Essen. Zwei Tage hatten die Menschen Zeit, sich auf die Evakuierung in Essen-Rüttenscheid vorzubereiten. Das reicht offenbar immer noch nicht.
- Über die Bombenentschärfung in Essen-Rüttenscheid am Mittwoch (20.11.) berichten wir in diesem Liveticker.
Zwei Tage lang hatten die Rüttenscheider Zeit, sich auf ihre Evakuierung vorzubereiten – zumindest die von der Bombenentschärfung in der Wittekindstraße Betroffenen 2850. Eigentlich müssen entdeckte Blindgänger noch am Fundtag unschädlich gemacht werden. Wegen der aufwendigen Evakuierung von Patienten hatten die Anwohnerinnen und Anwohner aber etwas mehr Zeit als üblich.
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Doch auch die zwei Tage Vorlaufzeit haben nicht ausgereicht, dass alle im Vorfeld von der Evakuierung erfahren haben. Szene Rüttenscheider Straße Ecke Martinsstraße. Richtung Süden geht an diesem Vormittag nichts mehr, zwei Ordnungskräfte der RGE passen auf, dass niemand mehr in den Evakuierungskreis geht.
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Eine Frau will das so gar nicht verstehen, fuchtelt wild mit den Armen in der Luft und schreit wutentbrannt: „Jetzt muss ich hier einen Umweg von zwei Stunden machen.“ Sie habe einen wichtigen Termin. Die RGE-Mitarbeiter lassen sich davon freilich nicht beeindrucken und so muss die Frau kehrt machen. Sichtlich verärgert stapft sie davon. Von dieser Szene erfährt Essens Feuerwehrsprecher Christian Schmücker über den Liveticker zur Entschärfung unserer Redaktion im Internet. Er steht bei der Lektüre mit seinem Smartphone in der Betreuungsstelle, die am Mittwoch in der Messe Essen, im Saal Deutschland im CC Süd, eingerichtet ist. Schmücker schüttelt über solche Menschen mit dem Kopf. Selbst zwei Tage reichen offenbar nicht aus, damit jeder mitbekommt, dass eine Evakuierung ansteht...
Bombe in Essen-Rüttenscheid: Per Lautsprecherdurchsagen wird informiert
Sei’s drum. „Deswegen wird ja auch am Tag selbst immer mit Lautsprecherdurchsagen gewarnt“, gewinnt Essens Feuerwehrsprecher der Situation und dem Vorgehen doch etwas Positives ab. So sei sichergestellt, dass am Tag einer Entschärfung die Betroffenen auch definitiv von den anstehenden Maßnahmen erfahren. Die allermeisten haben die Nachricht aber bereits im Vorfeld registriert. Darunter auch ein IT-Administrator, der am Vormittag kurzerhand sein mobiles Büro in der Betreuungsstelle in der Messe aufgeschlagen hat.
„Das Internet bekomme ich über mein Smartphone, mit meinem Laptop kann ich hier gut arbeiten“, sagt er. Heute hätte er eigentlich im Home Office unweit des Bomben-Fundorts arbeiten wollen, doch es scheint auch von woanders zu funktionieren. Verstärkung erhält er von Ari und April, zwei sieben Monate alte Katzen, die er in einer Transportbox kurzerhand mit in die Betreuungsstelle gebracht hat. „Das ist kein Problem für die beiden“, sagt der IT-Administrator, der seinen Namen nicht öffentlich lesen will.
Das wollen auch vier ältere Herrschaften nicht, die es sich an einem Tisch so gut es geht bequem gemacht haben und Karten spielen. „Wir spielen Rommé“, erklärt eine Dame dem Reporter. Ein Herr erzählt, dass sie wie etliche andere mit einem Bus aus einer Senioreneinrichtung in die Betreuungsstelle gebracht worden sind. Eine Mitspielerin berichtet, dass es das erste Mal für sie ist, dass sie wegen einer Bombenentschärfung evakuiert wurde. Als die Bomben im Zweiten Weltkrieg aber vom Himmel fielen, sei sie damals in Bunker geflüchtet. Angst mache ihr die Situation heute nicht. Sie und ihre Mitspieler hoffen nur darauf, dass es möglichst schnell mit der Entschärfung vorangeht und sie wieder in ihr Zuhause zurückkehren können.
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