Gelsenkirchen.. Am Freitag wurde im Hafen der Baustart für den 350-Meter-Tunnelbau unter dem Rhein-Herne-Kanal gefeiert. Vom Schacht 52 aus werden im Tunnel riesige Beton-Rohre verlegt: Ein unterirdischer “Emscherschnellweg“ soll entstehen.
Polier Raschid Merikhi steigt tief im Schacht auf eine Alu-Leiter, stellt die bronzene Barbara-Figur in einen kleinen Schrein, der an der Betonwand hängt. Die Heilige ist in Schutz-Position, der zweite Teil der Zeremonie geht ebenso glatt. Die Taufe der Bohrmaschine „Isabel“, die sich in den nächsten Jahren durch den Gelsenkirchener Untergrund wühlt, läuft reibungslos.
„Gott sei Dank. Das hat geklappt. Wunderbar“, entfährt es Jens Tautenhahn, einem der Spezialisten aus dem riesigen Bautross, den „w&f“ zum Baustart an der Hafenbahnstraße in Schalke versammelt hat. „Er ist mein Maschinenführer und fährt den Hobel hier“, sagt Andrés Guevara Kluxen. Der Hobel – das ist eine nagelneue Vortriebsmaschine mit 125 Tonnen schwerem Fräskopf. Maximal 2500t Druck sorgen dafür, dass er sich in den Emschermergel gräbt und Platz schafft für die Betonrohre mit 3,60m Außendurchmesser. „Die Systemleistung garantiert 70 Millimeter pro Minute“, erklärt Kluxen. Gut einen Monat wird es dauern, allein den 350-Meter-Tunnel vom Schacht 52 unter den Rhein-Herne-Kanal zu graben und mit Kanalrohren zu bestücken.
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Man sieht: Der Emschertunnel-Bau für den Kanal, der den Fluss vom Abwasser befreien soll, ist ein langwieriges Geschäft – und für Kluxen, den Oberbauleiter Vortrieb der Baufirma „Wayss & Freytag“ (w&f) ist dieser Freitag ein besonderer, auch segensreicher Tag. Nicht nur, weil zwei Geistliche in ökumenischer Eintracht auf der Baustelle sind, die Segen für Menschen und Maschinen erbeten haben, sondern auch, weil sichtbar ein Stück Zukunft angefahren wird: Ein Jahrhundertprojekt hat das Stadtgebiet erreicht, der Auftrieb ist enorm.
"Wir lassen uns auch beeindrucken"
„So sind wir hier in der Mitte des Reviers, wir lassen uns auch beeindrucken“, sagt Oberbürgermeister Frank Barnowski zum Auftakt. Baucontainer, ein mächtiger Portalkran, XXL-Betonrohre, eine Bau-Lokomotive und gut gesicherte Ausrüstungslager liefern die Kulisse für die Einweihungszeremonie und die obligatorischen Ansprachen. Mit Blick auf diese Baustelle könne man „ahnen, wie aufwändig die Arbeiten sind“, sagt Baranowski. Und: „Es gibt aber keinen Zweifel: das ist ein Aufwand, der sich lohnen wird.“
An den Schächten, die für den Tunnelvortrieb in den Grund getrieben werden, geht es „nicht um die Wiederkehr des Bergbaus, sondern um die Aufräumarbeiten nach seinem Abschied“, stellt der OB fest. Entstehen werde ein „unterirdisch verlaufender Emscherschnellweg“, der „Voraussetzung dafür ist, dass wir im Emschertal wieder so etwas wie eine naturnahe Landschaft erhalten, dass aus einem traurigen Gewässer wieder ein Fluss wird.“
2017 soll Kanal fertig sein
Die Emschergenossenschaft wühlt sich dafür durch: Bis 2017 soll der Abwasserkanal zwischen Dortmund und Dinslaken liegen. Allein 100 Beschäftigten liefert das Teilprojekt in Schalke Arbeit. Für Dr. Jochen Stemplewski, den Vorstandschef der Emschergenossenschaft ist der Bau entsprechend „auch ein Stück Konjunkturpaket“. Das Ganze, betont er, „ist machbar und wir werden es schaffen.“
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Kein Redner, der am Freitag nicht mit besten Wünschen „für gutes und unfallfreies Bauen“ schließt und ein „herzliches Glückauf“ wünscht. Selten ist der Revier-Gruß aus einer anderen Zeit so passend.