Gelsenkirchen.. Neue Aufmachung, geänderte Zugänge, frisches Sortiment: Die Gafög öffnet am Ravenbusch Donnerstag einen Laden, der auch beruflich Perspektiven bietet.
Handgeschriebene Zettel zeigen als Platzhalter an, was hier noch in den Regalen landen wird: „Alnatura“ steht da, „Eier“, „H-Produkte“. Rundum sind die Flächen schon gut gefüllt, wird geräumt und gestapelt, arrangiert und geschraubt, getestet und geputzt. Der Tossehof-Markt wird startklar gemacht.
Donnerstag gilt’s: Dann öffnet der Laden am Ravenbusch 2 unter der Regie der Gafög. Für die lokale Arbeitsförderungsgesellschaft ist es nach Heßler der zweite Markt. Für 15 Frauen und Männer wird er Arbeitsplatz. „Wir wollen hier auch deutlich machen, was öffentlich geförderte Beschäftigung bewirken kann“, sagt Dr. Stefan Lob, der Gafög-Geschäftsführer.
Die Zugänge neu gestaltet
Im April 2012 scheiterte ein ähnlich ambitioniert gestartetes Konzept. „Carekauf“, der integrative Supermarkt schloss. An gleicher Stelle ist nun die Gafög am Start im Dienste der Nahversorgung für das Wohnquartier, hat aber den Grund anders bereitet. Die zuvor unübersichtlich zugeschnittene Verkaufsfläche wurde auf etwa 400 Quadratmeter halbiert, die Zugänge wurden neu gestaltet. Nach zwei Seiten öffnet sich der Markt jetzt dem kleinen Geschäftsviertel, wirkt offener und transparenter, bekommt ein Foyer und ein verändertes Sortiment. Die Kühltheken, Obst- und Gemüseregale, vor allem aber die Frischwurst- und Käseabteilung versprechen anders als beim Vorgänger viel Frischware. Hinzu kommt der Back-Shop samt Bistro-Bereich.
Mit der Bäckerei Spickermann aus Resse hat die Gafög einen Partner vor Ort. „Das haben wir gut entwickelt“, glaubt Lob. Bei Spickermann hat Jennifer Schoppe Bäckereifachverkäuferin gelernt. Nun wird die 29-Jährige den Ladenbereich leiten. Die neue Aufgabe lockt. „Das werden wir schon hinkriegen“, ist sie überzeugt. Das gilt auch für Maik Tornow, 26. Ausbildungen als Kaufmann und Schreiner hat er absolviert, war vom Eröffnungstag an im Heßler-Markt, hat dort die Chefin vertreten und nun nach knapp zehn Monaten das Angebot bekommen, den neuen Markt zu leiten. „Die Chance will ich in meinen Wohnviertel nutzen. Das ist für mich natürlich super, auch weil ich hier viele Kunden kenne“, sagt Tornow.
Über fünf Jahre mit Verlängerungsoption hat die Gafög den Mietvertrag abgeschlossen, laut Lob „einen erklecklichen Betrag“ im sechsstelligen Bereich in Umbau und Ausstattung investiert und nicht zuletzt mit den Hauptlieferanten und dem Fleischzulieferer Konditionen verhandelt, „mit denen wir preislich konkurrenzfähig sind“. Ein einladendes Ladenlokal steht am Ende der bisherigen Mühen. Fehlt nur noch der Kundenzuspruch. Das Viertel muss den wiederbelebten Markt annehmen. In Heßler hat das gut funktioniert. Lob: „Vor Ort ist das in Kombination mit der benachbarten Bäckerei der Mittelpunkt schlechthin geworden, auch kommunikativ.“
Vermietung für Veranstaltungen oder Feiern
Der Tossehof-Markt hat rund 400 Quadratmeter Handelsfläche, hinzu kommen der Café- und Bistrobereich sowie weitere rund 200 Quadratmeter Fläche für Lager und Sozialräume.
Neben dem kleinen Café gibt es noch eine Küche. Auch unabhängig von den Ladenöffnungszeiten, stellt sich Dr. Stefan Lob vor, wäre hier eine Vermietung für Veranstaltungen oder Feiern möglich. „Wie weit wir das in der Praxis umsetzen können, müssen wir herausfinden.“ Überhaupt ist der Gafög-Geschäftsführer eher zurückhaltend mit Ankündigungen. Seine Devise: „Angebote schrittweise zu erweitern ist positiver, als sie eventuell wieder einschränken zu müssen.“
Seit rund zehn Monaten läuft der Heßler-Markt am Fersenbruch 28 unter Regie der Gafög. Die Erfahrungen sind positiv. „Wir haben aber auch gesehen, dass wir an der einen oder anderen Stelle nacharbeiten mussten.“ So hat die Gafög laut Lob den Hauptlieferanten gewechselt und die günstigeren Einkaufspreise weitergeben können.
Den Schritt vom geförderten Job zur festen Stelle hat Birgit Steinert in Heßler geschafft. Vom Start weg hat sie am Fersenbruch in einer Maßnahme gearbeitet. Nun ist sie aus dem Langzeit-Kreislauf aus Arbeitslosigkeit, Arbeitsagentur und Jobcenter heraus, hat mit 48 Jahren einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Sie wird im neuen Markt im Tossehof arbeiten – und strahlt wie man es wohl nur kann, „wenn man weiß, dass man nach so langer Zeit eine feste Stelle hat“. Frisörin hat Steinert einst gelernt, danach in der Gastronomie gejobbt, die letzten sechs Jahre hat sie Hartz IV bezogen. „Da kann man dem Kind gar nichts bieten“, sagt sie aus Erfahrung und glaubt, das sich ihr Leben nun ändert.. „Frau Steinert ist voller Tatendrang und voller Selbstbewusstsein“, stellt Gafög-Chef Lob fest. „Sie steht voll zu ihrer Arbeit im Laden wie sie auch im Leben steht.“
Die Geschäftszeiten im neuen Markt: Mo. - Fr., 7 bis 18.30 Uhr, Sa. 7 bis 14 Uhr. Die angegliederte Bäckerei Spickermannmit Bistro-Café wird auch sonn- und feiertags öffnen – und zwar jeweils von 8 bis 13 Uhr.