Gelsenkirchen-Hassel/-Buer. Die Vereinigung der Evangelischen Trinitatis- und Lukas-Kirchengemeinde wird verschoben. Gläubige lehnen die Fusion vehement ab.
Die Vereinigung der Evangelischen Kirchengemeinden Trinitatis (Buer) und Lukas (Hassel), sie ist zunächst vom Tisch. Obwohl Superintendent Heiner Montanus vom Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid schon seit Jahren aus finanziellen Gründen auf einen Zusammenschluss drängt, beharren die Presbyterien auf dem Status quo. Bis auf Weiteres mit Erfolg, wie die Umstände der aktuellen Pfarrstellen-Besetzung deutlich machen. Auch wenn beide Seiten mit dem Stellenumfang nicht so wirklich glücklich sind.
Mitte 2018 war es, dass Pfarrer Klaus Venjakob, Inhaber einer 100-Prozent-Stelle, nach 37 Jahren in Buer in den Ruhestand ging. Schon damals war klar: Die Vollzeitstelle von Pfarrer Hagen Schillig in Hassel ist nur bis zum Februar 2020 befristet. Eine gute Gelegenheit also für den Kirchenkreis, noch einmal den Gemeinde-Zusammenschluss ins Gespräch zu bringen, zumal sie schon seit vielen Jahren einen Kooperationsraum bilden, in dem die Pfarrer einander vertreten.
Integration der Hasseler in Trinitatis-Kirchengemeinde war 2007 geplatzt
2007, bei der Vereinigung von Apostel-, Markus- und Adventsgemeinde (Buer, Hassel-Nord, Scholven) war die Integration von Lukas noch daran gescheitert, dass die Hasseler ihr Jugendzentrum „Bonni“ „nicht opfern wollten“, wie es der mittlerweile verstorbene Presbyteriums-Vorsitzende Wolfgang Rossmann 2018 auf den Punkt brachte. Überdies fürchtete man, in einer Großgemeinde nicht mehr so viel Einfluss auf Entscheidungen in Hassel zu haben.
Die fast zehnmonatige Vakanz der Venjakob-Stelle und deren Besetzung mit einem um die Hälfte reduzierten Beschäftigungsumfang im Mai 2019 konnte Trinitatis jedoch ebensowenig überzeugen wie die Hasseler die Ankündigung des Kirchenkreises, dass sie ab 2020 nur noch mit einer 0,75-Prozent-Pfarrerstelle rechnen könnten. „Trinitatis ist allein überlebensfähig, Lukas nach 2020 nicht mehr“, hatte Kirchenkreis-Sprecherin Katharina Blätgen 2018 noch betont, als Trinitatis 11.900 Gläubige zählte. Hintergrund sind allgemein rückläufige Gemeindegliederzahlen: Je 3000 Gläubige steht einer Gemeinde eine volle Pfarrstelle zu; zu Lukas gehörten damals rund 2100 Glieder.
Pfarrstelle in der Lukas-Gemeinde wird künftig um ein Viertel gekürzt
Trotzdem: Beide Seiten blieben bei ihrem Nein. Und offenbar akzeptiert der Superintendent das erst einmal: Venjakob-Nachfolgerin Antje Grüter wurde im Februar offiziell in ihr Pfarramt eingeführt, mit einer 50-Prozent-Stelle. Und nach dem Weggang von Pfarrer Schillig hat Pfarrer Georg Friedrich Stahlhut aus der Emmaus-Gemeinde in der Innenstadt aushilfsweise für zwei Monate dessen Aufgabe in der Lukas-Gemeinde übernommen – in Vollzeit. „Im Anschluss entsendet die Landeskirche einen Pfarrer im pastoralen Dienst für ein Jahr mit einer 100-Prozent-Stelle nach Hassel“, so Kirchenkreis-Sprecherin Blätgen.
Dieser solle nicht nur Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Seelsorgegespräche übernehmen, sondern die Gemeinde auch in Sachen Stellenausschreibung beraten. „Die Schwierigkeit wird jedoch sein, einen Pfarrer für eine 75-Prozent-Stelle zu gewinnen“, vermutet Uwe Lenschow, Mitglied des Presbyteriums. Das Gremium sei nach wie vor der Ansicht, dass für die sorgfältige Erledigung aller Aufgaben eine Vollzeitstelle nötig sei. „Nun werden wir überlegen müssen, welche Aufgaben wir streichen beziehungsweise etwa in die Hände von Ehrenamtlichen geben.“
Pfarrer in Trinitatis beschränken sich nun auf pastorale Kernaufgaben
Diesen Umstrukturierungsprozess hat Trinitatis bereits hinter sich: „Wir hätten für die Nachfolge von Klaus Venjakob schon gerne wieder eine 100-Prozent-Stelle gehabt; das lag aber nicht in unsere Hand“, betont Pfarrerin Karla Wessel, die 2018 noch gehofft hatte, die Unterbesetzung sei nur vorübergehender Natur, „bis die Sache mit ,Lukas’ geklärt ist“, wie sie damals sagte.
„Nach Streichung einer halben Pfarrstelle konzentrieren sich vier Pfarrer auf 3,5 Stellen auf pastorale Kernaufgaben. Das heißt, dass wir uns aus der Leitung von kirchlichen Vereinen ebenso zurückgezogen haben wie aus Besuchen zu runden Geburtstagen. Diese Aufgaben übernehmen nun Ehrenamtliche, und das auch gut“, so Pfarrerin Wessel.
Für den Kirchenkreis gilt indes in Bezug auf die Vereinigung das Prinzip „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“. „Beide Gemeinden werden in ein paar Jahren wieder darüber nachdenken müssen. Denn die Stellen von Frau Grüter und Herrn Schillig sind jeweils auf sechs Jahre befristet“, erklärt Sprecherin Blätgen.