Gelsenkirchen. Im Lalok Libre in Schalke setzen sich junge Roma durch Tanz und Theater auch mit ihrer Lebenssituation auseinander. Der LWL fördert das integrative Projekt.
Er tanzt mit den jungen Menschen ab zwölf Jahren, sie spielt mit ihnen Theater: Orhan Fejzulovic und Sinem Budak-Kockaya aus Duisburg sind zwei tragende Kräfte des Theater- und Tanzprojekts für junge Roma im interkulturellen Treffpunkt Lalok Libre in Schalke.
Bezeichnenderweise trägt es den Titel „Zwischen da und hier und morgen“, der die Situation des osteuropäischen Nachwuchses in seiner neuen, vielfach schwierigen neuen wie fremden Lebenswelt trefflich beschreibt.
Sprache und Verständigung
Das von Venetia Harontzas geleitete und vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) geförderte Projekt hat zum Ziel, die Lebenssituation junger Roma in Gelsenkirchen zu thematisieren. „Die Menschen sind integrationswillig, sie brauchen aber auch die Chance dazu“, sagt Lalok-Chefin Venetia Harontzas bestimmt. Im Treff an der Dresdener Straße herrscht das Gebot der Niederschwelligkeit. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass sich hier verschiedene Nationalitäten tummeln und aktuell immer mehr Familien aus Bulgarien dazu kommen. Genauer gesagt: türkischsprachige Roma.
Sprache als Instrument Nr. 1 für Verständigung wird hier groß geschrieben. Für den nächsten Deutschkurs für Frauen liegen bereits 15 Anmeldungen vor. Auch für Tanzlehrer Orhan Fejzulovic ist es selbstverständlich: „Natürlich vermittel ich den Kindern auch, dass Sprache wichtig ist.“ Als serbischer Roma hat er diese Erfahrung selber gemacht, als er mit seiner Familie vor 25 Jahren nach Deutschland kam und ebenfalls in einem Jugendtreff Unterstützung bekam.
Klischees mindestens überdenken
Heute ermuntert er seine kleine Künstlertruppe: „Sprecht deutsch.“ Anders, lacht da Venetia Harontzas, gehe es angesichts der unterschiedlichen Muttersprachen im Lalok auch gar nicht.
Dabei sollen Tanz und Theater noch viel mehr fördern: die Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur, die Persönlichkeitsentwicklung, Teamarbeit, aktive Teilhabe am deutschen Bildungssystem, Selbstwertgefühl. Auf der anderen Seite sollen Nicht-Roma Verständnis für die für sie noch fremde Lebenswelt entwickeln, die facettenreiche Kultur kennen lernen – und vielleicht am Ende Klischees mindestens überdenken...
Tanz und Theater sind Bestandteile des Programms „Dobir Nov Jivot – Stark sein für das neue Leben“, einer Aktion des Vereins zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeit GE-Schalke e.V. mit Unterstützung der Falken, der Kunstschule, der Stadt Gelsenkirchen, des Runden Tisches sowie des Projekts „Kein Kind zurücklassen“.