Essen. Eine 28-Jährige ist in Kray umgebracht worden. Eine Frau und ein Mann wurden festgenommen. Die 44-Jährige wird einem Haftrichter vorgeführt.

Tödlicher Messerangriff in Essen-Kray: Eine junge Frau (28) ist am späten Donnerstagabend auf offener Straße erstochen worden. Angeblich soll die Deutsche beim Gassigehen mit ihrem Hund angegriffen worden sein. Ein 42-jähriger Deutscher und eine 44 Jahre alte Deutsch-Marokkanerin aus Essen wurden vorläufig festgenommen. Eine Mordkommission sicherte Spuren unter anderem in einem VW Golf mit Essener Kennzeichen und befragte Zeugen wie Anwohner.

War Eifersucht das Motiv, hatte der Festgenommene eine Beziehung mit beiden Frauen, wie vor Ort gemutmaßt wird? Für den Essener Rechtsanwalt Volker Schröder, der den Fall übernommen hat, scheint die Sache recht klar zu sein: Bei der mutmaßlichen Messerstecherin handele es sich um die Frau des ebenfalls festgenommenen Mannes, der mit der 28-Jährigen eine gemeinsame Zukunft geplant haben soll. Der 42-Jährige habe daneben gestanden, als die Bluttat passierte.

Polizei und Staatsanwaltschaft machten zunächst keine Angaben zu den Beziehungen der Beteiligten untereinander. Laut Staatsanwältin Sarah Erl soll die 44-Jährige noch am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Vorwurf laute auf Mord. Der 42-Jährige wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Er war an der Tat nicht beteiligt, aber mit der 28-Jährigen unterwegs, als es zu dem tödlichen Angriff kam, so Polizeisprecher Hendrik Heyer.

Die mutmaßliche Angreiferin wurde in Handschellen abgeführt.
Die mutmaßliche Angreiferin wurde in Handschellen abgeführt. © WTVnews_Essen | WTVnews_Essen

Auf der Straße Schollenbroich hatten sich um kurz vor 23 Uhr am Donnerstagabend dramatische Szenen abgespielt: Zeugen entdeckten eine Verletzte, die blutüberströmt und leblos auf dem Boden lag. Ersthelfer versuchten die 28-Jährige bis zum Eintreffen der Rettungskräfte und einer Notärztin zu reanimieren. Doch für die junge Frau kam jede Hilfe zu spät. Sie starb noch am Tatort, tödlich getroffen durch einen Stich in den Brustkorb.

Wenig später konnten Polizisten die beiden Verdächtigen vorläufig festnehmen. Angaben von Augenzeugen, die die 44-Jährige mit zwei Messern auf der Straße herumlaufen gesehen haben wollen, kommentierte Heyer nicht. Offensichtlich hatten Beamte ihr Papiertüten als Schutz vor Spurenverlust über beide Hände gezogen, bevor sie in Handschellen abgeführt wurde.

Die Tür der Wohnung des Opfers ist von der Polizei versiegelt worden.
Die Tür der Wohnung des Opfers ist von der Polizei versiegelt worden. © Martin Spletter | Martin Spletter

Am frühen Freitagmittag durchkämmte eine Hundertschaft der Polizei das Umfeld der Wohnadresse des Opfers. Die Beamten suchten unter Autos und in Gebüschen offenbar nach weiteren Spuren – unter anderem nach der Tatwaffe, wie es hieß. Was bedeuten könnte: Mit den beiden angeblich sichergestellten Messern wurde die junge Frau vermutlich nicht getötet.

Eine Hundertschaft durchkämmte am Freitagmittag das Umfeld des Tatorts auf der Suche nach Spuren.
Eine Hundertschaft durchkämmte am Freitagmittag das Umfeld des Tatorts auf der Suche nach Spuren. © ANC-NEWS | Justin Brosch
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Die Straße Schollenbroich ist besiedelt mit gepflegten Mehrfamilienhäusern. Am Freitag Vormittag hat jemand eine weiße Kerze dort abgestellt, wo die 28-Jährige blutüberströmt aufgefunden wurde. „Wir hörten gegen 23 Uhr draußen Schreie, ich bin sofort runter und hab‘ meine Nachbarin erst gar nicht erkannt, es war alles voller Blut“, berichtet ein Nachbar (36), der im gleichen Haus wie das Opfer wohnt. Die junge Frau lebte seit schätzungsweise einem Jahr in dem Mehrfamilienhaus, war offenbar alleinstehend, grüßte freundlich, ging mehrmals täglich mit ihrem Hund nach draußen.

„Ich habe noch versucht, die Frau in die stabile Seitenlage zu bringen“, berichtet der Anwohner, den die Ereignisse sichtlich mitgenommen haben. „Bis 3.30 Uhr wurden wir dann von der Polizei verhört.“

An der Straße Schollenbroich ist in der Nacht auf Freitag eine Frau auf offener Straße erstochen worden. Jemand hat eine Kerze abgestellt.
An der Straße Schollenbroich ist in der Nacht auf Freitag eine Frau auf offener Straße erstochen worden. Jemand hat eine Kerze abgestellt. © Martin Spletter | Martin Spletter

Die Version einer Eifersuchts-Tat bestätigen die Anwohner unmissverständlich: „Die Frau hatte in vielen Nächten Besuch von einem Mann, und man hat alles gehört“, sagt eine Nachbarin. Die laute Auseinandersetzung, die der folgenschweren Tat auf der Straße vorausging, hatte ebenfalls eindeutige Inhalte: „Ich habe den Satz gehört: ,Du hast sie doch geküsst, Du Schlampe!‘‘, berichtet der Nachbar. Solche oder ähnliche Worte sollen gefallen sein.

Die Wohnung, in der die 28-Jährige lebte, ist am Freitag mit einem violetten Polizei-Klebeband versiegelt worden, sodass sich niemand mehr unbemerkt Zutritt verschaffen kann. Auf der Fußmatte stehen noch, ordentlich abgestellt, Wanderschuhe, lehmverschmiert, ganz offensichtlich Schuhe, die die Frau trug, wenn sie mit ihrem Hund Gassi ging.

Im Hinweisportal des Landeskriminalamtes können Zeugen des Krayer Tötungsdelikts ihre Beobachtungen mitteilen oder auch Videos hochladen. Darüber hinaus werden Augenzeugen gebeten, sich bei der Mordkommission zu melden. Dies ist telefonisch unter der Rufnummer 0201 829-0 oder per E-Mail an hinweise.essen@polizei.nrw.de möglich

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