Gelsenkirchen.
Werner Ryschawy liebt das Fabulieren. Nicht mit Worten, sondern mit Hilfe von Kunstwerken. Seine Mittel sind Papier, Kohlestift und Draht, sein Thema ist die Topographie, die Darstellung von Erdoberflächen. Was daraus entsteht, das können Besucher der Galerie „werkstatt“ an der Hagenstraße in der Ausstellung „Topographische Skizzen“ sehen.
1949 in Bayern geboren, in Gelsenkirchen aufgewachsen, arbeitet der Künstler seit über einem Jahrzehnt in seinem Atelier auf der Herner Künstlerzeche „Unser Fritz“. Die „werkstatt“ zeigt über 20 Arbeiten auf Leinwand und rund zehn Draht-Objekte.
Der erste Eindruck in den beiden Ausstellungsräumen ist der von Schwarz und Weiß und Grau in allen erdenklichen Schattierungen. Bei näherem Hinsehen mischen sich zumindest auf einigen wenigen Bildern auch feine Farbtöne darunter.
Arbeiten ausschließlich mit Kohle
Ryschawy ist ein ausschließlicher, ein passionierter Zeichner, der ebenso ausschließlich mit Kohle arbeitet. Nur in wenigen neueren Arbeiten kamen Sojasoße und Rote-Beete-Saft zum Einsatz, die für zarte Naturtöne sorgen. Scheinbar schnell und spontan gesetzte Linien überziehen die Malflächen aus transparentem Seidenpapier. Zwei dieser Blätter verbindet der Künstler anschließend mit Hilfe von Wachs und bringt sie dann auf Leinwand auf. Dabei entstehen Lufteinschlüsse, verwischte Linien und Materialballungen.
Was sich dann dynamisch und filigran an Linien, Strichen, Formen und Freiflächen formiert, erinnert an Kartenmaterial, an Straßenverläufe, Industrielandschaften und Wegenetze aus der Vogelperspektive. Allerdings immer nur skizzenhaft angedeutet, niemals ausformuliert. Alles ist möglich. Narrativ nennt Ryschawy seine Arbeiten. Was sie erzählen, muss der Betrachter selbst herauslesen, Titel geben keine Hilfe. Für den Künstler selbst sind die Landschaften oft erinnerte Erlebnisse an Wegstrecken.
Luftig konstruierte Objekte
Wie filigrane Zeichnungen im Raum wirken die luftigen, konstruierten Objekte aus feinem Draht und korrespondieren perfekt mit den Leinwandarbeiten. Die Drahtgebilde stehen mal auf Sockeln, hängen mal wie gerahmt an der Wand, ragen in den Raum hinein, erinnern an Gebäude, Aussichtspunkte, an architektonische Entwürfe. Was die Bilder und Objekte tatsächlich erzählen, das muss jeder Besucher selbst erlauschen.