Gelsenkirchen. Jenny Canales, Elke Knoppe und Wolfgang Benecken präsentieren an der Gelsenkirchener Weberstraße eine Ausstellung (besonders) für Sehbehinderte und Blinde.
Normalerweise gibt es in Ausstellungen Schilder mit dem Hinweis „Bitte nicht anfassen!“ – doch in dieser Ausstellung ist alles anders: „Wer nicht sehen kann, darf fühlen“, lautet das Motto im Atelier Kunst in der City an der Weberstraße 64. Gut 50 Exponate laden hier ausdrücklich zum „be-greifen“ ein.
„Wir haben uns überlegt, dass Menschen mit Sehbehinderungen oft zu kurz kommen, wenn es um das Ausstellungsangebot geht. Deshalb wollten wir das hier einmal ganz anders machen – und wir werden sehenden Besuchern anbieten, ihre Augen zu verdecken, damit sie die Bilder ebenfalls ertasten und einmal ganz anders erleben können“, sagt Jenny Canales, die Inhaberin des Ateliers.
Führungen für Sehbehinderte
Die gebürtige Chilenin hat selbst fast 40 Exponate in ganz unterschiedlichen Formaten beigesteuert: Kleine Quadrate in Mischtechnik, Holzscheiben mit Nägeln oder aufgeklebten und bemalten Eisstäbchen sind darunter. „Ich habe diesmal auch viel mit Oberflächenstrukturen gearbeitet, die man gut ertasten kann“, erzählt sie und zeigt Bilder, die sich erst durch das genaue Hinsehen oder eben durch darüberstreichen erschließen.
Andere Arbeiten sehen gar nicht so aus, als wenn man sie anfassen könnte, ohne sie zu beschädigen. „Doch, hier kann man wirklich alles anfassen, was herunterfällt, das fällt dann eben“, sagt Wolfgang Benecken, dessen Acrylbilder hier ebenfalls an den Wänden hängen.
Allerdings ist nur eines seiner sieben Bilder so erhaben, dass man die Strukturen ertasten kann. „Hier bieten wir auf Wunsch auch Führungen für Sehbehinderte an, denen wir die Motive dann erklären“, betont Benecken. „So lassen sich die Arbeiten entdecken, ohne dass sie direkt gesehen werden“, erzählt er – und deutet auf eines seiner Bilder, das den Gelsenkirchener Stadthafen zeigt.
Experimente mit grobem Sand
Ein Weiteres zeigt eine riesige Düne. „Dabei habe ich mich auf Texel inspirieren lassen. Für mich erzählt jedes Bild eine Geschichte. Das würde ich gerne an die Besucher weitergeben.“ Malerei zum Hören, sozusagen. Als Dritte im Bunde hat die Essenerin Elke Knoppe „Bilder zum Anfassen“ beigesteuert. Hier fallen sehenden Besuchern knubbelige Strukturen ins Auge – das sieht aus, als wenn die Farbe richtig dick aufgetragen wurde.
„Diese Bilder stammen aus einer Phase, in der ich mit Bauschaum und grobem Sand experimentiert habe“, verrät Knoppe – und lädt die Besucher ein, die Augen zu schließen und die Arbeiten mit den Fingerkuppen zu erkunden. So werden ihre Rechtecke zum echten Erlebnisparcours für den Tastsinn.
Eröffnet wird die Ausstellung an der Weberstraße 64 am Samstag, 21. Februar, um 19 Uhr. Der Eintritt ist immer frei.
Die Öffnungszeiten bis zum 30. März sind jeweils dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter 0176 35 47 57 53. Hier kann man sich auch für die Führungen anmelden.