Gelsenkirchen.. Der Kunstverein Gelsenkirchen zeigt ab Freitag, 19. Februar, aktuelle Arbeiten der Klasse Aernout Mik von der Kunstakademie Münster.

Diese Ausstellung hatte ihren ersten Skandal, noch bevor sie offiziell eröffnet wurde: Kurz nachdem Zauri Matikashvili sein Werk „kann weg“ in der Alten Villa des Gelsenkirchener Kunstmuseums installiert hatte, wurde es über Nacht wieder abgeräumt. Vom Reinigungspersonal.

Die Kunst war verschwunden

Das Pikante dabei: Der Kunststudent Matikashvili aus Münster hatte sein Werk, einen Papierkorb mit zerknüllten Computerausdrucken, mit den Worten „kann weg“ betitelt. Und wer bei den zerknüllten Ausdrucken genau hinschaute, entdeckte ausschließlich Artikel über Momente, in denen eifrige Reinigungskräfte aus Versehen Kunstwerke zerstört hatten, wie etwa Joseph Beuys "Fettecke" oder den schmutzigen Trog von Martin Kippenberger.

Vielleicht war es diesmal nur ein Racheakt des Reinigungstrupps (denn wer liest schon gerne über die Schwächen seiner Zunft?), vielleicht hatte der aus Georgien stammende Kunststudent seine Skulptur aber auch nur zu realistisch drapiert? Fest steht: Inzwischen ist „kann weg“ wieder da.

Ein mehrdeutiges "Shooting"

Und reiht sich in der Alten Villa dank dieser witzigen Anekdote ein in die Werke der anderen 14 Kunststudenten aus der Klasse von Aernout Mik von der Kunstakademie Münster, die hier auf Einladung des Kunstvereins Gelsenkirchen aktuelle Positionen zeigen. Denn die Klasse zeigt hier ausnahmslos Kunst mit Augenzwinkern.

„so traurig war das shooting“ steht dabei auf den Einladungskarten, viele der Arbeiten beziehen sich auf diesen Spruch. Wobei Shooting hier mehrdeutig ist: ein Fotoshooting ist ebenso gemeint wie eine Schießerei oder ein Filmprojekt. „Dabei ging es schon im Vorfeld zu dieser Ausstellung alles andere als traurig zu“, betont Ulrich Daduna, der Vorsitzende des Gelsenkirchener Kunstvereins.

Künstliche Gesichter und Stimmen

Der Rundgang durch diese Ausstellung auf drei Etagen zeigt schnell: Ein Großteil der jungen Künstler hat sich für Videokunst entschieden, nur drei der 15 Studenten haben gegenständlich oder skulptural gearbeitet. „Obwohl die Klasse von Aernout Mik eigentlich eine Bildhauerklasse ist“, sagt Thorsten Schneider, der den Kunstprofessor hier vertritt, aber bewusst als Kurator in den Hintergrund verschwinden will. Wenn es einen roten Faden gibt, dann diesen: Viele der Arbeiten befassen sich mit dem Thema Identität.

Jana Kerima Stolzer zeigt mit Monitoren auf einem eigens gebauten Metallständer, wie sehr der Gebrauch von künstlichen Gesichtern oder Stimmen inzwischen in unseren Alltag Einzug gehalten hat. Mikolaj Sobczak hat sich auf die Spur seiner Ahnen nach Polen begeben und arbeitet mit seiner Videoinstallation ein lange tabuisiertes Kapitel der Nachkriegsgeschichte auf. Bei dieser Ausstellung lohnt es sich, Zeit mit zu bringen.

Die Eröffnung der Ausstellung „so traurig war das shooting“ findet am heutigen Freitag, 19. Februar, ab 19 Uhr im Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 statt.

Wer mag, kann an diesem Abend in die Haut des Künstlers I-Min Tsao schlüpfen und damit Teil eines ungewöhnlichen Experimentes rund um das Spiel mit den Identitäten werden.