Gelsenkirchen. Die Parabel vom Wert der inneren Schönheit erzählt das Kindertheater „Die Prinzessin kommt um vier“, das im Consol Theater Premiere feierte.
Die Hyäne stinkt gen Himmel. Zottelig und verlaust ihr Fell, blutunterlaufen die Augen, und aus dem Maul rinnt der schleimige Sabber. Ein wahrlich hässliches Vieh, das im Grunde seines Herzen aber nur eines will: einfach geliebt werden. So, wie es ist. Die Geschichte von Außenseitertum und der alles überwindenden Kraft der Liebe erzählt meisterhaft das Kindertheaterstück „Die Prinzessin kommt um vier“.
Tänzerisch leicht und heiter
Die tänzerisch leichte, heitere und doch sehr intensive Inszenierung von Regisseurin Andrea Kramer nach einer Erzählung von Wolfdietrich Schnurre feierte am gestrigen Dienstag Premiere im Consol Theater. Über 50 Mädchen und Jungen der benachbarten Grundschule Marschallstraße begeisterte die Aufführung dank zweier äußerst spielfreudiger Akteure, die die Botschaft mit einfachen Mitteln und großem Körpereinsatz überzeugend transportierten. Von der Decke baumeln ein paar ausgestopfte Vögel, die Bühne (Isabell Ziegler) dominieren ein Tisch, ein Stuhl und ein Spielpodest, im Hintergrund blüht ein Rosenbusch. Der Rest der Bühne ist der blühenden Fantasie überlassen.
Jennifer Ewert und Tillmann Beckmann erzählen, spielen, tanzen, agieren dann wieder herrlich pantomimisch zu einem Musikmix aus Rock- und Popsongs. Das agile Duo berichtet von einem Mann, der so gerne in den Zoo geht, die hübschen Tier betrachtet und sich ekelt vor der abgrundtief hässlichen Hyäne. Die aber ringt dem Besucher mit der Lüge, sie sei eigentlich eine verwunschene Prinzessin, eine Einladung zum Kaffee ab. „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, versprach einst Marius Müller-Westernhagen, und im Märchen verwandelt sich der fette Frosch durch einen Kuss in einen hübschen Kerl. Die Hyäne will statt Kuss einfach nur Kaffee, um sich in eine Prinzessin zu verwandeln.
Funktioniert natürlich nicht, im Leben nicht, und auch im Stück nicht: Mit hemmungsloser Gier schaufelt Jennifer Ewert, die sich mit Puppenkopf ins Raubtier verwandelt, Kaffee und Kuchen in sich hinein, dass das Nass nur so durch den Raum spritzt. Und beichtet am Ende die Lüge. Der Mann aber sagte weise: „Ich wusste es längst.“ Beide tanzen und tollen glücklich in eine gemeinsame Zukunft hinein, in der die Hyäne den Mann beschützt und ernährt, während der dem Raubtier zärtlich das Blut aus dem Bart kämmt.
Den Wert der inneren Schönheit vermittelt dieses Theater sehr überzeugend, kindgerecht, mit Verve und feinem Witz, und gibt damit auch für erwachsene Zuschauer dem vielzitierten Satz von Antoine de Saint-Exupéry Recht: „Man sieht nur mit dem Herzen gut ...“
Nach der Premiere des Zwei-Personen-Stückes findet die nächste öffentliche Vorstellung des Kindertheaters am Sonntag, 27. September, um 15 Uhr im Consoltheater, Bismarckstraße 240, statt.
Weitere Vorstellungen gibt es in der Lüfterhalle am Sonntag, 29. November, um 15 Uhr, am Montag, 30. November, Dienstag, 1. Dezember und Mittwoch, 2. Dezember, jeweils um 11 Uhr. Das Stück ist gedacht für Kinder ab 4 Jahren.
Karten und Infos unter 0209 9882282 oder im Internet auf www.consoltheater.de