Gelungene Prinzenproklamation für Maik I. im Hotel Maritim. Prinzessin Alexandra I. musste wegen Krankheit passen.

Rheinische Jecken legen nach der närrischen Auferstehung am 11. 11. eine karnevalistische Ruhepause ein, bevor sie im Januar umso lauter ihre Traditionen pflegen. Doch in Gelsenkirchen gibt’s keine närrische Zäsur. Hier besteigt das Stadtprinzenpaar schon vor dem Weihnachtsfest seinen Thron. Am letzten Freitag wurde es amtlich: Im Maritim gab’s mit der Proklamation den närrischen Segen für einjährige Regentschaft von Maik I. und Alexandra I.

Nur Prinzessin Alexandra I. (Schweinsberg) erlebte einen eher traurigen Abend. Sie lag Zuhause mit einer Virus-Infektion flach. Dabei sollte die 20-Jährige nicht nur an der Seite des Prinzen auf der Bühne stehen, sondern auch als Mitglied der Tanzgarde aktiv eingreifen. Jetzt musste der 32-jährige Jung-Regent Ton und Rhythmus allein angeben. Was ihm bestens gelang. Er trug die Proklamation singend vor, verließ seinen Thron und reihte sich ein in die Tanzgarde Piccolo. Die machte mit ihrer beeindruckenden Choreographie und Bewegungsschau Lust auf mehr. Seine Tollität war weniger Repräsentant als aktiver Künstler auf dem Parkett. Er wird sich mit seiner Gruppe in die Herzen der Jecken tanzen, Aschermittwoch droht erst in 93 Tagen.

Jetzt schon beendet ist die Session für die Altregenten Björn I. und Jessica I. Hans Georg Schweinsberg, Geschäftsführer des Festkomitees, verabschiedete das „stets lächelnde Paar“, das eine Brücke in die Herzen der Gelsenkirchener Närrinnen und Narren gebaut habe.

Traditionell ist die Gesellschaft Veranstalter der Proklamation, die auch den Prinzen stellt. Und die Piccolo-Vereinsführung um ihren Vorsitzenden Klaus Heinze, hatte aufs richtige Pferd gesetzt. Auch wenn klassische heimische Entertainer eher selten sind, spielen die Tanzgarden der Gesellschaften auch im nationalen Vergleich eine gute Rolle. Doch wenn es ziemlich eng auf der Bühne zugeht, ist auch ein kleines Malheur nicht auszuschließen. Durch die Beinschere einer Kollegin beim Radschlag ging eine junge Tänzerin der Stadtprinzengarde klassisch k.o. Sie erholte sich schnell wieder.

Harmonischer ging’s dann zu beim Zwiegespräch zwischen „Der Bauer und der Diener“. Die Kölner hatten ungeliebte Schwiegermütter, Altbier-Krankheiten und vermeintlich begriffsstutzige Österreicher als Zielscheibe im Visier.

„Dat fussich (rothaarig) Julche“ kennt keine Feindbilder in ihrem Repertoire. Schließlich gelten kölsche Melodien und Weisheiten als narrenkonform in Westfalen wie auch im Rheinland. Um die Saaljecken auf 100 zu bringen, stieg Marita Köllner auf Stühle und dirigierte die mitsingende und schunkelnde Menge. Ihr Herz stehe unter Strom, gestand sie. Das galt vor allem beim Anblick des „schmucken“ Prinzen.

Auf ging das Versprechen der „Albatrosse“, die mit ihren Coverversionen kölscher Musikgruppen Rhythmus in die Waden bringen wollten. Die Besucher ließen sich nicht zweimal bitten. Die Tanzfläche war schnell besetzt. Ein vergnüglicher Abend.