Gelsenkirchen.. Die iranisch-deutsche Künstlerin Ahang Nakhaei zeigt ab Samstag in der Kutschenwerkstatt in Ückendorf märchenhafte Bilder und poppige Collagen
Wenn die Märchenwelten von „1001 Nacht“ auf Fotos von Unterwäschemodellen treffen, dann hat sich die iranisch-deutsche Künstlerin Ahang Nakhaei ans Werk gemacht: Ab Samstag, 24. September (Vernissage ist um 19 Uhr), präsentiert sie eine Ausstellung mit dem langen Titel „Noch wiegen sich die Farben im Lichtspiel der Zeiten“ in der Alten Kutschenwerkstatt an der Bochumer Straße 130. Mit gleich zwei Bilderserien kehrt die Iranerin zu ihren Wurzeln zurück: „One Thousand and One night“ und „The Ancient Mythology“ entstanden in ihrer iranischen Heimat, aus der sie vor vier Jahren nach Gelsenkirchen floh. Inzwischen hat sich Ahang Nakhaei in Essen eine neue Existenz aufgebaut, doch das Heimweh bleibt: „Wenn ich heute auf meine alten Bilder blicke, sind die Erinnerungen sofort wieder da“, sagt sie.
Ihre Eltern brachten die beiden Bilderserien bei ihrem letzten Besuch in Deutschland mit, so dass sie nun zum allerersten Mal in Deutschland gezeigt werden können, wo Ahang Nakhaei, die in Teheran ihren Bachelor in Grafik Design und einen Master in Illustration gemacht hat, ihren Stil sehr drastisch geändert hat.
Inzwischen sind poppig bunte Collagen mit vielen kleinen Details zu ihrer Handschrift geworden, die großen Gemälde mit Glitzerelementen und traumhaften Märchengestalten hat sie hinter sich gelassen. Mit den neuen, kleinformatigen Bildern verarbeitet Ahang Nakhaei auch die vielen neuen Eindrücke, die sie bei der Ankunft in der westlichen Welt gewann, wobei sie bei den Inhalten nicht immer von einem Gewinn sprechen mag: Für ihre Collagen schneidet sie Abbildungen von nackten oder halbnackten Frauen aus Zeitschriften oder Werbeprospekten aus und stellt ihnen traditionelle persische Motive gegenüber.
Wenn aus Müll Kunst wird
So werden ihre Arbeiten auch zur wortlosen Kritik an den Dingen, die in der arabischen Welt komplett verhüllt und in der westlichen Welt manchmal allzu freizügig gezeigt werden. „Ich habe im Sommer meine Bilder in Hamburg gezeigt und war dann auch oft in St. Pauli und auf der Reeperbahn unterwegs. Dabei sind mir immer wieder diese Frauen ins Auge gefallen, die von Männern als Prostituierte ausgebeutet werden. Genau das finde ich schlimm: Dass oft geldgierige Männer bestimmen, wie Frauen sich präsentieren müssen“, sagt die Künstlerin, die morgens den Müll der Nacht aufsammelte und zu Kunst verarbeitete.
Ihre Werke sollen der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Und aus ihrer Perspektive gesehen, wirkt das, was hier Alltäglich ist, auch irgendwie befremdlich. Ahang Nakhaei hat in diesem Jahr übrigens auch den Preis für die Auszeichnung zur „Migradonna“ gestaltet. Dieser wird am Freitag, 23. September, um 18 Uhr in der Flora an der Florastraße 28 in Gelsenkirchen verliehen. Nakhaei hat dafür eine Collage geschaffen, die einen Frauenkopf mit Krone, Wurzeln und Zugvögeln zeigt – Symbole, die den Herzen des Migradonna-Preises treffen, mit dem mutige Frauen, die sich in Gelsenkirchen ehrenamtlich engagieren, ausgezeichnet werden.
Die Ausstellung mit den Werken von Ahang Nakhaei ist übrigens die letzte in der Kutschenwerkstatt für 2016. „Sie ist bis zum 23. Oktober donnerstags und sonntags von 16 bis 19 Uhr zu sehen, danach wird es einfach zu kalt“, sagt Helmut Warnke.
Das Referat Kultur und das kommunale Integrationszentrum unterstützen die Werkschau.