Essen-Margarethenhöhe. Zu wenig Parkplätze, zu alte Bäume? Die Umgestaltung des Giebelplatzes auf der Essener Margarethenhöhe bewegt die Gemüter. Die Details.
Konstruktiv, kritisch und zeitweise hitzig: Im Rahmen einer Bürgerversammlung informierte die Stadtverwaltung am vergangenen Montag über die klimaangepasste Umgestaltung des Giebelplatzes auf der Essener Margarethenhöhe. Ein Vorhaben, das gleich zu Beginn der Diskussion von Anrainern grundsätzlich in Frage gestellt wurde: „Gibt es in Essen, in Rüttenscheid, der Stadtmitte, nicht Plätze, die eine klimagerechte Umgestaltung deutlich nötiger hätten?“
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Zur Erinnerung: Die Stadt Essen beteiligt sich mit dem Projekt „Platz fürs Klima – Klimaresiliente Umgestaltung von Plätzen im Essener Stadtgebiet“ am Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Dafür gibt es insgesamt 1,2 Millionen Euro vom Bund. Gefördert werden, erläuterte Julia Dingendahl vom Umweltamt, „investive Projekte der Grün- und Freiraumentwicklung mit einer hohen Wirksamkeit für den Klimaschutz“.
Zwei Planungsvarianten für Essener Giebelplatz
Ein Projektbaustein: besagte Umgestaltung des Giebelplatzes. Aufbauend auf einer in diesem Frühjahr vorgestellten Machbarkeitsstudie wurden zwei Planungsvarianten für den Platz zwischen Waldlehne und Laubenweg erarbeitet. Nur die deutlich umfangreichere ist förderungswürdig. Entsiegelt werden hier insgesamt etwa 820 Quadratmeter. Kostenpunkt: schätzungsweise 560.000 Euro; der städtische Eigenanteil liegt bei zehn Prozent.
Landschaftsarchitekt Klaus Tenhofen vom Planungsbüro DTP erläuterte am Montag noch einmal die wichtigsten Komponenten dieser Variante: der Erhalt der sieben Bestandsbäume durch vergrößerte Baumscheiben und druckentlastende Wurzelbrücken, zudem Rigolensysteme und ein wasserdurchlässiges Pflaster zur Versorgung der Bäume und zum „Abpuffern“ möglicher Überflutungen im östlichen Bereich des Platzes. Außerdem: die Ausweisung als verkehrsberuhigte Zone und die Einrichtung von 18 offiziellen Stellplätzen, um eine „diffuse Verkehrssituation“ zu beenden.
Essener hinterfragen Argumente für den Klima-Umbau
Zu wenig Parkplätze für den Bedarf vor Ort, monierten zahlreiche Anwesende und verwiesen darauf, dass bereits heute bis in den Wald hinein geparkt werde. CDU-Ratsherr Horst Hindrichs korrigierte zudem die Zahl der Fahrzeuge auf dem Platz, die DTP mit „maximal 29“ angegeben hatte, deutlich nach oben: „Wir reden hier von regelmäßig 35 bis 38 Fahrzeugen, plus Hänger, die dort abgestellt werden.“
Überhaupt: Es wurde viel hinterfragt an diesem Abend. Wie wichtig etwa ist Überflutungsschutz, wenn selbst die Machbarkeitsstudie lediglich von „sehr geringen Überflutungen bei extremen Starkregenereignissen“ spricht und der Platz, wie Hindrichs anmerkte, nicht einmal in der Überflutungskarte der Stadt gelistet sei? Stattdessen werde er aber als sogenannter „Kühler Ort“ geführt – „wieso werden dann ausgerechnet hier Klimaanpassungen notwendig?“
Tatsächlich, erläuterte Tenhofen, sorge die Lage des Platzes am Lührmannwald dafür, dass der Hitzestress bislang noch ausgeglichen werden könne. Vor allem in der Nacht. „Bei Tag haben wir aber auch hier eine relativ hohe thermische Belastung. Und wir müssen davon ausgehen, dass diese zukünftig noch zunimmt.“
Ausgewählt habe man für das Projekt, ergänzte Dingendahl, Plätze mit einem „gewissen Erneuerungsbedarf“, der beim Giebelplatz mit seinen von den Baumwurzeln bereits hochgedrückten Gehsteigen unübersehbar sei. „Aber natürlich mussten wir bei der Auswahl auch schauen, dass beim Amt für Straßen und Verkehr auch das entsprechende Budget für den Eigenanteil zur Verfügung steht.“ Ein Argument, das ebenfalls nicht widerspruchslos blieb. „Schlimmer als um den Platz steht es um die Waldlehne Richtung Burgstraße, da gibt es tiefe Löcher und Risse“, erklärte etwa ein Anwohner.
