Gelsenkirchen. Bei der Talent-Akademie Ruhr an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen lernen Jugendliche aus dem ganzen Ruhrgebiet etwas über Radio, Design, Synästhesie und sich selbst.

Fabian (16), Bonnie (13) und Sonja (15) frickeln an den großen Kopfhörern auf ihren Ohren herum. Irgendwas stimmt mit dem Radiobeitrag noch nicht. Die Tonspur läuft noch nicht so, wie sie soll. Liegt’s an der Technik? Journalistin und Kursleiterin Laura Döing klärt auf, der Aha-Effekt kehrt ein.

Es läuft. „Eigentlich will ich später Jura studieren, aber es ist toll, auch andere Dinge, die einen interessieren, auszuprobieren“, sagt Sonja. Sie kommt aus Hagen und ist eine der zwölf Teilnehmer des Radio-Projektes. Dieses wiederum ist Teil der Talent-Akademie Ruhr, die zwischen dem 22. und dem 31. Juli für 35 Jugendliche aus dem gesamten Ruhrgebiet an der Westfälischen Hochschule und im Haus Heege stattfindet.

Talente entdecken und entfalten

 Ziel ist es, dass die 35 Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren ihre Talente entdecken und entfalten. Der Schriftzug „TalentWerkstatt“ an den Seminar-Wänden könnte da nicht passender sein.

Dass die Jugendlichen trotz der Ferien ihre Lernbereitschaft und Konzentration nicht in den Urlaub geschickt haben, zeugt von echtem Interesse. „Es geht nicht darum, dass die mit den besten Noten mitmachen, sondern die, die engagiert sind“, sagt Projektleiterin Alexandra Karmann.

David (15) aus Gladbeck ist so einer. „Ich will später mal Architektur studieren und als mein Lehrer mir hiervon erzählte, habe ich mich beworben“, sagt er. Er nimmt an dem Design-Kurs teil. Kursleiter Aran Leptig bestätigt: „Er hat Talent, kann das, was wir vorgeben sofort umsetzen.“ Und um Talent geht es schließlich.

Ein ganz anderer Zugang

Ein ganz besonderes Talent entdeckte eine Teilnehmerin von „Popmusik schmeckt nach Lakritz“. „Sie sieht Wochentage und Emotionen in Farben, hat beim Hören eines Liedes gelbe Bälle fallen sehen“, sagt Kursleiterin Katharina Höhne. Klassische Zeichen für Synästhesie, also das Phänomen, Töne oder Gefühle in Farben zu sehen. „Sie selbst war sich dessen gar nicht bewusst.“ In dem Kurs setzen sich die Teilnehmer mit dem Zusammenhang von Musik und Farbe, der Verbindung zweier Sinne, auseinander. Mit dabei ist Robert (15) vom Schalker-Gymnasium. „Ich interessiere mich generell für Kunst“, sagt er, „aber hier bekommt man einen ganz anderen Zugang.“

Neben den Projekten gibt es auch Workshops „Für jeden ist was dabei“, sagt Karmann. Einige erkennen auch Gemeinsamkeiten, bringen ihr Können anderen bei. Talent fördert eben Talent. So soll es sein.