Lage für Langzeitarbeitslose und Zuwanderer aus Südosteuropa schon lange ist.
Jeder fünfte Gelsenkirchener bezieht Hartz IV. Das ist schlichtweg dramatisch. Arbeitsagentur und Jobcenter lassen kein Arbeitsmarktinstrument für ihre Kunden links liegen. Strukturprobleme lassen sich so nicht beheben, die Notlage wird allenfalls vorübergehend gelindert. Am Gelsenkirchener Appell hält die Politik ausdrücklich fest. Angesichts der sich zuspitzenden Lage am Arbeitsmarkt wäre dessen Realisierung wichtiger denn je. Aber Berlin ist zu weit entfernt von den Basisproblemen einer Revierkommune!