Gelsenkirchen. „Eine Lesung bedeutet ja sonst immer: Lampe, Wasserglas, Schnauze halten“, sagte Kai Twilfer. Der Bestsellerautor machte es anders und kombinierte Passagen aus seinem Erstling „Schantall“ mit Stand-up-Comedy in der ausverkauften Kaue. Die Mischung kam bestens an.
Eine Mischung aus Lesung und Comedy probierte am Samstag in der Kaue der Gelsenkirchener Autor Kai Twilfer aus. Basis des Programms war sein Buch „Schantall, tu ma die Omma winken“, das wochenlang die Spiegel-Bestsellerliste anführte. „Eine Lesung bedeutet ja sonst immer: Lampe, Wasserglas, Schnauze halten“, sagte Twilfer. Das sollte diesmal anders sein. Die Passagen zwischen den Kapiteln gestaltete er mit Diashows und Stand-up zu Themen wie Shopping oder Fernsehen. Und das kam gut an.
Der Intellekt hat von Anfang an keine Chance auf der Bühne. Gut, Lampe und Sessel gehören auch bei dieser Lesung zum Inventar. Zu den „Originalteilen aus dem Haushalt Pröllmann“, der Familie, um die sich das Buch dreht, zählt aber auch ein „Pornohocker“ – eine mit goldenem Plastikstoff bezogene Scheußlichkeit. Und den Sessel, den ein Raumausstatter vielleicht noch durchgewunken hätte, ziert eine Decke im neongrünen Leoparden-Muster.
Der Kurbeltisch lässt die ausverkaufte Kaue johlen
Und überhaupt: das Mobiliar. Die vorgelesene Beschreibung der Pröllmann’schen Innenausstattung kommt vermutlich am besten beim Publikum an, vor allem der Kurbeltisch lässt die ausverkaufte Kaue johlen. „Ja, so einen haben Sie alle schon auf den Sperrmüll gebracht! Oder haben Sie ihn noch zu Hause stehen?“, kommentiert Twilfer die Reaktionen.
Auf dem Monitor sorgen Fotos von denkwürdigen „Tättowationen“ – so heißt das bei den Pröllmanns – für Lacher: eine Waschanleitung im Nacken, ein Nutella-Glas auf der Schulter, eine TÜV-Plakette auf dem Gesäß. Auch die „sehr, sehr schlimme Krankheit“, ohne die das Schantall-Buch gar nicht erschienen wäre – der „Kevinismus“ – kommt nicht zu kurz. Namen wie Jayden Dylan, Sunnybelle Melody, Schackeline, Schayänn oder Dschärimi sorgen beim gemischten Publikum für kopfschüttelndes Lachen. Das ist auch aufgefordert, eigene Namens-Kreationen einzuwerfen, was nur bedingt funktioniert.
Das Wasserglas hat Twilfer auch stilecht umgetauscht: in eine Trinkflasche von Schalke 04 aus Plastik. Pröllmanns wird’s gefreut haben.