Gutachter erstellen eine Machbarkeitsstudie zur weiteren Nutzung der Kirche an der Westerholter Straße und beschreiben neun mögliche Szenarien – von der Kita über die Aula bis zum Mehrgenerationenhaus. Bürgern werden die Vorschläge jetzt vorgestellt
Viele Kirchen – zu wenige Christen: In Gelsenkirchen wurden von den 2006 noch 63 Kirchen inzwischen 18 aufgegeben. Natürlich ist vom Sterben der Sakralbauten auch der Stadtnorden betroffen. Beispiel Trinitatis-Gemeinde: Die noch vor zwei Jahren 13 000 Gläubige zählende Gemeinde hatte 2013 acht Gebäude an vier Standorten.
Doch die prognostizierten Rückgänge der Gemeindeglieder und die damit einhergehenden sinkenden Steuereinnahmen zwangen die Gemeinde zu Einsparungen. Bereits im November 2011 fasste das Presbyterium den Entschluss, auf drei Gebäude zu verzichten. Dem Spardiktat fielen das Gemeindehaus an der Adventskirche in Scholven, die Markuskirche in Hassel und die Stephanuskirche in Buer zum Opfer.
Schmerzhaftes Thema
Für den architektonisch außergewöhnlichen, tetraeder-förmigen Bau an der Westerholter Straße haben die Kölner Gutachter Jörg Beste und Annette Paul eine Machbarkeitsstudie für die weitere Nutzung entwickelt. Sie soll am Mittwoch, 17. Juni, um 17 Uhr den Gemeindegliedern und einer interessierten Öffentlichkeit in der Kirche vorgestellt werden.
Die Umnutzung von Kirchen ist kein neues Phänomen. Selbst der ehrwürdige Kölner Dom wurde einst von der französischen Armee als Pferdestall genutzt. Kein neues Thema also, aber für die Gemeindeglieder immer auch ein schmerzliches. Vielleicht ist es in dem Zusammenhang tröstlich, dass Jörg Beste und Annette Paul das denkmalgeschützte Gebäude auf alle Fälle erhalten wollen. Ob das Pfarrhaus und das Gemeindehaus in ein zukünftiges Nutzungskonzept integriert werden können, ist allerdings fraglich. Insgesamt haben die Gutachter neun Szenarien entwickelt.
Oberlichter könnten Raum erhellen
Wird nur die Kirche genutzt, könnten hier auch zukünftig Andachten gefeiert werden. Ein mögliches Kolumbarium mit der Kirchengemeinde als Träger würde die Landeskirche nicht genehmigen. Allerdings sehen die Gutachter auch die Möglichkeit, sie als Aula für die beiden benachbarten Gymnasien und für Veranstaltungen umzugestalten. Was konkret hieße: Bei dieser Nutzung würde direktes Tageslicht im Innenraum benötigt. Dazu sollen verschließbare Oberlichtöffnungen ins Dach integriert werden.
Die neu zu errichtenden Anbauten sollen – wenn überhaupt – im Osten der Kirche erfolgen. Denkbar ist in dem Zusammenhang eine Nutzung durch eine Kita, aber auch ein Tagesmütter-Zentrum und ein kleines Gemeindezentrum.
Städtebauliche Markanz
Sollte das gesamte Grundstück erneut bebaut werden, können sich die Gutachter neben der Kita in der Kirche Mehrgenerationenwohnungen und betreutes Wohnen in direkter Nachbarschaft der Stephanuskirche vorstellen. Ein Vorschlag übrigens, der von der Gelsenkirchener Stadtplanung befürwortet wird.
„Das Kirchengebäude hat einen ungewöhnlichen Gebäudezuschnitt, ist aber durch seine städtebauliche Markanz und seine einzigartige Atmosphäre geeignet, interessante und sehr individuelle Wirkungen mit einer neuen Nutzung zu entfalten“, sagen die Gutachter. Mal schauen, wie die Vorschläge bei den Bueranern ankommen.