Gelsenkirchen. Im Industriewald Rheinelbe lernen Kinder spielerisch die Natur kennen. Eine Woche lang gibt es täglich Wissenswertes rund um den Gelsenkirchener Wald.
„Habt ihr Holz oder müssen wir dazu erst einen Baum fällen?“, fragt der zehnjährige Lukas, als er das Wochenprogramm hört. Tanja Rattay, Vorsitzende des Naturschutzbundes Gelsenkirchen, erklärt, dass diese Woche noch Holzmagnete gebastelt werden. Neun Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren machen gerade eine kurze Frühstückspause – sie sind Teilnehmer der Ferienfreizeit Industriewald-Scout in der Forststation Rheinelbe. Einen Baum brauchen und dürfen die Kinder aber nicht abholzen.
Teichexkursionen und Himmelsleiter
„Seit vier Jahren führen wir diese Freizeit durch“, so Nadine Rattay, Leiterin des JugendUmweltMobils. „Wir möchten die Kinder für die Natur sensibilisieren. Sonst laufen sie oft nur auf Asphalt, da merken sie schon einen Unterschied, wenn sie sich auf dem Waldboden bewegen.“ Die Ferienaktion findet komplett draußen statt – auch bei Wind und Wetter. Während der Besprechung des Programms werden auch die Wünsche der Kinder berücksichtigt. „Ich möchte Stockbrot“, hört man es aus den Reihen. „Oder eine Calzone!“ So stehen Teichexkursionen, ein Ausflug zur Himmelsleiter, Filzen und viele Spiele auf dem Programm. Und auch Stockbrot wird es geben.
Stetiger Begleiter ist das JugendUmweltMobil. So befinden sich in dem Bulli zum Beispiel Mikroskope und Utensilien für Tests, um die Wasserqualität zu ermitteln.
Eltern haben oft nicht so viel Zeit
„Gerade haben wir Stöcke gesammelt, daraus haben wir uns einen Kreis gebaut, der jetzt unser Treffpunkt ist. Ich finde es schön hier und freue mich, viele Blumen zu sehen.“, sagt die siebenjährige Tanja. Nun wird aber gefilzt. Eine Schlange soll es werden. „Vielleicht sehen wir im Laufe der Woche ja auch hier einmal eine echte Schlange“, sagt Tanja Rattay. Die jungen Forscher staunen: „Hier!?“ Die Kinder haben freie Auswahl bei der Gestaltung ihrer Schlange, die Mädchen entscheiden sich für rosa und lila Schlangen, bei den Jungs darf es grün, rot, gelb und blau sein. Die meisten filzen zum ersten Mal. Da fallen Aussagen wie „Das fühlt sich an wie mein Hund, wenn er aus dem Pool kommt“ oder „Jetzt weiß ich, womit ich meine Schwester demnächst ärgern kann!“ Nach dem Filzen erhält die Schlange noch eine Zunge. „Hier lernen die Jungs das Nähen“, sagt Tanja Rattay und lacht.
Vier Stunden am Tag verbringen die Kinder in der Natur. Sie lernen etwas über Tiere, Pflanzen und, ganz wichtig, es wird viel gespielt, gebastelt und sich bewegt. Die Kinder lernen oft ganz neue Dinge kennen: „Einige von ihnen waren noch nie auf der Himmelsleiter, obwohl sie in Gelsenkirchen leben. Oft haben die Eltern dafür keine Zeit. Daher sollen die Kinder hier etwas nach Hause nehmen, ihren Eltern vielleicht einmal Pflanzen zeigen“, erläutert Nadine Rattay. Es bestehe definitiv ein hoher Bedarf, vielerorts gebe es weniger Möglichkeiten.
„Ich freue mich am meisten auf das Bogenschießen. Die Ausrüstung dafür basteln wir nämlich selbst. Außerdem finde ich die Himmelsleiter toll!“, sagt Lukas, der bereits zum dritten Mal dabei ist.