Gelsenkirchen. Der Arbeitskreis „Blickwinkel“ kümmert sich seit 20 Jahren um Vorbeugung und Aufklärung über sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt. Der Aktionstag am Mittwoch von 11 bis 13 Uhr auf dem Neumarkt will das Problembewusstsein wecken.
In Gelsenkirchen kümmert sich der Arbeitskreis „Blickwinkel“ mit rund 20 Expertinnen und Experten um die Vorbeugung und Aufklärung über sexuellen Missbrauch bzw. sexuelle Gewalt; seit 20 Jahren. Dennoch hat man vor Ort die bundesweite Kampagne „Kein Raum für Missbrauch“ gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen gern zum Anlass genommen, am Aktionstag zum Thema teilzunehmen.
Thema aus der Tabuzone holen
„Da hat das Bundesministerium viele Informationen zusammengetragen, stellt Informationsmaterialien für Eltern, Erzieher, Lehrer zur Verfügung: Das nutzen wir gern. Wir möchten das Thema ganz nach unten tragen, alle darüber aufklären“, erläutert Mechthild Hohage, die sich für die Caritas bzw. den Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKF) um das Thema kümmert und den Arbeitskreis mit dem Frauenbüro gemeinsam koordiniert.
Sie selbst ist Kinder- und Jugendtherapeutin, berät als solche Betroffene ebenso wie Eltern, Lehrer und Erzieher. Anlässlich des Aktionstags stehen heute von 11 bis 13 Uhr auf dem Neumarkt in der Innenstadt Ansprechpartner verschiedenster Beratungsinstitutionen in der Stadt bereit. Gefördert wird der Aktionstag von Oberbürgermeister Frank Baranowski, der überzeugt ist: „Nur über Information und Aufklärung kann es gelingen, das Thema aus der Tabuzone zu holen. Nur durch das offene Gespräch lassen sich die Handlungsspielräume von Tätern erschließen.“
Weg zu den Beratungsstellen
Den Weg zu Beratungsstellen wie der des SKF, die sich auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche spezialisiert hat, finden Betroffene auf unterschiedlichsten Wegen. Über Eltern, Kindergarten, Schule oder auch aus eigenem Antrieb. „Oft geht es erst einmal um Diagnostik, wie geht es dem Kind, welche Hilfe braucht es, was ist geschehen“, erklärt Mechthild Hohage. Aber auch ohne akuten Anlass leitet sie – und andere – Fortbildungen, informiert und qualifiziert Menschen, die mit Kindern umgehen. „Wir haben ja auch schon was bewirkt. Zum Beispiel, dass Trainer und Betreuer das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis brauchen. Das ist keine Garantie, aber immerhin ein Schritt, der helfen kann. Und steter Tropfen höhlt den Stein bei uns.“
Für die Kampagne wurde ein Symbol entwickelt: ein weißes X. Es soll stehen für Sicherheit und Schutz vor Missbrauch – und für die abwehrende Haltung gegenüber Tätern. „Menschen, die das Symbol tragen, drücken ihre Ablehnung gegenüber sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen aus und zeigen, dass sie sich der Verantwortung für den Schutz der Kinder und Jugendlichen stellen,“ sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Gabriele Schäfer. Auch die Bogestra will das Zeichen an eine Bahn der Linie 302 heften – als Signal.
55 bis 65 Fälle von sexueller Gewalt bis hin zum Missbrauch an Kindern und Jugendlichen werden in Gelsenkirchen im Jahr durchschnittlich angezeigt. Bei der Dunkelziffer gehen Studien von der 15fachen Zahl aus.
Hilfe und Beratung
Wer Ansprechpartnerinnen vor Ort zum Thema sucht: Der Frauennotruf ist in Gelsenkirchen unter T. 0209 - 20 77 13 erreichbar, das Frauenbüro der Stadt unter 0209 169-2712 oder 169-2605, die Beratungsstelle der Caritas unter 0209 15806-50, das Mädchenzentrum unter 0209 30253.