Gelsenkirchen.

Kaum ist der Landtagswahlkampf vorbei, da muss sich Oliver Wittke bereits auf den für den Bundestag im September nächsten Jahres vorbereiten. Zwar steht als letzte Hürde die Nominierung durch die Kreisvertreterversammlung der CDU Gelsenkirchen am 16. Januar 2013 im Weg, doch wer zweifelt ernsthaft daran, dass der 46-Jährige auch die locker zu nehmen weiß.

Berlin reizt den Politiker aus Buer-Bülse. Die offizielle Lesart stellte der CDU-Kreisvorsitzende Guido Tann am Dienstag der Öffentlichkeit vor: „Kreisvorstand und Vorsitzendenkonferenz haben Oliver Wittke auf meinem Vorschlag hin am Montagabend einstimmig als Direktkandidaten für den Wahlkreis 123 (vormals 124, Anm. d. Red.) nominiert.“ Für ihn selbst, berichtete Tann, würde eine Kandidatur nicht in Frage kommen: „Ich habe es mir lange überlegt, aber es passt nicht in meine Lebensplanung.“ Stattdessen will er sich im Sommer nächsten Jahres erneut für den Kreisvorsitz der Christdemokraten bewerben.

Der Entscheidung pro Wittke ging auch eine Findungsphase des Protagonisten in Bülse voraus. „Ich habe schon überlegt, ob das überhaupt in meine Lebensplanung passt. Ich habe das auch intensiv mit meiner Familie besprochen, die mich in meinem Vorhaben unterstützt, Gelsenkirchen im Bundestag zu vertreten.“

Über Politik zu reden ist seins

Womit Wittke mitten im Stoff steht. Über Politik zu reden und sie zu gestalten, das ist ganz offensichtlich seins. Entsprechend hält er es auch für völlig selbstverständlich, nur sechs Monate nachdem er als Generalsekretär der Landes-CDU einen Wahlkampf in den Sand gesetzt hat, mit großer Energie auf die umfangreichen Reisevorbereitungen für ein Mandat in der Hauptstadt zuzusteuern. „Berlin und Gelsenkirchen hängen in vielen Bereichen eng zusammen“, sagt Wittke, der sich über das klare Partei-Votum vom Montag freut. Und dass es enge Verflechtungen gäbe, wie sie etwa in der Übernahme der Grundsicherungskosten sichtbar würde, die die Stadt künftig stark entlasten würde. – Der Betriebs-Modus steht bereits auf Wahlkampf.

Über diese Wort-Brücke kommt der Landespolitiker (Abgeordneter, Ex-Generalsekretär, Ex-Minister) auch auf sein Engagement vor Ort zu sprechen. „Das habe ich ja nie aufgegeben, aber ich konnte es als Landespolitiker nicht so intensiv ausfüllen.“ Das wolle er ändern und regelmäßig an den Sitzungen der CDU-Gremien teilnehmen, um den Basispuls zu spüren.

Die Abschlussfrage, mit welchem Platz er auf der Landesreserveliste rechne, um tatsächlich nach Berlin gehen zu können, konterte Wittke mit einer für ihn typischen Antwort: „Erst mal trete ich an, um in Gelsenkirchen zu gewinnen.“

Kommentar: Keine Überraschung

War das eine Überraschung, dass die CDU Oliver Wittke als Kandidaten aufstellt? Nein! Wer sich ein wenig mit Politik in Gelsenkirchen beschäftigt, den wundert das nicht. Wittke ist der prominenteste Christdemokrat in der Stadt. Das verdankt er seinen Jobs: Oberbürgermeister, Landesminister, Generalsekretär, Landtagsabgeordneter. Als Profi weiß er auch, dass es sich immer nur um Engagements auf Zeit handelt, die durch die Wähler verlängert werden können – oder nicht.

Was aber zieht Wittke nach Berlin? Ein Mann wie er findet sich mit einer Rolle ohne große Bedeutung (wie jetzt in Düsseldorf) auf Dauer nicht ab. Ein Mann wie er sucht das Rampenlicht, wenn er politisch aktiv ist. Wittke wird sich also in der Hauptstadt neu erfinden wollen. Eine Rolle, sollte er das Mandat bekommen, die er meistern kann. Seine Prominenz als Chef der Ruhr CDU wird ihm einen Listenplatz bescheren, der das Vorhaben umsetzbar erscheinen lässt – im Gegensatz zu Tann. Und Wittke geht kein allzu großes Risiko ein. Sollte es nicht nach Wunsch laufen, bleibt ihm sein Job als Abgeordneter in Düsseldorf.

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