Gelsenkirchen. Fritz Rau, der große Konzertveranstalter, hat auch in Gelsenkirchen Spuren hinterlassen. Nach dem Tod des 83-Jährigen erinnern sich drei Gelsenkirchener an seine Auftritte und seine Arbeit, die dazu beitrugen, die Stadt zur Konzerthochburg zu machen...
Er war ein knallharter Verhandler, ein versierter Geschäftsmann, ein beseelter Musik-Liebhaber und ein begnadeter Erzähler. Er war Freund und Ziehvater vieler Stars – und er hat auch in Gelsenkirchen Spuren hinterlassen. Fritz Rau hat den Stadionrock in die Stadt geholt. Am Dienstag starb der Konzertveranstalter nach einem Schlaganfall. Er wurde 83 Jahre alt.
Im März 2012 war Fritz Rau in der Fachhochschule Gelsenkirchen und erzählte dort aus seinem Leben. Ein Jahr zuvor bereitete ihm die Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen bei ihrer Rock’n’Roll-Gala in der (früheren) THS-Zentrale am Nordsternpark die Bühne. Es war ein Abend, wie ihn Rau geliebt haben dürfte: Voller Erinnerungen und Anekdoten, mit lauter Live-Musik und mit viel Applaus aus großer Runde.
"Unserer Arbeit galt einer Demokratisierung der Kultur"
Rau, damals 81, las aus seiner Biographie vor, erzählte teils höchst emotional von 50 Jahren Backstage, von seiner Freundschaft mit Mick Jagger und Peter Maffay und seinem Anspruch: „Unserer Arbeit galt einer Demokratisierung der Kultur.“ Zu solchen Sätzen rammte er gern die geballte Faust in die Luft und gab den Alt-Rocker.
Die Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen erinnert nun zu Raus Tod an dessen Verdienste um das lokale Konzertgeschehen. „Mit der Verpflichtung Michael Jacksons für das erste Großkonzert im Parkstadion 1988 hatte die Agentur von Rau die Ära des Stadionrocks in Gelsenkirchen eingeläutet. Dieser Impuls wirkt bis heute fort, vielleicht wäre Gelsenkirchen ohne Fritz Rau nie zu der Konzert-Hochburg geworden, die es heute ist“, meint Dr. Christopher Schmitt, Vorsitzender der Initiative.
Bilderschau im Industrieclub
Von den Stones bis U2, von Staus Quo bis Robbie Williams, von AC/DC bis Tokio Hotel – sie alle gaben ihre Visitenkarte in der Stadt ab. Ins Bild gerückt wurde die Riege der Musikgrößen bei der Ausstellung „Robbie, Keith & Co – Rock und Pop auf Gelsenkirchener Bühnen“ im Industrie-Club. Über 6000 Konzerte von Abba bis Zappa hat Fritz Rau seit 1955 realisiert, viele davon auch, wie die Bilderschau eindrücklich zeigte, in den kleinen und großen Arenen an der Emscher.
„Mit Fritz ist ein leidenschaftlicher Konzertveranstalter gestorben. Andere Promoter arbeiten auch erfolgreich in dieser Branche, sind aber in erster Linie gute Kaufleute, die ebenso erfolgreich Sandalen oder Apfelsinen verkaufen könnten. Fritz konnte das nur mit Jazz und Rock ‘n’ Roll“, würdigt Prof. Helmut Hasenkox, Geschäftsführer der Emschertainment gmbH, Fritz Rau. Und: „Es war mir stets eine Ehre und ein Vergnügen, mit ihm oder für ihn zu arbeiten – und meistens war es auch eine Lehrstunde.“
Entstanden sind dabei auch Künstler-Verbindungen jenseits des Rock’n’Roll. Thomas Such, als Tom Angelripper extraharter Frontmann der Band Sodom, schätzte Rau, den er seit den 80er Jahren kannte. „Seine Menschlichkeit und Herzenswärme gaben mir immer Zuversicht und Hoffnung in diesem umkämpften Business. Er kümmerte sich nicht nur um die internationalen Stars, er war auch stets bemüht, junge Künstler zu fördern und stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Wünsche Dir alles Gute lieber „Onkel Fritz“, wo immer Du auch bist...“