Gelsenkirchen. Der dänische Weltklasse-Baritin Bo Skovhus gibt zwei Sängern den letzten Schliff.

Der Meister zeigt Mitleid. Manchmal zumindest. „Das ist hart zu singen, oder?“ fragt der dänische Weltklasse-Bariton Bo Skovhus grinsend seinen Schüler, den Opernsänger Michael Dahmen, nach der fünften Wiederholung einer winzigen Ariensequenz. Der Profi lächelt und seufzt: „Ja!“ Trotz der Anstrengung genießt der Bariton des Musiktheaters im Revier natürlich spürbar jede einzelne Sekunde des exklusiven Unterrichts durch den international renommierten Sänger.

50 Zuhörern vor der Probebühne

Nach Meisterkursen mit Starsopranistin Cheryl Studer vor zwei Jahren und dem prominenten Tenor Siegfried Jerusalem im letzten Jahr unterrichtet nun der weltweit gefeierte, 53-jährige Bariton Bo Skovhus zwei Profis des Gelsenkirchener Opernhauses. Ein Ereignis für Michael Dahmen und die Sopranistin Bele Kumberger, aber auch fürs Publikum. Denn gleich drei Mal finden die Gesangsstunden öffentlich statt. „Das, was Sie hier heute erleben, findet für gewöhnlich hinter verschlossenen Türen statt“, steigerte Skovhus dann auch am Mittwochnachmittag die Spannung bei den rund 50 Zuhörern auf der Probebühne.

Locker wirkt der kahlköpfige Mann aus dem Norden, und freundlich. Hemdsärmelig sitzt er zunächst auf dem Hocker, wenn Michael Dahmen, begleitet von Bernhard Stengel am Flügel, sein Rezitativ aus der Mozart-Oper „Die Hochzeit des Figaros“ anstimmt. Doch schon nach wenigen Takten springt der Meistersänger auf, bricht ab, singt vor, spürt mit den Händen dem Melodienbogen und dem Weg des Atems nach.

Filigranes Feilen am Potenzial

„Es muss mehr hier im Körper sitzen“, fordert er in einwandfreiem Deutsch, um an anderer Stellen fast entschuldigend einzuwenden: „Das ist nicht meine Erfindung, das habe ich alles von Harnoncourt!“ Dem kürzlich verstorbenen Meister historischer Aufführungspraxis.

Ob bei der Feinschliff-Arbeit mit Michael Dahmen oder den Kieferlockerungs-Übungen bei Bele Kumberger: Bo Skovhus gibt klare Anweisungen, mal humorig („An deinem U müssen wir noch arbeiten!“), immer unmissverständlich. Er lässt die Sänger um die richtige Stimme ringen, feilt penibel an der Technik, am letzten Schliff, fordert mal Koloraturen im Staccato ein. Skovhus, der den Titel eines österreichischen Kammersängers trägt, achtet auf jede Phrasierung, sucht hier das Legato, die durchgehende Melodielinie, mahnt dort den den Verzicht aufs Vibrato an.

„Nicht zu viel von den russischen Bässen“, winkt er bei der Sopranistin ab, die sich Franz Schuberts Lied „Der Zwerg“ und den Mignon-Liedern widmete, um kurz darauf zu loben „Sehr, sehr gut!“

Am Ende sind Sängerin und Sänger glücklich über das meisterliche Feilen am großen Potenzial und die Zuhörer über die intensiven Einblicke in des Sängers Werkstatt.

Die noch junge Reihe der Meisterkurse am MiR wird von der Sparkasse unterstützt.

Den Abschluss bildet am Sonntag, 3. April, um 18 Uhr das Konzert „Hör.Genuss“ im Kleinen Haus. Hier werden Bele Kumberger und Michael Dahmen ihr Können demonstrieren. Infos, Karten: 0209 4097-200.