Gelsenkirchen. Schalke-Vorstand Peter Peters verurteilt Attacke der Ultragruppe Hugo. Pauschale Stadionverbote gegen die Gruppe will der Verein aber nicht aussprechen.
Es war ein Bundesliga-Spieltag, der nichts Schlimmes vermuten ließ. Der FC Schalke 04 traf am Samstag in der Veltins-Arena auf den VfL Wolfsburg und gewann mit 3:0. Die S04-Fans feierten, viele gingen zufrieden nach Hause. Nur die „Hugos“ nicht. Die Ultragruppierung attackierte um 18.30 Uhr jene Polizisten, die die Wolfsburger Fans zur Bahn geleiteten und warfen Steine und Flaschen nach ihnen. Das Ergebnis: 22 Beamte wurden bei dem Einsatz leicht verletzt. 21 von ihnen nach WAZ-Informationen durch den eigenen Pfefferspray-Einsatz, einer musste mit einer Knieverletzung ins Krankenhaus.
Polizei spricht von einem gezielten Angriff
Die Motivlage der „Hugos“, sagte Polizeisprecher Torsten Sziesze am Sonntag, sei unklar: „Der Angriff am Südeingang des Bahnhofs galt den Kollegen, nicht den Wolfsburger Fans.“ In der jüngeren Vergangenheit habe es keine Auseinandersetzung aus Sicht der Polizei mit den „Hugos“ gegeben. Sziesze: „Das macht es so dramatisch für uns. Der Angriff erfolgte nicht spontan, sondern gezielt.“
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Über 100 „Hugos“ hatten sich demnach auf dem Fußweg von der Arena in Richtung Vereinsheim, das an der Johanniterstraße hinter dem Hauptbahnhof in der Neustadt liegt, vermummt, ehe sie die laut Sziesze nicht übermäßig große Polizeigruppe attackierten.
Identitäten von 143 Personen festgestellt
Die Reaktion folgte auf dem Fuße. Die Polizei zog ihre Kräfte am Vereinsheim der „Hugos“ zusammen, die sich dort nach dem Angriff verschanzt hatten. Sziesze betonte, es sei die erklärte Absicht der Polizei gewesen, in das Vereinsheim einzudringen. „Das hat der Einsatzleiter den Hugos mitgeteilt.“ Die hatten einen Rechtsbeistand im Clubheim und öffneten gegen 19.30 Uhr die Türen.
Gegen 20 Uhr begannen die Einsatzkräfte mit den „polizeilichen Maßnahmen“, die bis ca. 23.30 Uhr dauerten. Insgesamt wurden die Identitäten von 143 Personen festgestellt, gegen die im Anschluss ein Platzverweis ausgesprochen wurde. Mit einem Beschluss des Amtsgerichts Essen erfolgte eine Durchsuchung des Vereinsheimes. Gefunden wurden Betäubungsmittel in geringerem Umfang, Vermummungsmaterialien und Farbspraydosen. „Die Gegenstände wurden sichergestellt“, sagte Sziesze. Die Gelsenkirchener Polizei leitete Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung ein.
Peter Peters, Vorstandsmitglied des FC Schalke 04, verurteilte die Aktion: „Wir verurteilen jede Form von Gewalt und werden nach Gesprächen mit Polizei und Staatsanwaltschaft entsprechend reagieren.“ Der Verein kann Stadionverbote aussprechen. „Aber das machen wir nicht pauschal, sondern immer gegen ermittelte und verurteilte Täter“, so Peters. Für die Veltins-Arena ist der Bundesligist zuständig, für die An- und Abreisewege dagegen der Deutsche Fußball-Bund. Der kann auch bundesweite Stadionverbote verhängen.
In Sippenhaft nehmen - ein Kommentar von Friedhelm Pothoff
Kein Sportverein der Welt, egal in welcher Disziplin zuhause, will in seinem Umfeld gewaltbereite Menschen wissen. Was die „Hugos“ da am Hauptbahnhof veranstalteten, war völlig neben der „Kappe“ und kann nur eines herausfordern: die ganze Härte des Gesetzes. Alles andere wäre widersinnig, denn sie haben neben der Verwerflichkeit ihrer Tat gegen Polizisten billigend in Kauf genommen, dass Unbeteiligte hätten mit hinein gezogen werden können.
An dieser Stelle würde Sinn machen, was als Sippenhaft bezeichnet wird und womit sich Bundesligisten leider recht schwer tun. Gerade der FC Schalke 04. Auf der einen Seite will er, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies erst am Samstag im Gespräch versicherte, der Gewalt in Stadien keine Chance geben. Auf der anderen Seite aber will ein S04-Vorstand wie Peter Peters Strafen nur in Richtung der ermittelten Fans ausgesprochen wissen.
Das ist falsch, weil es nicht abschreckt!
Mitglieder dieser Gruppierung haben es nicht verdient, Heimspiele des FC Schalke 04 zu besuchen. Sie sind es, die Fans davon abhalten, den Fußball vorbehaltlos genießen zu können. Sie hebeln Voraussetzungen aus, dass etwa 14-Jährige allein und unbehelligt ein Spiel besuchen können, wie es Tönnies einfordert. Denn dazu gehören auch gefahrfreie An- und Abreisen, etwa mit der Bahn.
Man darf gespannt sein, welche Sanktionen der DFB ausspricht, um die Menschen und den Fußball zu schützen.