Essen. Der große Satiriker Thomas Plaßmann zeigt in seiner Heimatstadt Essen eine Auswahl seines humoristischen Schaffens – und kämpft gegen die Vergänglichkeit.

Ein Geschäftsmann im Anzug steht an einer Klippe. Er schaut hinunter in den Abgrund, sprungbereit, und überlegt sich, wie die Nachwelt wohl klar käme, falls er sich fallen ließe. Der Herr ist überzeugt, dass die Gesellschaft verloren wäre ohne ihn: „Ein kleiner Schritt von mir und die gesamte Herrensocken-Branche taumelt ins Chaos.“

Das Bild mit dem Titel „Momente der Macht“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Karikaturist und Zeichner Thomas Plaßmann die Welt sieht – die drohende, alles verschlingende Dunkelheit, aufgebrochen durch einen ironischen Blick auf menschliche Eitelkeiten.

Das ist Thomas Plaßmann

  • Wie zeichnet man den Krieg, Herr Plaßmann?
  • „Tauche die Feder nicht nur in Tusche, auch in Schmerz“
  • Thomas Plaßmann will Kreuze in Kirchen aus Scham verhüllen

Plaßmann-Ausstellung in Essen-Werden

Plaßmann, 1960 in Essen geboren und dort noch immer zuhause, ist NRZ-Leserinnen und -Lesern seit Jahrzehnten als Hauskarikaturist unserer Zeitung bekannt, er arbeitet außerdem für weitere renommierte Publikationen. Eine Auswahl seiner Satiren ist ab sofort und bis zum 16. März in Plaßmanns Heimatstadt zu sehen: „Einfälle – Karikaturen und Komisches Acryl“ heißt die Werkschau auf einem alten Industriegelände im schmucken Stadtteil Werden, genauer gesagt in der sehenswerten Galerie Kunstwerden.

Der Künstler und seine Ehrengäste: Thomas Plaßmann zwischen Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) und Peter Toussaint, ehemals Mitglied der NRZ-Chefredaktion (r.).
Der Künstler und seine Ehrengäste: Thomas Plaßmann zwischen Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) und Peter Toussaint, ehemals Mitglied der NRZ-Chefredaktion (r.). © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Für den großen Künstler von der Ruhr ein Heimspiel. „Ich bin eigentlich nicht der Ausstellungstyp“, sagt Plaßmann, der in Bredeney im Essener Süden aufgewachsen ist, während der Vernissage. Viel Arbeit sei das, und am Ende stehe man oft genug bei der Eröffnung „alleine vor seinen eigenen Bildern“. In Werden aber ist der Raum voll und der bescheidene Plaßmann „einigermaßen bewegt über die Resonanz“.

Thomas Plaßmann ist ein Arbeitstier

Der Mann sei „der Lokalmatador unter den bundesweit bekannten Karikaturisten“, lobt Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU), ein Plaßmann-Fan. „Nicht so verkopft“ gehe er zur Sache, ziele mit seinen Motiven „direkt ins Herz. Typisch Ruhrgebiet eben.“ Peter Toussaint, langjähriges Mitglied der NRZ-Chefredaktion und enger Weggefährte Plaßmanns, bewundert dessen „herrlich schwarzen Humor“: „Meistens zeichnet er, was politische Entscheidungen mit den Menschen machen. Er ist der Karikaturist in Deutschland mit den meisten Auszeichnungen.“

Plaßmann ist ein Vielzeichner, der sich sogar im Urlaub an den Schreibtisch setzt. An jedem NRZ-Erscheinungstag schickt er drei Bilder zu aktuellen Themen, von denen die Redaktion eines zur Veröffentlichung auswählt. Macht rund 900 Zeichnungen pro Jahr. Reichlich Material. Plaßmann weiß um die Vergänglichkeit seiner Arbeit. „Die Zeitung landet nach ein, zwei Tagen im Altpapier.“ Seine Bilder aber bleiben im Kopf.

Die Ausstellung an der Ruhrtalstraße 19 (Tor 2) in 45239 Essen ist freitags von 20 bis 23 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.