Gelsenkirchen.

Am Dördelmannshof herrscht bei einigen Anwohnern Unsicherheit. Und Unsicherheit liefert guten Nährboden für Gerüchte. Was geschieht mit dem leer stehenden Ladenlokal, dem ehemaligen Lebensmittel-Discounter Plus? Was könnte hier entstehen, wenn der Laden einmal abgerissen werden sollte?

Norbert Sehlke, der an der Ückendorfer Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Objekt wohnt, hat schon munkeln hören, die Tankstelle könne hierher ziehen? Und am 1. Oktober soll seines Wissens nach ein weiterer Zwangsversteigerungstermin für das Ladenlokal angesetzt sein.

B-Plan einstimmig verabschiedet

Was ihn ärgert: „Dass einfach gesagt wird, hier darf kein Einzelhandel mehr hin. Aber was denn dann?“ Dabei erinnert Sehlke an die Bürgerinformation im Frühjahr 2011, bei der die Verwaltung den Bebauungsplan Nr. 392.1 „Am Dördelmannshof - südwestlicher Teil“ erörtert hat. Immer auch unter Verweis auf das Einzelhandelskonzept der Stadt, wonach die Nahversorgung rund um den Dördelmannshof mit Rewe, Aldi und Trinkgut abgedeckt sei und sich kein weiterer Lebensmittel-Einzelhandel ansiedeln dürfe. Wohl aber ein Schuster, Frisör oder Fahrradladen ... Danach kehrte auf öffentlicher Bühne Ruhe ein – bis Norbert Sehlke sich bei der WAZ meldete und seine Befürchtungen äußerte.

Der Bebauungsplan sei im Stadtentwicklungsausschuss und im Rat einstimmig beschlossen worden, teilte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage mit. Was den Leerstand angeht, deutete er an, das sei wegen schwieriger Besitzverhältnisse eine unglückliche Situation. Die dort tätigen Entwickler hätten ihre Bemühungen eingestellt.

Das leer stehenden Ladenlokal in Ückendorf bereitet wohl auch der SPD Sorgen. Stadt- und Bezirksverordnete aus Süd hatten das Gespräch mit der Verwaltung gesucht. „Wir haben deutlich gemacht, dass der Leerstand im Interesse des Standortes, des Stadtteils und der Anwohner möglichst schnell beseitigt werden muss“, berichtet Stadtverordneter Ulli Jacob.

Dabei sei erfreulich, dass die Verwaltung sich der Argumentation, der Dördelmannshof erfülle entgegen der Einschätzung im Rahmen des Einzelhandelskonzepts durchaus eine Nahversorgungsfunktion für Ückendorf, nicht verschlossen habe. „Wir konnten glaubhaft mit der Lebensrealität der Menschen argumentieren, deren Meinung wir aus Gesprächen vor Ort kennen.“

Wieder auf den Prüfstand

„Uns ist wichtig, dass eine tragfähige Lösung gefunden wird“, schloss sich Michael Thomas Fath, Vorsitzende der SPD-Bezirksfraktion, an. „Der Standort Dördelmannshof sollte durch eine langfristig angelegte Nachfolgenutzung seine Attraktivität behalten. Dabei stellen wir den aus stadtplanerischen Erwägungen beschlossenen Bebauungsplan nicht in Frage.“ Allerdings, so Fath, sei man sich bewusst, dass der Bebauungsplan dann wieder auf den Prüfstand müsse, „wenn die durch ihn gesetzten Rahmenbedingungen keine Behebung des Leerstandes mehr ermöglichen“.

Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski (SPD) meinte, bis zum Jahresende soll im Rahmen des Bebauungsplans eine Lösung für die Nachfolgenutzung gesucht werden. Ergebe sich bis dahin nichts, müsse über eine Nutzung geredet werden, „die der Bebauungsplan aktuell ausschließt“.