Gelsenkirchen. Gesprächig ist der Mann nicht. Er klagt vor dem Essener Landgericht über Erinnerungslücken. Kein Wunder: Zum Frühstück gab’s stets eine viertel Flasche Doppelkorn, schildert der Angeklagte (36) aus Gelsenkirchen seinen Tagesbeginn.
Verantworten muss er sich u. a. wegen schweren Raubes. Am 21. Februar soll er mit einer ungeladenen Pistole die Schlecker-Filiale Düppelstraße in Buer überfallen haben. Nicht nur Alkohol ist sein Problem, Drogen auch. Im August 2010 soll er zudem in Bottrop beim Heroinkauf einem 41-Jährigen ein Messer in die Seite gestoßen haben.
„Von diesem Herrn“ sei sie überfallen worden, sagt die Schlecker-Filialleiterin und deutet auf den Angeklagten. „Ich habe mir das Gesicht gemerkt.“ Nachdem er anfangs nichts zu den Vorwürfen gesagt hatte, legt der Angeklagte später ein Geständnis ab. „Ich wollte ein bisschen mehr Geld haben“, nennt er sein Motiv, um sich „nicht Tag für Tag um die Finanzierung der Süchte kümmern zu müssen“.
Es war am Nachmittag, als er damals in den Laden kam und „Hallo“ sagte. „Dann merkte ich einen Stich in der Seite“, erinnert sich die Filialleiterin (57), die in 17 Jahren ihren dritten Überfall erlebte. Der Täter drückte ihr die Waffe an die Hüfte und forderte: „Überfall, Geld!“ Rund 1000 € erbeutete er und Zigaretten für 500 €. Er habe dauerhaft die Waffe auf sie und ihre Kollegin gerichtet, sagt die 57-Jährige. Auch als er ihnen beiden und einer Kundin den Mund mit Paketklebeband verschlossen habe. „Meiner Kollegin und mir liefen die Tränen runter“, erzählt die Zeugin. „Ich tue euch nichts, ich brauche nur Geld“, habe der Räuber gesagt. „Dann musst Du arbeiten gehen“, soll eine Kundin leise empfohlen haben. Der Täter hörte das und forderte Geldbörse und Papiere von ihr. Zum Schluss soll er Mitarbeiterinnen und Kundin ins Büro eingesperrt und den Laden abgeschlossen haben. „Schlecker ist heute geschlossen“, soll er draußen lachend zu einer Frau gesagt haben.