Gelsenkirchen.. Wenn in der Zoom Erlebniswelt Beschäftigungstherapie bei den Nashörnern angesagt ist, leisten die Tierpfleger mit viel Liebe Schwerstarbeit. Jedes Medical Training bei den Nashörnern dauert etwa 15 Minuten pro Tier. Meist ist dann die Geduld der drei Schwergewichtler am Ende.
Wer zwei Tonnen Lebendgewicht sanft kraulen will, muss jede Menge Zeit einplanen. Zeit für Zärtlichkeit. Wenn in der Zoom Erlebniswelt Beschäftigungstherapie bei den Nashörnern angesagt ist, leisten die Tierpfleger mit viel Liebe Schwerstarbeit.
Der achtjährige Lekuru zum Beispiel genießt die Streicheleinheiten mit der Bürste. Jan Schiller dagegen fängt an zu schwitzen. Gut zwei Tonnen und jede Menge Haut wollen gekrault, geschrubbt und abgetastet werden. Nashörner lieben es, von ihren vertrauten Tierpflegern in der Erlebniswelt Afrika nach Strich und Faden verwöhnt zu werden.
Doch diese Streicheleinheiten gibt es nicht umsonst. Immer wieder müssen dafür kleine Kommandos im Rahmen des medizinischen Trainings befolgt werden.
Heute hat Lekuru den Blues
Heute hat Lekuru den Blues, er macht nicht richtig mit. Auf das Kommando „Lift“ hebt er keineswegs das Hinterbein und lässt Jan Schiller unter die Fußsohle nach kleinen Verletzungen schauen. Auch die Untersuchungen am Auge mag er nicht – zu oft ist er in der Vergangenheit mit Augentropfen behandelt worden und blinzelt, sobald man ihn am Auge berührt. Das Kraulen am Schenkel genießt er sichtlich.
„Manchmal legt er sich vor lauter Genuss auf die Seite. Dies belohnen wir dann immer mit ausgiebigem Kraulen und verbinden es mit dem Kommando „Down“, so dass Lekuru sich in der Zukunft auch ohne Kraulen nur auf Befehl hinlegt,“ erklärt Schiller.
Jedes Medical Training bei den Nashörnern dauert etwa 15 Minuten pro Tier. Meist ist dann die Geduld der drei Schwergewichtler am Ende. „Es ist wichtig, dass wir stets mit einem positiven Erlebnis für die Tiere enden, deshalb beobachten wir die Nashörner genau und enden immer mit etwas einfachem, damit die Tiere ihre Belohnung in Form von Futter genießen können.“ Während er die wichtigste Regel beim Training erklärt, positioniert Jan Schiller Lekuru ein letztes Mal mit dem Kopf zur Wand und mit der Körperseite zu den Sicherheitspfeilern am Pflegergang.
Viele Insektenstiche auf der Haut
Bei jedem Training werden die Nashörner abgetastet, Augen und Ohren werden auf Fremdkörper oder Entzündungen kontrolliert.
Nach dem Bullen Lekuru warten die neunjährigen Nashornweibchen Tamu und Cera auf ihr Wellnessprogramm. Tamu hat wie Cera viele Insektenstiche auf der Haut. Jan Schiller sprüht ein den Juckreiz linderndes und entzündungshemmendes Spray auf die Stiche. Tamu hat zusätzlich noch eine kleine Druckstelle am linken Hinterfuß. Auch diese lässt sie sich ohne Murren von Schiller mit Salbe behandeln.
Nashörner können extrem gefährlich werden
Cera dagegen macht nur bei bestimmten Tierpflegern gut mit. Die männlichen Tierpflegerkollegen arbeiten vorwiegend mit dem Nashornbullen, Cera liebt ihre weibliche Bezugsperson. Jan Schiller trainiert seit gut zweieinhalb Jahren mit den schwergewichtigen Tieren. Das Training kennen die drei Nashörner, die von einer Zuchtfarm in Südafrika direkt nach Gelsenkirchen gekommen sind, bereits seit 2008. Nach jedem Training wird in einem Protokoll festgehalten, wie es gelaufen ist. Was wurde wie lange gemacht und wie haben die Tiere mitgemacht, sind wichtige Faktoren für den nächsten Tiertrainer.
Die kurzsichtigen Tiere erkennen ihre Pfleger vor allem an Stimme und Geruch. Für das Gelingen des Trainings ist Vertrauen unverzichtbar. Nashörner können extrem gefährlich werden. Deshalb muss jeder Trainer die Laune der Tiere abschätzen können, sonst droht Lebensgefahr. Reißt ein Nashorn den Kopf hoch, sollte man sich zurückziehen.
Jan Schiller beendet für heute das Training. Zweimal die Woche wird es absolviert.