Über die Kreuzung Kurt-Schumacher Straße/Emil Zimmermann Allee rollt nicht nur der meiste Verkehr in Gelsenkirchen, sie ist auch ein Ausnahmefall für die Statistik: 50 mal hat es dort 2009 gekracht. 2008 verzeichnete die Polizei bereits 47 Unfälle, zwei davon mit Verletzten.
Damit rangiert die Kreuzung oben auf der Liste der „Unfallträchtigen Verkehrsknoten“. Warum es so häufig scheppert? „Wir sind dem Geheimnis noch nicht so recht auf die Spur gekommen“, gesteht Jürgen Schlöhlein.
Eine Ausnahme am Montag. Ansonsten konnte der Direktionsleiter Verkehr belastbare Fakten bieten: Im Polizeipräsidium wurde das „Verkehrslagebild 2009“ präsentiert. Und das geriet in weiten Teilen erfreulich.
8545 Unfälle (2008: 8378) nahm die Polizei im letzten Jahr auf. In 820 Fällen wurden Personen verletzt oder gar getötet (854 in 2008), 5956 mal blieb es bei Sachschaden (5729 in 2008). Plus zwei Prozent mehr bei der Gesamtzahl passen nicht zum NRW-Trend. Hier sank die Quote um 0,05 %. Doch Schlöhlein relativiert: Die Steigerung wurde allein durch Bagatelleunfälle verursacht, zudem wirkte sich die Statistik 2008 nachhaltig aus. Damals lag der Rückgang gegenüber 2007 mit minus 5,2 % klar unter Landestrend. Insgesamt, so Schlöhlein, „liegt die Erhöhung immer noch unter unserem Fünf-Jahres-Schnitt.“ Dazu passt: Die Zahl der Verunglückten ging von 1065 auf 1022 um 4 % zurück (NRW: minus 2,3 %). Die Zahl der Schwerverletzten sank um 3,3 % auf 119, im Land waren es minus 1,9 %.Um 8,7 % auf 168 ging die Zahl der verunglückten Radfahrer zurück 6,8 % weniger Fußgänger (2009: 15, 2008: 161) hatten einen Unfall. 126 Unfälle mit einem motorisierten Zweirad wurden aktenkundig, 184 waren es im Jahr zuvor. „Die Zielgruppe, die nach wie vor den meisten Kummer macht“, bleiben für Schlöhlein die „jungen Wilden“. 185 junge Erwachsene unter 25 Jahren (minus 5,6 %) hatten einen Unfall. „Damit können wir uns nicht zufrieden geben“, betont der Direktionsleiter.
1983 starben noch 24 Menschen auf Gelsenkirchener Straßen
Sicher fühlen dürfen sich die Senioren der Stadt. Die Unfallzahlen sind dauerhaft rückläufig und sanken um 17 oder 14,8 % auf 98. Konstant blieb mit sechs die Zahl der Verkehrstoten. „Seit 1989 bewegen wir uns zwischen fünf und zehn Opfern pro Jahr“, so Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt. Zum Vergleich: 1983, so die Langzeitstatistik, starben noch 24 Menschen. Bei den den Prozentwerten verzeichnet die Polizei einen weiteren Negativ-Ausreißer: 3,7 % mehr Kinder wurden als passive Verkehrsteilnehmer verletzt. In absoluten zahlen bedeutet das: 2008 kamen 27 Kinder zu Schaden, 2009 waren es 28. Insgesamt sank die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern um zwei auf 112.
Hauptunfallursachen waren Fehler beim Abbiegen (648) und nicht angepasste Geschwindigkeit (380). Drogen und Alkohol am Steuer werden bei Unfällen weniger auffällig, stellen die Statistiker fest. Die Fallzahl sank um 35 % auf 109 Fälle.
Recht gute Aufklärungsquoten erzielte die Polizei bei Unfallflucht. 1633 mal (2008: 1629) machten sich Verkehrsteilnehmer aus dem Staub, 798 (767) Fälle wurden geklärt werden. „Sieben von zehn Fahrern konnten wir bei schwereren Unfällen ermitteln“, sagt der Direktionsleiter. Mit 70,5 % Aufklärungsquote liegen die Gelsenkirchener hier deutlich über dem Landesschnitt (54,7%).