Gelsenkirchen. Marvin Schulze (21) möchte Immobilien-Kaufmann werden. Deshalb nimmt er seit November 2010 an der berufsqualifizierenden Maßnahme „!Stage“ am Consol Theater teil – und lernt dort, wie ein Theaterstück entsteht.

Ein Widerspruch? „Na ja, zuerst war ich sehr skeptisch, als meine Berufsberaterin mir von der Maßnahme erzählt hat. Denn das ist ja etwas ganz anderes, als ich beruflich machen möchte, ich will ja in die Immobilienbranche“, erklärt Marvin Schulze.

Inzwischen schwärmt er jedoch davon, wie sehr ihn die neun Monate !Stage geprägt haben: „Ich bin sehr viel selbstbewusster geworden. Und teamfähiger. Früher habe ich lieber alleine vor mich hin gearbeitet, jetzt gefällt mir die Arbeit mit anderen richtig gut. Vor allem kann ich mich jetzt aber viel besser ausdrücken, denn früher habe ich eher undeutlich gesprochen und hatte einen starken Ruhrpott-Dialekt. Durch das Sprechtraining habe ich den Dialekt abgelegt und nuschel nicht mehr so. All’ das wird mir natürlich in meinem Berufsleben zu Gute kommen. Und in ein paar Wochen fange ich meine Ausbildung zum Immobilienkaufmann an...“

BlickhinterdieKulissen

Wie dem 21-Jährigen geht es den meisten der !Stage-Teilnehmer 2011: 80 Prozent von ihnen haben inzwischen eine Ausbildungsstelle gefunden – nicht alle haben künftig allerdings etwas mit den Bühnenbrettern zu tun. Alexandra Noack will zum Beispiel Bewegungspädagogin werden „Von den Teilnehmern der letzten neun Jahre haben sich nur die wenigsten für den Schauspielerberuf oder Jobs am Theater entschieden“, weiß Projektleiterin Ulrike Brockhoff zu berichten, die immerhin seit der ersten Runde von !Stage dabei ist – und 2010 den neunten Jahrgang begrüßen konnte.

Jeweils 15 Teilnehmer erhalten pro Jahr die Chance, die Theaterwelt vor und hinter den Kulissen kennen zu lernen. Schauspielunterricht, aber auch Sprech- und Bewegungstraining, Maskenbau und Kurse zur Erstellung eines Bühnenbildes stehen auf dem Stundenplan.

Pünktlichkeit ist wichtig

Und dabei wird viel Wert auf Pünktlichkeit gelegt. „Wir erwarten, dass die Teilnehmer jeden Morgen um viertel vor Acht hier sind und um Punkt 9 Uhr auf der Bühne stehen. Wer zu spät kommt, muss die Zeit im Büro nacharbeiten“, so Brockhoff. „In diesem Jahr waren die Teilnehmer aber so diszipliniert, dass es kaum Hilfe für das Büro gab“, schiebt Georg Kentrup vom Consol Theater hinterher. Und so zeigt sich auch Christine Hüttenhein, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, die das Projekt !Stage finanziert, sehr zufrieden mit dem Ergebnis der vergangenen neun Monate. „Hier im Projekt wird genau geschaut, wo die Stärken der einzelnen Teilnehmer liegen und die werden dann herausgearbeitet. Das ist bei der Berufsfindung natürlich unheimlich hilfreich“, sagt sie.

Zehnte Runde noch nicht sicher

Dennoch gibt es auch einen Wermutstropfen: Bislang steht die zehnte Runde von !Stage am Consol Theater noch nicht auf sicheren Beinen. „Über die Finanzierung wird alle zwei Jahre neu entschieden. Und alle berufsvorbereitenden Maßnahmen müssen sich dann der Konkurrenz stellen“, so Hüttenhein. Bis jetzt ist es am Consol Theater immer gut gegangen. „Im Herbst feiert !Stage das zehnjährige Bestehen. Und dafür werden auch viele der ehemaligen Teilnehmer wieder kommen. Darauf freuen wir uns schon“, sagt Ulrike Brockhoff.

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