Gelsenkirchen. Die Resonanz war groß: Über hundert Bürger aus dem Bereich Erle/Resse/Resser Mark folgten der Einladung des Präventionsrates. Die Anwohner sprachen sich eindeutig gegen den Straßenstrich an der Münsterstraße und für die Einrichtung eines Sperrbezirks im Gelsenkirchener Norden aus.

Wenn es um Prostitution im eigenen Stadtteil geht, ist das für viele Bürger ein sehr emotional besetztes Thema. Das war beim Treffen des Präventionsrates Erle/Resse/Resser Mark nicht anders. Ziel der Veranstaltung war es, nach zahlreichen Bürgerprotesten nun konkrete Hinweise auf Verstöße am Straßenstrich Münsterstraße zu sammeln. Davon erhoffen sich die Bewohner der Resser Mark und vor allem der Eichkamp Siedlung, dass es der Stadt möglich wird, einen Sperrbezirk für Prostitution einzurichten.

Nicht nur das wachsende Ausmaß der Straßenprostitution bereitet den Anwohnern Kopfzerbrechen. Sehr konkret ging es um Verstöße gegen den Jugendschutz. Die sind aus Sicht von Frank Hutmacher - der Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) moderierte die Sitzung - sogar der einzige Weg, wie gegenüber der Bezirksregierung überhaupt ein Sperrbezirk eingefordert werden kann.

Anwohnerin Angela Hartrampf berichtete von einem Erlebnis ihres 15 Jahre alten Sohnes: „Während er an einem Parkplatz vorbei fuhr, zog sich eine der Damen vor seinen Augen die Hose herunter“, so die Mutter. Und auch ihre zehnjährige Tochter hätte bereits wackelnde Autos am Straßenrand beobachtet.

Verschmutzung am Ewaldsee

Bernie Konert schilderte, wie Angler am Ewaldsee gestört wurden. Die Parkplätze in der Umgebung würden von den Sexarbeiterinnen zur Ausübung ihres Geschäfts genutzt, die Trampelpfade zum See seien von deren Hinterlassenschaften verschmutzt. „Dabei soll der See Kindern dazu dienen, unter Anleitung das Angeln zu erlernen“, so Konert.

Über ein Dutzend Bürger meldeten sich zu Wort, mehr als einhundert waren zu der Sitzung erschienen. Immer wieder kam dabei zur Sprache, dass der Fußweg vom Eichkamp Richtung Resse zwangsläufig am Straßenstrich vorbei führt. Denn ganz in der Nähe befindet sich einer der wenigen Fußgängerüberwege über die Münsterstraße

Genug Hinweise für Antrag

Zumindest KOD-Chef Hutmacher sieht gute Chancen für die Einrichtung eines Sperrbezirks. „Wir haben wohl genug Hinweise bekommen, um einen erfolgreichen Antrag zu formulieren“, äußerte er am Ende der Bürgerversammlung. Von zwei weiteren Terminen, die im Stadtteil noch durchgeführt werden, erhofft er sich zusätzliche Tipps. Auch in den Reihen der Polizei wird ein Sperrbezirk als sinnvoll angesehen. „Wir unterstützen den Antrag“, sagte Achim Deimann aus den Reihen des Leitungsstabs.

Allerdings betonen beide in der Versammlung auch den politischen Aspekt eines solchen Vorhabens. „Über die genaue Gestaltung eines eventuellen Sperrbezirks entscheiden am Ende nicht wir“, erläuterte Frank Hutmacher.

Rechtliche Vorgaben sind besonders zu beachten

Einen Sperrbezirk gibt es bereits in Gelsenkirchen. Dieser umfasst große Teile des Stadtsüdens und besteht schon seit Ende des 2. Weltkriegs. Jedoch finden sich keine Akten mehr darüber, mit welcher Begründung dieser seinerzeit eingerichtet worden ist.

Rechtliche Vorgaben sind nicht nur bei der Begründung, sondern auch bei der Ausgestaltung besonders zu beachten. So scheiterte beispielsweise die Stadt Dortmund erst im vergangenen Jahr mit dem Versuch, die Gesamtstadt zum Sperrbezirk zu erklären.

Ordnungsdienst sucht den Kontakt mit den Bürgern

„Aktuell können wir nur ahnden und vollziehen, wenn einzelnen Personen konkrete Verstöße nachgewiesen werden können“, betonte Achim Deimann von der Polizei am Freitagabend auf der Sitzung des Präventionsrates mehrfach.

Der Ordnungsdienst wird noch zweimal im Stadtteil Hinweise sammeln: am Donnerstag, 13. März, von 16-18 Uhr und am Freitag, 14. März, von 10-12 Uhr können sich Anwohner an der Kreuzung Eichkamp/Dachsweg melden.