Gelsenkirchen.. Drei Tage, 150 Musiker, neun Bühnen, 6000 Besucher: Die auch diesmal von Rolf Wagemann organiserten Jazztage sorgten auch diesmal für beswingte Stimmung in der Stadt. Auch von Platzregen läßt sich ein wahrer Jazzfan in Gelsenkirchen nicht abschrecken.
Wären die 26. Gelsenkirchener Jazztage ein Fußballturnier, könnte man sagen: Nach der ersten Halbzeit regnete es Katzen und Hunde. Ab Samstagnachmittag waren die Schleusen des Himmels geöffnet, blieben es bis Sonntag.
Was wahre Jazzfans, wie Rolf Wagemann betont, nicht anfocht. „Mit einem Regentag rechnen sie grundsätzlich.“ Der Mann, der Herz und Hirn der Jazztage ist, behielt recht: Die Besucher swingten mit. Denn Jazz und Boogie Woogie der 50er und 60er Jahre bestimmten das Programm. Entlang Bahnhofsvorplatz und Neumarkt, Heinrich-König-Platz und Ebertstraße versammelten sich die Zuhörer, kuschelten sich ab Samstagnachmittag einträchtig unter die Regen- beziehungsweise Biergarten-Sonnenschirme und applaudierten unter Geschäftsmarkisen.
Historie der Songs erläutert
„Wir wollten so gerne aus Südbayern die Sonne mitbringen. Das können wir heute aber nur musikalisch“, so Michael Alf, der mit seinem Trio (Piano, Kontrabass und Schlagzeug) aus dem Stand heraus für gute Laune sorgte. Zwischen den einzelnen Stücken – und es waren Hochkaräter dabei wie der Pinetop Boogie Woogie von 1928 von Clarene „Pinetop“ Smith, der einer ganzen Stilrichtung den Namen gab – plauderte Michael Alf charmant, erläuterte Titel und Geschichten einzelner Songs.
So hoch das Niveau der Bands aus dem In- und Ausland war, so gut war auch die (Bühnen-)Technik. Auf Bühnen, in Hör- und Sichtweite, tobten sich die Musiker aus. Da wehte von der Ele-Bühne an der Blue Box beispielsweise Rockiges (Biggerbang aus Stuttgart fetzten wie die Rolling Stones in jungen Jahren los) herüber, und trotzdem konnte das Publikum an der Bühne 2 (Bisching & Stein) sofort in Songs von Ray Charles oder Dean Martin schwelgen, die Michael Alf wunderbar zu interpretieren wusste.
Wenn sich pro Bühne 150 Leute fesseln ließen an den drei Tagen, und man die Jazzsausen im Maritim dazurechnet, kommt man locker auch auf die von Rolf Wagemann geschätzten 6000 Besucher. Der 64-jährige Promoter war voll in seinem Element – heißt, er kümmerte sich um mehr als nötig: „Weil’s so geregnet hat, war es an manchen Stellen rutschig. Ich bin eine Treppe runtergefallen.“ Das Fußgelenk tat ihm weh. Zum Arzt geht er aber erst heute.
Wagemann hat einen Wunsch: „Ich würde gerne die Verantwortung abgeben. Aber noch ist keiner in Sicht.“ Er träume davon, dass ihn eine seiner beiden Töchter den Wunsch erfüllt. „Jenny ist auch Eventmanagerin. Aber sie lebt in Berlin, ist gerade Mutter geworden und ich bin stolzer Großvater.“
Stolz kann Rolf Wagemann auch auf die Jazztage sein. Gelsenkirchen swingt – dank Wagemann.