Gelsenkirchen. Um zwölf Uhr ruhte die Arbeit in der Verwaltung für eine Minute des Gedenkens an Opfer des Terroranschlags in Paris. Das Geschäftsleben lief dagegen fast normal weiter.
Montag, 12 Uhr: Eine Stadt hält inne, viele Gelsenkirchener schweigen zum Gedenken an Opfer und Angehörige der entsetzlichen Terroranschläge, die am Freitag die französische Hauptstadt Paris erschüttert haben. Vor dem Hans-Sachs-Haus wehen deutsche und französische Flagge auf Halbmast. Im Inneren versammeln sich um kurz vor Zwölf geschätzte 200 Verwaltungsmitarbeiter, Stadträte, Bezirksbürgermeister aus dem Süden, Vertreter der Verwaltungsnebenstelle Vattmannstraße.
Stadtdirektor Dr. Manfred Beck dankt allen, die gekommen sind. Dann wird es still im großen Bürgerforum. Nur das Glockengeläut der Kirchen ist zu hören. Später sagt Beck noch: „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass so etwas nie wieder geschieht.“ Das wollen auch die Beschäftigten des Arbeitsamtes. Auch sie unterbrechen um Zwölf für eine Minute ihre Arbeit.
Kein kompletter Stillstand
Auch die Bogestra wollte sich an der Gedenkminute beteiligen – mit Einschränkungen: Es werde „wegen der verkehrlichen Rahmenbedingungen“ um 12 Uhr kein kompletter Stillstand einsetzen. „Allerdings werden die Fahrzeuge, die sich zur Gedenkzeit an einer Haltestelle befinden nach Möglichkeit kurz innehalten“, so ein Sprecher des Verkehrsunternehmens. In der Praxis ist dann mittags der Stillstand aber wohl eher die Ausnahme.
Nichts geht mehr in Buer? Keineswegs. Um 12 Uhr läuft der Geschäftsbetrieb auf der Hochstraße emsig wie üblich an einem Montagmittag, Musik schallert aus Geschäften. Von St. Urbanus ist nichts zu hören. Die Glocken schweigen.
"Erschrocken, dass hier niemand Notiz nimmt"
Auf der Bahnhofstraße in der Innenstadt ist von Innehalten ebenfalls nicht viel zu spüren. Aus den Geschäften ertönt weiter Musik, die Passanten laufen größtenteils wie immer durch die Einkaufsstraße. Nur wenige halten an einem Baum inne, an dem übers Wochenende Blumen, Kerzen und ein Schild mit der Aufschrift „Den Opfern von Paris“ niedergelegt wurden. Als um 12 Uhr die Kirchglocken läuten, schauen die Menschen vereinzelt auf die Uhr, gehen dann aber doch weiter. Selbst die Arbeiten an den Buden für den Weihnachtsmarkt werden nicht unterbrochen.
Allein eine Frau, die ihr Fahrrad über die Bahnhofstraße schiebt, bleibt stehen und gedenkt der Opfer der Terroranschläge. „Ich bin schon sehr erschrocken, dass hier niemand Notiz davon nimmt, es macht mich traurig“, sagt Roswitha Bovensiepen. „Für mich ist es selbstverständlich an die Opfer zu denken und ich mache mir bewusst, dass es überall passieren kann.“