Essen/Mülheim. Die Polizei Essen zieht Zwischenbilanz drei Jahre nach der Gründung einer eigenen Abteilung im Kampf gegen Kinderpornographie. So fällt sie aus.

Die Polizei in Essen und Mülheim durchsucht im Schnitt täglich eine Wohnung oder ein Haus in beiden Stadtgebieten im Kampf gegen Kinderpornographie. Das ist die Zwischenbilanz des Präsidiums, nachdem vor drei Jahren, Anfang November 2021, eine eigene Abteilung gegründet wurde, die ausschließlich Kriminelle jagt, deren Taten im Zusammenhang mit Kinderpornographie stehen.

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Rund 360 Durchsuchungsbeschlüsse seien zwischen November 2023 und November 2024 in Essen und Mülheim vollstreckt worden, berichtet Polizei-Sprecherin Sylvia Czapiewski am Donnerstag (21. November). Dabei habe man insgesamt mehr als 900 Computer, Festplatten, Smartphones, Spielkonsolen sowie Datenträger wie CDs, DVDs und USB-Sticks sichergestellt.

Festplatten, gestapelt so hoch wie der RWE-Turm

Diese jährliche Zahl – mehr als 300 Durchsuchungen pro Jahr – sei seit Gründung der Abteilung im November 2021 anhaltend gleich hoch. Bereits nach dem ersten Jahr der Arbeit der so genannten „Besonderen Aufbauorganisation (BAO) Herkules“ verdeutlichte die Polizei, wie viele sichergestellte Daten die Polizistinnen und Polizisten durchsehen müssen: Würde man die Daten aus nur einem Jahr auf normalen Festplatten sichern und diese Festplatten dann stapeln, wäre der Turm genauso hoch wie der RWE-Turm (Westenergie-Turm) im Essener Stadtzentrum (167 Meter).

Erst am vergangenen Montag (18. November) hatten die Ermittler der „BAO Herkules“ insgesamt 17 Wohnungen durchsucht und dabei 121 Datenträger sichergestellt. Den Beschuldigten wird überwiegend Herstellung, Besitz und Verbreitung von Kinder- oder Jugendpornografie vorgeworfen, teilweise auch sexuellen Missbrauch von unter 18-Jährigen. Die Ermittlungen dauern an.

Die verdeckten Ermittlungen dauern oft lange

Solche Wohnungsdurchsuchungen laufen häufig ohne großes Aufhebens ab. Auch die Ermittlungsarbeit findet im Verdeckten statt; die Polizei gibt auch keine Auskunft darüber, wie viele Polizistinnen und Polizisten in der „BAO Herkules“ beschäftigt sind. Klar ist nur, dass diese Abteilung im November 2021 gegründet wurde, um schneller und effektiver größere Mengen von Daten auswerten zu können, damit man den Täterinnen und Tätern schneller das Handwerk legen kann.

Ein schwerer Fall, den die Polizei lange verfolgt, ermittelt und schließlich aufgedeckt hat, kam in diesem Jahr vor Gericht: Im August wurde ein 46-Jähriger aus Kray zu mehr als sieben Jahre Haft verurteilt: Er hatte drei Jahre lang immer wieder seine Stieftochter vergewaltigt. Das Mädchen war zu Beginn der Taten 13 Jahre alt. Der Mann hatte sich selbst bei den Vergewaltigungen mit dem eigenen Handy gefilmt.

Aus Ekel musste das Mädchen sich einmal erbrechen, weinte häufig, während der Mann nicht abließ. 19 Mal soll er seine Stieftochter missbraucht haben, meistens in seinem Arbeitszimmer.

Missbrauchs-Videos auf Schülerhandys

Ein anderer Fall wurde im Frühjahr 2024 bekannt: In einer Schulklasse in Essen oder Mülheim war auf den Smartphones der Schüler ein Missbrauchs-Video aufgetaucht. Es zeigte „sexuelle Handlungen zwischen zwei Kindern“, so die Polizei damals. Die verstörenden Szenen verbreiteten sich viral, ehe sich Mitschüler an ihre Eltern wandten, die sofort die Polizei einschalteten. Kaum bekannt ist in vielen Familien, dass nicht nur die Verbreitung, sondern auch der Besitz solcher Missbrauchs-Bilder strafbar ist; auch dann, wenn man sie unaufgefordert zugeschickt bekommt. Das gilt für alle Jugendlichen ab 14 Jahren.

In Mülheim legte die Polizei einem Mann das Handwerk, der vorgab, eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern zu unterstützen. Er betreute vor allem in Ferienzeiten die Kinder auf einem Campingplatz, missbrauchte sie dort, ehe sich die Kinder Anfang des Jahres endlich jemandem anvertrauten. Die Kinder kamen sofort in Obhut.

„Mit großer Wahrscheinlichkeit erleidet gerade jetzt ein Kind oder ein Jugendlicher irgendwo in Essen oder Mülheim sexuelle Gewalt“, sagt Kriminaldirektor André Dobersch, der Leiter der „Besonderen Aufbauorganisation Herkules“. „Die Jüngsten in unserer Gesellschaft benötigen unsere Hilfe, und wir sind alle gefragt, aufmerksam hinzusehen.“

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