Gelsenkirchen.. Die neuen Starenkästen in der Gelsenkirchener Altstadt stehen erst seit dem 18. Mai - dennoch sind bereits mehr als 2000 Fahrzeuge geblitzt worden. Die Blitzer wurden nach einem tödlichen Unfall aufgestellt.
Es gibt Einrichtungen, die stehen symbolisch für die Lizenz zum Gelddrucken. Das mag überzogen formuliert sein, doch nicht einmal binnen eines Monats wurden an der Altstadt-Kreuzung Ringstraße/Kirchstraße zweitausend Fahrzeuge geblitzt. Es lebe der Starenkasten, aber nicht nur aus Sicht der Kämmerei
Der Reihe nach. Es war der 18. Mai 2011, als an der Kreuzung in beide Fahrtrichtungen die Starenkästen aufgestellt wurden. Die meisten Überschreitungen bewegen sich nach Auskunft der Verwaltung im Verwarnungsgeldbereich (mehr als 10 km/h = 15 Euro; mehr als 15 km/h = 25 Euro, mehr als 20 km/h = 35 Euro). Erst darüber hinaus sei ein Bußgeld fällig, heißt es. „Unter den Verkehrssündern sind allerdings auffällig viele Ortskundige“, schildert Stadtsprecher Oliver Schäfer. Die hohe Zahl der Verstöße bestätige die Maßnahme von Stadt und Polizei, dort Starenkästen aufgestellt zu haben.
Der Anlass war, wie man sich denken kann, kein erfreulicher. Im Juni 2010 ereignete sich an dieser Stelle ein Unfall mit tödlichem Ausgang für eine 44-jährige Radfahrerin. Die Frau erlitt seinerzeit schwerste Kopfverletzungen, nachdem sie vom Wagen eines 28-jährigen Pkw-Fahrers erfasst worden war. Nach Polizeiangaben war der Mann damals vor der auf Rot stehenden Ampel an der Kirchstraße auf die rechte freie Spur gewechselt und nach eigener Aussage beim Wechsel auf Grün nahezu ungebremst in die Kreuzung gefahren. Dabei hatte er die 44-Jährige, die die Ringstraße querte, erfasst. Ihr Lebensgefährte (39) wiederum gab an, dass sie ein Stück vor ihm fahrend noch bei Grün in den Kreuzungsbereich eingefahren war, er kurz danach aber bei Rot stehen blieb.
"Starenkästen" zur Verkehrssicherheit
Keine Frage, dass sich die Unfallkommission (Stadt und Polizei) mit der Situation an dieser Gefahrenstelle beschäftigte. In einem Bericht wurde seinerzeit festgehalten: „Vom 1. Januar bis 27. April 2010 haben sich erneut zwei Unfälle der Kategorie 2 (Unfälle mit schwer verletzten Personen) unterschiedlichen Typs ereignet. Zur Verdeutlichung der Situation wurde den Linksabbiegern aus der untergeordneten Kirchstraße die Wartepflicht durch eine Wartelinie angezeigt. Trotzdem haben sich vom 11. Mai bis 30. September 2010 weitere sieben Unfälle der Kategorien 1 bis 4, davon ein Unfall mit tödlichem Ausgang, ereignet. Die Unfälle waren u.a. auf überhöhte Geschwindigkeiten zurückzuführen.“
Durch Änderung der Signalschaltungen sei eine Reduzierung der gefahrenen Geschwindigkeiten erreicht worden. Dennoch hätten Geschwindigkeitsmessungen gezeigt, dass der Bereich nach wie vor mit übermäßiger Geschwindigkeit befahren werde. Zur dauerhaften Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Verkehrssicherheit wurde einvernehmlich die Einrichtung von „Starenkästen“ in beide Fahrtrichtungen beschlossen.