Gelsenkirchen.. Die Sparkasse Gelsenkirchen wird ihr Filialnetz bis Oktober 2017 von 31 auf dann 26 Geschäftsstellen reduzieren.

Die Sparkasse Gelsenkirchen wird ihr Filialnetz bis Oktober 2017 von 31 auf dann 26 Geschäftsstellen reduzieren. Das teilte der Vorstandsvorsitzende Bernhard Lukas am Donnerstag mit. Tags zuvor war das Maßnahmenpaket, das für eine Sachkosteneinsparung „deutlich im sechsstelligen Bereich“ sorgen soll, vom Verwaltungsrat abgesegnet worden. Kündigungen soll es ausdrücklich keine geben.

Betroffen sind in der Reihenfolge diese Geschäftsstellen: Zum 1. Oktober 2016 wird sowohl die Filiale in Sutum mit der in Beckhausen als auch die am Zoom mit der in Bismarck zusammengelegt. Es folgen die Fusionen Schürenkamp mit der Geschäftsstelle in Feldmark und Hassel-Nord mit der in Hassel zum 1. Januar 2017. Im Herbst des nächsten Jahres, zum 1. Oktober 2017, beendet die Verschmelzung der Dependance Am Stern mit Bulmke die Maßnahme.

„Wir haben die Geschäftsstellen, um die es geht, in einer langen Analyse ausgewählt. Dabei spielten sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch die Kundenfrequenz eine Rolle“, erläuterte Bernhard Lukas. Die meisten Mitarbeiter, betonte er, würden mit in die Geschäftsstellen wechseln, mit denen ihr Standort fusioniert. „Damit wollen wir dafür sorgen, dass unsere Kunden die ihnen vertrauten Mitarbeiter weiterhin antreffen werden.“ Die Beschäftigten seien bereits am Mittwoch vom Vorstand über die Veränderungen informiert worden.

Zwei wesentliche Gründe

Wesentliche Gründe für die Verschmelzung gibt es laut Lukas zwei: „Zum einen ist da das geänderte Verhalten unserer rund 200.000 Kunden. Die Digitalisierung schreitet stark voran.“ Eine Erhebung des Sparkassenverbandes beförderte folgende Zahlen ans Licht, die zwar nicht im Detail, aber in der Tendenz auch auf Gelsenkirchen zutreffen: Nur einmal im Jahr kommt ein Kunde durchschnittlich zur Beratung in eine Geschäftsstelle, 24 Mal im Jahr nutzt er Geldautomaten oder Kontoauszugsdrucker, 108 Mal nutzt er pro Jahr die Anwendungen im Bereich Online-Banking und 192 Mal wendet er im gleichen Zeitraum die Sparkassen-App an. „Allein in den letzten vier Jahren verzeichneten wir einen Zuwachs der Online-Banking-Teilnehmer von 19 Prozent“, so Lukas. Absolut betrachtet nutzen über 45 000 Kunden das Angebot. Gleichermaßen sank die Einwohnerzahl in Gelsenkirchen in den letzten 15 Jahren um gut 17 000 (minus 6,1 Prozent) auf rund 258 000. Lukas: „Erst durch die jüngste Zuwanderung hat sich der Trend verkehrt.“

Stellen werden bis 2021 „natürlich“ abgebaut

Der zweite Grund für die Reduzierung der Geschäftsstellen ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Dadurch ist unsere Geschäftsgrundlage abgeschafft worden. Wollen wir Geld bei der Landesbank anlegen, müssen wir 0,4 Prozent Zinsen zahlen!“ Den Kostendruck will die Sparkasse derzeit aber nicht an ihre Kundschaft weitergeben.

Klar ist aber auch, dass die jetzt beschlossene Sachkosteneinsparung allein es aber auf Dauer nicht richten wird. Auch die Personalkosten sollen „durch natürliche Fluktuation“ gesenkt werden. Derzeit besetzen ca. 800 Beschäftigte rund 600 Vollzeitstellen.

Bis zum Jahr 2021 soll das Kontingent um rund 70 Stellen reduziert werden.

Kommentar: Kundennähe bleibt das Modell

Völlig unstrittig ist, dass eine Schließung von fünf Filialen keine schöne Angelegenheit sein kann. An dieser Stelle gilt es jedoch zu beachten: Es wird niemand entlassen! Und die Sparkasse Gelsenkirchen wird mit 26 Filialen, 13 im Norden und 13 im Süden, sowie zahlreichen weiteren Einrichtungen seine Kundennähe nicht aufgeben. Die, betonte Bernhard Lukas, bliebe Bestandteil des Geschäftsmodells. Weitere EC-Automaten, einige davon auch mit Einzahlfunktion, sollen installiert werden. Auch soll es einen Bargeld-Bringservice für nicht so mobile Menschen geben in jenen Gebieten, in denen künftig die Geschäftsstellen wegfallen werden. Allerdings ist ein Gedanke nicht von der Hand zu weisen: Ein erster Schritt bei Restrukturierungen fällt oft schwerer als folgende. Insofern bleibt angesichts der Maßnahme einen schaler Beigeschmack.