Gelsenkirchen-Buer..
Eine kleine Postkarte zeigt eine gezeichnete Szene: Ins Krankenzimmer tritt ein Mann in schwarzem Anzug ein. Er sagt: „Ich wollte mich vorstellen! Ich bin der Krankenhausseel…“ Währenddessen zieht der Patient ängstlich die Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Isset schon soweit?“
Was lustig anmutet, ist für Krankenhausseelsorger Alltag. Denn nur wenige Menschen wissen um das facettenreiche Spektrum ihres Arbeitsalltages. Um das zu ändern, gehen die Krankenhausseelsorger aus dem Bistum Essen nun auf die Menschen zu. Auch in Buer. Und auch außerhalb des Krankenhauses.
Volle Bandbreite der Lebensbegleitung
Auf der Hochstraße zum Beispiel. „Wir versuchen, Kontakt aufzunehmen zu den Menschen, um unsere Arbeit vorzustellen“, so Thomas Rücker, Seelsorger im Evangelischen Krankenhaus. „Man verbindet mit der Krankenhausseelsorge oft eine gewisse Schwere. Dabei geht es um die Bandbreite, um Lebensbegleitung“, ergänzt Nottburga Greulich, Seelsorgerin im Elisabeth-Krankenhaus.
Denn tatsächlich bietet die Ruhe eines Krankenbettes vielen Menschen Gelegenheit, das Leben zu reflektieren, Botschaften des Körpers zu verstehen. „Gerade dann, wenn die Krankheit da ist, ist ja auch der Warnschuss gefallen“, weiß Thomas Rücker. „Und wenn man im Krankenbett liegt, kommen die Gedanken von ganz allein, für die im Alltag kein Platz war. Ich bin dann der, der einen Anstoß zum Denken gibt, damit der Mensch, wenn er wieder zu Hause ist, selbst in die richtige Spur findet.“ Doch wie gesagt, dann ist meist schon etwas passiert. „Mit solchen Aktionen laden wir die Menschen ein, auch vorher schon darüber nachzudenken.“
Aber auch wenn der Krankenhausseelsorger im Hospital mit Menschen über alle Lebenslagen spricht, die Sterbebegleitung ist ein wichtiges Feld der Arbeit. „Da stecken wir viele unserer Kapazitäten hinein“, berichtet Nottburga Greulich. Besonders schwierig ist es, wenn Angehörige mit der Demenz eines ihrer Lieben umgehen müssen. „Das ist ein Abschied zu Lebzeiten. Den Menschen, die das aushalten, denen will ich den Rücken stärken.“ Und Diakon Matthias Breier aus dem Sankt Marien-Hospital ergänzt: „Und auf der Intensivstation erleben wir oft den Kampf um das Leben. Da stehen wir auch den Mitarbeitern zur Seite.“ – „Dann kann man nur mit den Menschen aushalten“, sagt Nottburga Greulich. Und Thomas Rücker bringt es auf den Punkt: „Manchmal sind wir auch ein Bild für die Hilflosigkeit.“
Die Freude an ihrer Arbeit verlieren alle aber dadurch nicht. Sie wissen um die Bedeutung ihres Beistandes. „Im Krankenhaus geht es um die Gespräche über alles“, so Matthias Breier. „Das ganze Leben kommt da vor. Die Familie, der Beruf, der Schmerz.“ Und Thomas Rücker ergänzt: „Und ob Schalke Meister wird.“