Essen. An sechs Stationen gibt es Transporträder zum Ausleihen per App. Sechs weitere sollen folgen. Die Stadt erklärt, was sie sich davon verspricht.

Das „Metropolrad-Ruhr“ ist in Essen etabliert, mehrere hundert Leihfahrräder stehen im Stadtgebiet an ausgesuchten Standorten. Nun kommt ein neues Angebot hinzu: Gemeinsam mit dem Anbieter Nextbike hat die Stadt Essen ein Verleihsystem für Lastenräder gestartet.

Lastenräder, das sind die etwas klobig wirkenden Transportfahrräder, mit denen sich Einkäufe nach Hause bringen lassen oder Kinder zur Schule. Maximal 80 Kilogramm dürfen Radler zuladen. An sechs Standorten hat Nextbike zunächst jeweils ein Lastenrad platziert. Sechs weitere Standorte sollen voraussichtlich im März kommenden Jahres hinzukommen. Buchen und auch reservieren lassen sich die Räder über eine App. Abgerechnet wird auf Zeit (siehe Infobox).

Die Stadt Essen möchte mit dem neuen Leihsystem einen Anreiz schaffen, auf das Auto öfter oder ganz zu verzichten, erklärte Verkehrsdezernentin Simone Raskob bei der Eröffnung der Leihstation am Grendplatz in Steele. Und sie möchte all jenen ein Angebot machen, die sich ein eigenes Lastenrad nicht leisten können.

Die Stadt Essen fördert den Kauf eines Lastenrades mit bis zu 500 Euro

5000 Euro und mehr verlangt der Fahrradhandel für ein Lastenrad. Die Stadt fördert den Kauf mit bis zu 500 Euro. Wer genügend Geld hat, nimmt diese Summe gerne mit. Wer nicht viel Geld hat, dem sind 500 Euro als Anreiz aber womöglich nicht genug. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) spricht mit Blick auf die Förderung deshalb von einem Mitnahmeeffekt.

Diese Erkenntnis ist offenbar auch bei CDU und Grünen gereift, die im Stadtrat die Mehrheit stellen. Auf ihre Initiative hin hat der Rat der Stadt die zu vergebene Kaufprämie für das kommende Jahr von 100.000 Euro auf 50.000 Euro halbiert; 50.000 Euro stehen stattdessen für den Ausbau des Lastenrad-Leihsystems zur Verfügung. Der Vertrag zwischen der Stadt und dem Betreiber Nextbike läuft über vier Jahre, die Stadt kann ihn um bis zu zwei Jahre verlängern.

Jonas Löhr (Nextbike), Christian Wagner, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Essen, Verkehrsdezernentin Simone Raskob und Stefan Neumann Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen, bei der Eröffnung der Leihstation am Grendplatz.
Jonas Löhr (Nextbike), Christian Wagner, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Essen, Verkehrsdezernentin Simone Raskob und Stefan Neumann Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen, bei der Eröffnung der Leihstation am Grendplatz. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND
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Nextbike betreibt Lastenrad-Leihsysteme in diversen Städten. Geübte Radfahrer gewöhnten sich schnell an das Gefährt, sagt Jonas Löhr von Nextbike. Auf den ersten Metern aber könnte es bei der Fahrt noch wackeln. Ein paar Meter Anlauf zum Üben seien sinnvoll, betont ADFC-Sprecher Mirko Sehnke und bedauert, dass es diesen Platz nicht an jeder Leihstation gebe. Am Grendplatz zum Beispiel steht das Leihrad in der Fußgängerzone, laut Straßenverkehrsordnung muss man das Rad dort schieben.

An das Fahren eines Lastenrades müssen sich Anfänger erst gewöhnen

Leihstationen und Tarife

Leih-Lastenräder gibt es an folgenden sechs Stationen: Altenessener Markt, Katernberger Markt, Berliner Platz, Bahnhof Borbeck, Grendplatz (Steele), Isenbergplatz (Südviertel).

Weitere sechs Stationen sind ab März 2025 geplant: Eltingstraße (Nordviertel), Rüttenscheider Stern, Florastraße (Rüttenscheid), Weserstraße (Bergerhausen), Gemarkenplatz (Holsterhausen) und Gervinusstraße (Frohnhausen).

Eine Fahrt wird nach Zeit berechnet. Die erste halbe Stunde kostet 2,50 Euro, jeder weitere halbe Stunde 1,25 Euro. Der Tagestarif beträgt 25 Euro. Wer ein Lastenrad über die Ruhrbahn-App Zäpp bucht, bekommt Vergünstigungen, die erste halbe Stunde gibt es zum halben Preis, den Tagestarif für 20 Euro.

Ausleihen lässt sich ein Lastenrad über Nextbike.de oder Metropolradruhr.de und die entsprechenden Apps sowie über die Ruhrbahn-App Zäpp

Wer in Fahrt kommt, nimmt dank des Elektroantriebs schnell Tempo auf. 60 Kilometer beträgt die Reichweite. Der Wendekreis ist deutlich größer als der eines gewöhnlichen Fahrrades. Zudem verdeckt die Transportbox das Vorderrad. Wer sicher lenken will, sollte deshalb über das Vorderrad hinaus auf die Straße gucken, rät der ADFC.

Die Essener Verkehrswacht hatte im vergangenen Jahr mit einem Crashtest darauf aufmerksam gemacht, dass das Fahren eines Lastendrades nicht ohne Risiko ist. Der Grund: Der vordere Teil ragt weit in Kreuzungen hinein, als Fahrer sieht man deshalb erst spät, wenn sich von rechts ein Auto nähert, womöglich zu spät.

Bei manchen Autofahrern und auch Fußgängern sind Lastenräder gefürchtet. Wer einmal erlebt hat, wie ein Lastenrad mit hohem Tempo die Grugatrasse in Richtung Annental hinabdonnert, kann es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen. Verteufeln, sagt ADFC-Sprecher Mirko Sehnke, dürfe man Lastenräder deshalb aber nicht.

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