Gelsenkirchen. Das Amtsgericht Essen hat mittlerweile die vorläufige Verwaltung für die integrative Begegnungsstätte und den Gastronomiebetrieb an der Braukämperstraße in Beckhausen angeordnet. Stadt, Politik und Behindertenvertreter machen sich Sorgen über die Zukunft der Einrichtung.
Wie geht es mit Hof Holz weiter? Diese Frage wird jetzt vor allem die 33 Mitarbeiter der Begegnungsstätte und der Gastronomie beschäftigen, nachdem die Geschäftsführung am Mittwoch einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. Eine verbindliche Antwort darauf kann im Moment niemand geben.
Das Amtsgericht Essen hat mittlerweile die vorläufige Verwaltung für Hof Holz angeordnet und den Düsseldorfer Rechtsanwalt Wolfgang Piroth als Insolvenzverwalter bestellt. Seine Aufgabe wird es nun sein, in Zusammenarbeit mit Hof-Holz-Geschäftsführer Karsten Konnert die Voraussetzung für ein Insolvenzverfahren zu prüfen. Dazu gehört vor allem die Frage, ob noch ausreichend Vermögen vorhanden ist, um die Gerichts- und Verfahrenskosten abzudecken. Erst wenn das Insolvenzverfahren eröffnet ist, können Gläubiger ihre Forderungen anmelden.
Politik war nicht über finanzielle Schwierigkeiten unterrichtet
Die Pleite von Hof Holz, so will es Udo Brückner (SPD), Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderungen, wird per Dringlichkeitsbeschluss zum Thema der nächsten Sitzung werden. Das Gremium tagt am 21. Januar im Hans-Sachs-Haus. Brückner zeigt sich überrascht über den Zeitpunkt des Bekanntwerdens. Dem Beirat seien keinerlei Hinweise des Werkvereins bekannt gewesen, auch Politik und Stadt seien nicht über die finanziellen Schwierigkeiten unterrichtet gewesen. „Schon die Insolvenz der Gewürzmanufaktur Fortkamp & Wiegers hat die Arbeitslosenquote der Menschen mit Behinderung in die Höhe getrieben“, so Brückner. Nun würden auf Hof Holz weitere 14 integrative Arbeitsplätze wegfallen. Er fordert einen Runden Tisch, um gemeinsam Problemlösungen zu erarbeiten.
Sozialdezernentin Karin Welge: „Es ist schade, dass ein im Stadtteil und darüber hinaus sehr gut angenommener Betrieb jetzt an den finanziellen Möglichkeiten scheitert. Der Hof ist ein gutes Beispiel für gelebte Inklusion.“ Sie hofft, dass sich für die Mitarbeiter eine Weiterbeschäftigung finden läßt.
Wolfgang Heinberg nennt als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion die jetzt entstandene Perspektive „höchst bedauerlich“ und fährt fort: „Arbeitsplätze sind konkret bedroht. Das Vorhaben, Inklusion auch in der Arbeitswelt voranzubringen, erleidet einen herben Rückschlag. Perspektiven, mit dieser Situation in Gelsenkirchen umzugehen, sehe ich nicht.“