Gelsenkirchen.. Das Blackfield Open Air in Gelsenkirchen zog 5000 hauptsächlich schwarz gekleidete Fans ins Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal. Neben vielen üppigen Kostümen wurde musikalisch auch wieder Einiges geboten. Eine Neuerung: dieses Jahr wurde an drei statt sonst an zwei Tagen gefeiert.
„Kann mal jemand die Sonne ausknipsen“, fragt Project Pitchfork-Frontmann Peter Spilles ins weite Rund und lässt sich prompt eine dunkle Spiegelbrille aus der ersten Reihe anreichen. Nein, auch wenn andere von perfektem Open-Air-Wetter sprechen würden, grelles Licht ist beim Blackfield-Festival nicht gerade angesagt.
Seit sechs Jahren trifft sich die Gothic-Szene im Amphitheater, so auch am vergangenen Wochenende. Einmal mehr versammelten sich rund 5000 Anhänger düsterer Klanglandschaften am Rhein-Herne-Kanal, um drei Tage lang zu feiern, womit wir auch schon bei der wesentlichen Neuerung der Ausgabe 2013 wären: Während in den vergangenen Jahren nur samstags und sonntags die Beats aus den Boxen dröhnten, ging es diesmal schon am Freitag los. Und das soll auch so bleiben, wie Mitveranstalter Peddy Sadighi in Aussicht stellt: Keine zweite Bühne im Zelt wie im vergangenen Jahr, dafür ein umfangreicheres Programm auf der Kanalbühne.
Viel Elektronik und fette Beats
Für das Wochenende hatten die Veranstalter einmal mehr ein buntes – Entschuldigung! – schwarzes Programm zusammengestellt, das für jede „finstere“ Seele etwas bereit hielt. Hier ein bisschen EBM, dort etwas mehr Dark Wave, dann noch ein bisschen (Neo-) Folk und alle sind zufrieden.
Statt der E-Gitarre regierte eher die Elektronik und vor allem der fette Beat, der für rappelvolle Tanzflächen vor der Kanalbühne sorgte. Da wundert es kaum, dass Project Pitchfork gleich mit drei Schlagzeugen aufgelaufen sind, um für reichlich rhythmischen Bass zu sorgen – über musikalischen Sinn oder Unsinn darf man dabei selbstmurmelnd trefflich streiten. Sei’s drum, der Gemeinde gefielen die Darbietungen von Szenegrößen wie Blutengel, Zeromancer, Eisbrecher oder And One (letztere haben unlängst ihr baldiges Ausscheiden aus dem aktiven Dienst angedroht und absolvierten am Samstagabend einen ihrer letzten Auftritte) – auch wenn die Technik gelegentlich streikte.
"Das ist die normale Kleidung in der Szene"
Die just wiedervereinigten Samsas Traum mussten ihren Gig gleich beim ersten Song wieder unterbrechen, weil am Schlagzeug der elektronische Takt des Samplers nicht zu hören war. Ok, ein paar Kabel beherzt herausgerupft und umgepolt, nach fünf Minuten ging’s schon wieder weiter und zum Abschluss gab’s nicht nur eine Polonaise sondern auch noch die einzige „Wall of Death“ (das Auditorium vor der Bühne teilt sich wie das Rote Meer auf Moses Geheiß, nur um auf Kommando euphorisch auf einander zu zu rennen) des Festivals.
Manch andere technische Spielerei mutete dagegen eher skurril an, wie zum Beispiel die Videomonitore der Merciful Nuns, die zwar nett flackerten, ob ihrer fehlenden Größe spätestens in Reihe drei nicht viel zum Gesamtbild beitragen konnten. Ein Zuschauer wunderte sich nicht zu Unrecht: „Wollen die etwa die Bundesliga übertragen?! Dabei ist doch Sommerpause.“
Neben den musikalischen Darbietungen ist das Blackfield Festival auch immer ein Schaulaufen der Besucher. Getreu der Devise „Sehen und gesehen werden“ brezeln sich viele gehörig auf, zwängen sich in hautenge Lack- und Leder-Kleidchen oder in üppige viktorianische Gewände, wobei man/frau Wert darauf legen, dass das nichts mit Fasching und Verkleidung zu tun hat, wie ein Fan die etwas unbedarft fragende Bedienung am Bierstand aufklärt: „Das ist die normale Kleidung in der Szene. So ziehen wir uns nunmal an.“