Gelsenkirchen. Montag wird die Belegschaft über die nächsten Schritte informiert. Der Betriebsrat rechnet mit der Freistellung eines Großteils der Beschäftigten.
Auf eine neuerliche Rettung hatte die (Rest)-Belegschaft gehofft. Doch sie scheint ebenso wenig wie ein Investor in Sicht. Nun gehen bei Stauffenberg höchstwahrscheinlich die Öfen aus, steht die Brotfabrik vor der Abwicklung. Das Insolvenzverfahren wird Anfang Februar eröffnet. Montag wird die Firmenleitung die Belegschaft über die nächsten Schritte informieren. Betroffen sind im Betrieb an der Wembkenstraße in Rotthausen über 140 Mitarbeiter (160 mit Zeitarbeitern), am Standort Daun 80 bis 100 Beschäftigte.
Von der eingesetzten Geschäftsführung und dem vorläufigen Insolvenzverwalter gab es Freitag mit Verweis auf die Versammlung am Montag keinen offizielle Stellungnahme. Erst, hieß es, wolle man die Betroffenen informieren. Das sei man ihnen schuldig.
160 Mitarbeiter in Rotthausen
So lange konnte und wollte der Betriebsrat nicht warten. „Dienstag bei der Gläubigerausschuss-Sitzung“ habe es die entsprechenden Informationen gegeben. „Dann habe ich mir gesagt, das kann ich nicht zurückhalten“, erklärt Detlev Bomsdorf. Der Betriebsratsvorsitzende informierte umgehend die Kollegen im Betrieb und erlebte gestandene Männer im „totalen Schockzustand. Wir waren fix und fertig. Für uns ist das unbegreiflich. So viel Geheule und machtlose Enttäuschung wie in dieser Situation war ungeheuer.“ Und dennoch wurde weiter gearbeitet. „Ich habe Hochachtung vor dieser Arbeitsmoral“, sagt der 55-Jährige.
Seit 113 Jahren wird bei Stauffenberg Brot gebacken, etliche Beschäftigte sind schon 25, 30 Jahre dabei. An der Qualität der Produkte, heißt es im Betrieb, habe es nicht gelegen. Stauffenberg beliefert die großen Discounter mit Brot und Backwaren. Nach der vorläufigen Insolvenz 2013 – damals noch mit fast 250 Beschäftigten in Rotthausen – und einer extrem unruhigen Zeit mit schwieriger Restrukturierung sah die Geschäftsführung Anfang 2014 das „Unternehmen durchaus gerettet“.
Wichtige Kunden hatte man bei Stauffenberg schon vor dem damaligen Insolvenzverfahren verloren und nur teilweise wiedergewinnen können. Im letzten November zog offenbar Aldi einen erneuten und endgültigen Schlussstrich und kündigte die Lieferverträge. „Dadurch sind wir erneut in diese Situation gekommen“, so der Betriebsrat. Doch anders als vor Jahresfrist zeichnete sich diesmal keine Investorenlösung ab. Bomsdorf rechnet damit, dass ein Großteil der Belegschaft zeitnah freigestellt wird, der Rest zum 1. Juni. „Es ist keine Arbeit und kein Geld da.“