Gelsenkirchen. Sozialpädagogin Barbara Bienert schellt in ausgewählten Straßen an Türen, spricht mit den Leuten und hat Nachbarn schon bei zwei geselligen Treffen einander näher gebracht.
Sie versucht, Menschen im Mikrokosmos zusammenzubringen, geht von Tür zu Tür, sucht das Gespräch mit den Leuten – und macht die unterschiedlichsten Erfahrungen. Die wenigsten sind abweisend, manche lassen sich auf eine kurze Konversation ein, bei anderen sitzt sie gleich im ersten Anlauf zwei Stunden in der guten Stube und hört viele Anekdoten über das Leben im Stadtteil. Der beste Anfang, um Anonymität in der Nachbarschaft zu brechen. Barbara Bienert sagt lachend, sie habe schon „irre Geschichten“ erlebt. Und immer wieder ist sie diejenige, die den ersten Schritt macht, klingelt, sich vorstellt, fragt, wo der Schuh drückt.
Die Sozialpädagogin ist in den Häusern an der Bronner- und der Hüttenstraße sowie Auf dem Graskamp in Bulmke-Hüllen unterwegs und schmiedet Kontakte, die von Dauer sein sollen. Zunächst ihren eigenen zu den Menschen, dann zwischen den Leuten, die Tür an Tür wohnen, aber in manchen Fällen dennoch nicht viel übereinander wissen. Als Koordinatorin des Projekts „Nachbarn helfen Nachbarn“ des evangelischen Kirchenkreises – konkret des Referats Altern um Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek – ist Barbara Bienert seit dem vergangenen Jahr als aktive Netzwerkerin unterwegs. Die drei Straßen ihres „Mikrokosmos“ sind für das Projekt ausgewählt worden, weil dort viele Ältere aber auch etliche Bezieher von Transferleistungen leben.
Nachbarschaftstreffen erfolgreich
„Ich habe viele Hochaltrige kennen gelernt, die mich fasziniert haben“, erzählt sie. Und sie hat an der Bronnerstraße – dort hat Bienert das Nachbarschaftsprojekt angeschoben – Menschen getroffen, die sich schnell für die Idee begeisterten und etwa Info-Handzettel verteilten. Mit dem ersten Nachbarschafts-Café im Oktober 2014 in einem Garten an der Bronnerstraße war hier der erste Schritt getan. Etwa 20 Leute saßen in gemütlicher Runde zusammen. Fortsetzung erwünscht.
Bevor es im Januar zu einem weiteren Treffen von Nachbarn kam, zog Barbara Bienert durch die Hüttenstraße und den Graskamp. „Dort ist die Situation völlig anders“, schildert die Gelsenkirchenerin ihre Eindrücke. Auf der Hüttenstraße etwa sei sie schon auf der Straße als Fremde ausgemacht worden. Mit anderen Worten: Hier kennt man sich. In diesem Quartier hat sie in Guido Tuchenhagen einen aktiven Unterstützer des „Nachbarn helfen Nachbarn“-Projekts gefunden. Er stellte seine Garage für ein Nachbarschaftstreffen zur Verfügung, heizte gegen die winterliche Kälte an – und an die 50 Leute unterhielten sich einen Samstagnachmittag lang angeregt. Funktioniert hat auch die Idee des Tausch- und Geschenketisches. Barbara Bienert ist höchst zufrieden mit dem Anfang. Und im März geht’s in Hüllen weiter.