Gelsenkirchen-Buer. Seit einem Wassersschaden im Juni lebt das Ehepaar Töpfer in einer Rohbau ähnlichen Wohnung. Nun folgt ein Mieterstreit, da die Deutsche Annington sich weigert, vorher abgeschlagene Fliesen wieder neu legen zu lassen. Außerdem stellt der Vermieter die Familie noch vor weiteren Schwierigkeiten.
Für Waltraud (69) und Egon Töpfer (73) war die Welt in Ordnung. Sie verbringen ihren Lebensabend in ihrer kleinen 52 qm-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Hassel am Eppmannsweg. Dort leben sie seit 48 Jahren, haben immer pünktlich die Miete gezahlt.
Er arbeitete früher als Maschinenführer auf der Kokerei in Scholven. Sie jahrelang als Verkäuferin in Buer im ehemaligen Schuhgeschäft bei Bata. Beide haben sich in ihrem Ruhestand eingerichtet, waren zufrieden. Bis sich am 30. April ein kleines Loch in der Heißwasserleitung in der Wand auftat.
„Ich kann nicht mehr“
Rasch breitet sich die Feuchtigkeit aus. Der Schaden war nicht zu übersehen. Die Töpfers informierten den Vermieter, die Deutsche Annington. Seitdem ist es mit der Beschaulichkeit in ihrem Leben vorbei. Bis auf den heutigen Tag ist der Schaden samt Folgen nicht beseitigt. Die Töpfers mussten das Wohnzimmer (18 qm) räumen. Die Möbel stehen auf dem Flur und auf dem Balkon. Die Wände sind kahl mit einem Rohputz versehen. Zwei Sessel stehen auf dem uneben neu verlegten Estrich. Als Tischchen dient ein umgedrehter Plastik-Wäschekorb. Eine Nacht mussten sie im Hotel verbringen. Gemütlichkeit sieht anders aus.
„Ich kann nicht mehr“, sagte Waltraut Töpfer gestern und blickte hilfesuchend in die Runde. Akribisch genau hat die Krebspatientin auf acht eng beschriebenen Seiten festgehalten, wann jemand kam und wann sie wen angerufen hat. Am 11. September soll tapeziert werden. Danach müssen die Töpfers zunächst einmal auf eigene Kosten Fliesen legen lassen. „Die Annington hat erklärt, dass der Estrich reiche, da könne auch ein Teppich gelegt werden.“ Dass der Raum vorher gefliest war, spiele keine Rolle.
Die Töpfers sind nicht nur mit ihrer Geduld, sondern auch mit den Nerven am Ende. Nach dem Schaden Ende April notiert Waltraud Töpfer: Etliche Telefonate und drei Wochen später am 21. Mai werden Fliesen und Wand aufgeschlagen und das Loch gestopft.
Das Tagebuch der Töpfers
Am 6. Juni kam ein Klempner, der Schimmel im Wohnzimmer hinter den Schränken feststellt. Auf einer Mieterversammlung am selben Tag habe Hans-Joachim Härtling, Geschäftsführer der Annington im Bereich Rhein-Ruhr, versprochen, der Schaden werde umgehend beseitigt. Am 1. Juli kamen Maurer und haben den Putz samt Schimmel abgeschlagen. Am 22. Juli wurden Fliesen an der Küchenwand angebracht. Am 12. August wurden die Fliesen im Wohnzimmer entfernt und am 22. August der Estrich gelegt. Notiert sind auch Dutzende von Telefonaten, Versprechungen und Vertröstungen.
Die Bitte, die Möbel vom Flur in einer leerstehenden Wohnung zu deponieren, wurde trotz Hausordnung, keine Möbel im Flur zu stellen, abgelehnt. Die beiden wissen sich kaum noch zu helfen, haben die Hasseler Mieterinitiative eingeschaltet. Sie hoffen, dass sie bald ihre Möbel in ihrem Wohnmittelpunkt aufstellen können. „Wir hatten schon ‘mal einen Wasserschaden,“ sagt Waltraud Töpfer, „der wurde aber schnell behoben.“ Nur war da nicht der Vermieter die Deutsche Annington, sondern die Viterra.