Essen. Weil sein Auto ein Schultor versperrte, wurde ein Essener Vater von einem Auslieferungsfahrer beschimpft. Es gibt Videos. Der Streit hat Folgen.
„Willst du auf die Fresse? Willst du auf die Fresse, du?! So A... löcher brauchen wir hier in dem Land, du! Geh arbeiten und treib dich hier nicht rum!“ Der Mann mit gelber Warnweste steht neben einem Transporter und ist außer sich. Er brüllt, ballt die Faust. Vor dem Tor der Gervinusschule, Dependance an der Diergardtstraße, ist frühmorgens ein Streit eskaliert. Für den tobenden Mann, einen Auslieferungsfahrer, war es einer der letzten Arbeitstage in diesem Job. Der Ausraster hat ihn die Stelle gekostet.
Wütend machte ihn der Vater eines Grundschulkindes, dessen Auto die Ein- und Ausfahrt zum Schulgelände versperrte. Das Tor stand offen, doch der Fahrer, der die Gervinusschule mit Obst beliefert hat, konnte den Schulhof nicht verlassen. Er war zugeparkt, offenbar über längere Zeit. Es gibt Videos, die den Vorfall vom 5. Februar dokumentieren. Erst ist gellendes, pausenloses Hupen zu hören, später Geschrei. Noch am selben Tag wurden der Polizei diese Videos präsentiert.
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Nach Vorfall vor Essener Grundschule: Strafanzeige wegen Bedrohung
Der betroffene Vater hat Anzeige gegen den Fahrer erstattet, wie die Polizei auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt: Ermittelt werde wegen Bedrohung. Der Vater sagt, der Fahrer habe einen Stock oder Schlagring aus dem Lieferwagen geholt und in der Hand gehalten: „Er wollte mir was antun.“ Ob es wirklich so war, werden die Ermittlungen ergeben. Zwei Kinder, seine Tochter und eine Freundin, hätten derweil in seinem Wagen gesessen und alles mitbekommen: „Sie hatten Angst. Sie haben geweint.“
Es war der Tiefpunkt eines stressigen Morgens. Er habe seine Tochter, Zweitklässlerin, zur Schule gebracht, berichtet der Vater: „Wir kamen zu spät.“ Ebenso eine Freundin seiner Tochter mit ihrem Papa. Weil kein Parkplatz frei war, das räumt er ein, stellte er sein Auto einfach vor das Tor. Mit beiden Mädchen sei er ins Schulgebäude gegangen und dann auf die Suche nach der Klasse. Denn der Klassenraum sei abgeschlossen gewesen. Dann habe er bemerkt, dass draußen jemand hupt und schreit.
Fahrer entlassen - Schule wird jetzt von einem anderen Mitarbeiter beliefert
Mit den Kindern sei er zurück zum Auto gelaufen, eingestiegen, beiseite gefahren, schildert der Vater. „Und dann ist der Fahrer komplett ausgerastet.“ Auch Anwohner aus benachbarten Häusern hätten den Streit mitbekommen. Er habe dem wütenden Mann gesagt, dass er alles per Video aufnimmt, sagt der Vater. Er spricht Deutsch mit ganz leichtem Akzent, sei aber in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Wenige Tage nach dem Vorfall war ihm die Aufregung noch deutlich anzumerken. Er fürchtete, dass der Fahrer, der wöchentlich die Gervinusschule beliefert, dort erneut aufkreuzt – „so ein Mann mit Hass“. Mittlerweile ist diese Sorge unbegründet. Der landwirtschaftliche Betrieb, bei dem der Fahrer beschäftigt war, hat ihn umgehend freigestellt. Der Mitarbeiter sei viele Jahre dabei und bisher immer zuverlässig gewesen, heißt es in einer Mail der Geschäftsführung an die Schulleitung, die dieser Redaktion vorliegt. Man bedauere den Vorfall sehr und distanziere sich ausdrücklich vom Verhalten des Mitarbeiters. In Zukunft werde die Gervinusschule von einem anderen Mitarbeiter mit Schulobst beliefert.
Auch die Leitung der Frohnhausener Schule hat Konsequenzen gezogen: „Der Fahrer hat von uns ein Betretungsverbot des Geländes beider Standorte bekommen“, heißt es in einer Mail an den Vater der Zweitklässlerin.
Geschäftsführer: „Man kann den Leuten immer nur vor den Kopf gucken“
Im Gespräch mit dieser Redaktion sagt der Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Betriebes, der Fahrer habe zehn Jahre bei ihnen ohne besondere Vorkommnisse gearbeitet: „Jetzt mussten wir ihn leider entlassen. Wir haben alles getan, was wir als Betrieb machen konnten. Man kann den Leuten immer nur vor den Kopf gucken.“ Der Fahrer habe angeblich Gegenanzeige gestellt, weil nach seiner Darstellung auch der Vater Grenzen überschritten habe. Eine Gegenanzeige kann die Polizei allerdings aktuell nicht bestätigen.
Er habe auch mit dem Vater telefoniert, ergänzt der Geschäftsführer, und ihn gebeten, das Video nicht bei TikTok hochzuladen. Das sei ihm dann auch versprochen worden.
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