Gelsenkirchen. Von Gästelisten auf politischen Neujahrsempfängen, seltsamen Anwandlungen der FDP und Marathon-Tagungen der Grünen.
Kann noch jemand das Wort „Neujahrsempfang“ hören? Mit der Veranstaltung der SPD im Grillo-Gymnasium endete am vergangenen Sonntag der Reigen (die FDP macht ja im Februar nach eigenen Angaben einen „Frühlingsempfang“).
Während inhaltlich nicht sooo viel herumkam bei den Empfängen, so hat doch zumindest der Blick auf die politischen Gäste bzw. auf die an andere Parteien ausgesprochenen Einladungen einen gewissen Aussagewert. So hatte die SPD beispielsweise nur den früheren Kooperationspartner, die Grünen-Ratsfraktion eingeladen. Diese hatte die Einladung aber nicht angenommen, so war zu hören, weil diese sehr spät ausgesprochen worden war. Beim traditionellen Neujahrsempfang mit Bürgerpreisverleihung der CDU im Augustinushaus fallen anderen Parteien dagegen komplett aus dem Rahmen. Sprich: Sie wurden nicht eingeladen. Anders die „Kleinen“: Sowohl Linke und Grüne als auch die FDP laden alle etablierten Parteien ein. Die Liberalen machen jedoch eine Ausnahme bei der „SED-Nachfolgepartei“ Die Linke. Auffällig: Beim Linke-Empfang im Heini-Wettig-Haus waren recht viele Grüne präsent. Und: Zu den Grünen kamen zwar u.a. OB Frank Baranowski und CDU-Fraktions-Chef Werner Wöll in die Schauburg, aber kein einziger Vertreter der SPD-Ratsfraktion.
„Bildung.Mittelstand.Lebensqualität“ steht auf dem Kopf der Homepage der FDP-Ratsfraktion. Man könnte ohne Weiteres „Diebstahl“ hinzufügen. Die Liberalen waren nämlich so frei und haben in die Rubrik „Pressemitteilungen“ mal eben den WAZ-Bericht über den Ehrenvorsitz der langjährigen Kreisvorsitzenden Anne Schürmann eingestellt – Wort für Wort. Was nicht so schlimm wäre, wenn, ja wenn die FDP hier die WAZ als Quelle angegeben hätte. Stattdessen wird der Eindruck erweckt, es handele sich um eine eigene Mitteilung. Vielleicht sollte die Fraktion mal Nachhilfe nehmen bei ihrem Bundestagsabgeordneten Marco Buschmann, der sich als Sprecher der FDP-Arbeitsgruppe Recht bestens auskennen dürfte.
Es ist viel gerätselt worden über die guten Umfragewerte der Grünen. Ein kleiner Tipp für Parteienforscher: Auch wenn Gelsenkirchen alles andere als eine Hochburg der Grünen ist, so können sie hier der Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ ein großes Stück näher kommen. Des Rätsels Lösung: Die Grünen investieren viel mehr Zeit in die politische Arbeit als andere Parteien. So wird die am kommenden Mittwoch, 9. Februar, um 18 Uhr im Büro an der Wildenbruchstraße beginnende Mitgliederversammlung nicht einfach nach zwei, drei Stunden beendet. Nein! Sie dauert genau bis zum 16. März, 18 Uhr, also auf die Minute genau 35 Tage. So steht es zumindest auf der Homepage der Grünen.
Kein Hinweis findet sich dagegen auf der Grünen-Seite zur Nachfolge von Robert Zion. Wie berichtet, wird der einstige „Held der Basis“ (so gekürt von überregionalen Medien anlässlich des Grünen-Parteitags zum Afghanistan-Einsatz) nicht mehr fürs Sprecher-Amt kandidieren. Seine Nachfolge könnte im Frühjahr der Bismarcker Fabian Klose antreten, so ist zu hören. Der 34-Jährige Lehrer gehört dem Vorstand bereits als Beisitzer an.