Knackpunkte: zu wenig Parkplätze und zu alter Baumbestand
Der vielleicht größte Knackpunkt nach dem Thema Parkplätze: der alte Baumbestand. Sind die Bäume tatsächlich erhaltungswürdig? Barbara Bastian von Grün und Gruga betonte mehrmals die hohe ökologische Bedeutung derart groß gewachsener Bäume für das Viertel, die mit Jungbäumen keinesfalls zu erreichen wäre. Ihr Erhalt sowie verbesserte Standortbedingungen hätten daher Priorität im Konzept.
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Marcus Roll, Gärtner bei der Margarethe Krupp Stiftung (MKS), jedoch verwies auf die Bruchanfälligkeit der alten Silberahorne und deren vermutlich geringe Restlebensdauer. „Wäre es nicht besser, neue Bäume zu pflanzen, die dann deutlich mehr Jahre vor sich haben als die alten Ahorne?“ Zudem ließen sich Neupflanzungen auch besser in das Gestaltungskonzept eingliedern als der jetzt eher wahllos angeordnete Altbestand.
Apropos: Grünen Zuwachs erhalten sollen die Ahorne künftig durch vier Hecken in den Eckbereichen des Platzes. Weniger als Klimabonus denn als Zugeständnis an die MKS, die im Zuge der Machbarkeitsstudie die ursprünglichen Entwürfe des Gartenstadt-Planers Georg Metzendorf ins Spiel gebracht hatte. Grundsätzlich, versicherte MKS-Prokurist Jochen Biefang, „befürworten wir die vorgelegten Pläne, trotz der Diskussion um die Bäume, denn wir alle kommen doch wohl überein, dass der Giebelplatz einer Renovierung bedarf. Und wir versuchen hier ja gerade einen Kompromiss zu finden, der allen gerecht wird“.
Nicht das einzige Lob an diesem Abend. Zustimmung erhielten die Planungen vor allem dafür, dass durch die Neugestaltung des Verkehrsraums deutlich mehr Sicherheit für die Kinder geschaffen würde, die auf dem Weg zur nahen Schule an der Waldlehne oder zum Spielplatz seien. Sicher jedoch ist: Um die Fördermittel zu erhalten, braucht es konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz, braucht es mehr als ein Aufhübschen. Auch ein Erhalt der Bäume ohne eine aufwendige Umgestaltung des Platzes, lasse sich deshalb, so Tenhofen, nicht im Rahmen des Förderprojektes realisieren.
Borbeck ist raus aus der Planung
Das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ sollte ursprünglich auf drei Plätzen umgesetzt werden: auf dem Giebelplatz auf der Margarethenhöhe, dem Marktplatz Überruhr und dem Borbecker Marktplatz.
Borbeck ist seit April dieses Jahres nicht mehr Teil der Planungen – die erarbeiteten Ideen für den Marktplatz stießen sowohl bei den Bürgern als auch in der Bezirksvertretung 4 auf Ablehnung.
Knackpunkt auch hier: die angedachte Reduzierung von Parkplätzen.
Der Verzicht auf Baumpflanzungen zugunsten von Parkplätzen widerspricht jedoch den Fördervorgaben des Bundesprogramms.
Die Umgestaltung des Borbecker Marktplatzes soll nun unabhängig vom Förderprojekt weiterverfolgt werden.
Auf die teils heftige Debatte folgte zu guter Letzt der konstruktive Austausch. Erarbeitet wurden zahlreiche weitere Wünsche an das Planungsteam, darunter die Einrichtung von E-Lade- und Fahrradstellplätzen, ein schlüssiges Verkehrskonzept während der Bauphase, eine bessere Beleuchtung, Zebrastreifen zur Schulwegsicherung, Car-Sharing-Plätze, eine stärkere Kontrolle von abgestellten Wohnmobilen sowie ein Anwohnerparkplatz pro Haushalt.
Bezirksvertretung 3 diskutiert Projekt „Platz fürs Klima“
Vorschläge, die nun in die weitere Planung miteinfließen sollen. Und die die Verwaltung, schlug Michael Manderscheid, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Margarethenhöhe, abschließend vor, allen unmittelbaren Anwohnern des Giebelplatzes zugänglich machen sollte – per Handzettel im Briefkasten „und vielleicht über einen QR-Code, über den es auf eine Seite mit den Ergebnissen geht, um aufzuzeigen, dass hier etwas gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet wurde“.
Das nächste Mal diskutiert wird das Projekt „Platz fürs Klima“ bereits am Donnerstag, 21. November. Ab 17 Uhr beschäftigt sich die Bezirksvertretung 3 im Heinz-Nixdorf-Berufskolleg (Dahnstraße 50) mit dem Thema.
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