Essen-Kupferdreh/Heisingen. Viele Menschen nutzen die alte Baldeneysee-Brücke zwischen Essen-Heisingen und Kupferdreh. Jetzt gibt es Pläne für eine Sanierung.

Die Baldeneysee-Brücke zwischen Heisingen und Kupferdreh ist sanierungsbedürftig und wird einen neuen Holzbelag für den Fuß- und Radweg erhalten. Dieses Vorhaben hat die Stadt Essen jetzt in der Bezirksvertretung 8 vorgestellt. Im vergangenen September waren im Zuge einer Überprüfung erhebliche Schäden an der Holzkonstruktion festgestellt worden. Die Folge: Die zehn Sitz-Plattformen, die sogenannten Kanzeln an den Rändern der Brücke, mussten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Seit über einem Jahr darf die Brücke zudem nicht mehr von Rettungs- oder Betriebsfahrzeugen befahren werden.

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Die ehemalige Eisenbahnbrücke wurde etwa Mitte der 1980er-Jahre errichtet. Mit vier Jahrzehnten hat sie also durchaus schon einiges auf dem Buckel. „Die jetzige Oberflächenstruktur auf dem Fuß- und Radweg, die mit einer Holzkonstruktion ausgebaut ist, ist so defizitär, dass zuletzt eine Sperrung der Brücke drohte“, erklärt CDU-Ratsherr Dirk Kalweit, der die Brücke regelmäßig selbst nutzt. Er berichtet von spürbaren Schäden und Unebenheiten: „Als normaler Laie merkt man schon, dass die Bodenwellen immer instabiler werden.“

Brücke über den Baldeneysee wird nicht gesperrt

Eine Komplett-Sperrung ist der Verwaltungsvorlage nach jetzt aber wohl erstmal vom Tisch. Immerhin würde eine solche Sperrung für viele Bürgerinnen und Bürger in den Stadtteilen Heisingen und Kupferdreh eine massive Veränderung im Alltag bedeuten. Für Jogger, Spaziergänger, Hundebesitzer und Radler hat die alte Eisenbahnbrücke eine erhebliche Bedeutung, weil sie eine autofreie Querung des Baldeneysees an seinem östlichen Ende möglich macht. Kalweit: „Uns ist mitgeteilt worden, dass jetzt akut erst mal keine Gefahr besteht, die Brücke schließen zu müssen.“

„Das Gutachten hat ergeben, dass die Bau- und Standfestigkeit der Brücke dann für die nächsten 30 bis 40 Jahre gewährleistet ist.“

Dirk Kalweit
CDU-Ratsherr

Ein Gutachten zur Standfestigkeit ergab allerdings, dass die aktuelle Holzoberfläche der Witterung und Nutzung langfristig nicht gewachsen ist. Moos wuchert auf den Aussichts-Plattformen, und nicht wenige Holzbohlen des Fuß- und Radweges über die Brücke sind morsch und glitschig. Erste Stellen wurden bereits mit Metallplatten repariert.

Tropenholz für die Brücke zwischen Heisingen und Kupferdreh

Langfristig wäre eine grundlegende, doch teure Sanierung der Brücke notwendig, um eine stabile und sichere Nutzung zu gewährleisten. Zu den notwendigen Arbeiten gehören laut Verwaltungsvorlage unter anderem der Korrosionsschutz, eine Sandstrahlung sowie das Auswechseln der Holzkonstruktion durch weniger witterungsanfälliges Material. Auch weitere Ideen wie die Trennung der Bereiche für Radfahrer und Fußgänger wären laut Stadtverwaltung möglich. Und doch empfehlen die Experten statt einer Komplett- zunächst eine Zwischenlösung.

Die sogenannten Kanzeln, beliebte Sitzgelegenheiten auf der Brücke, sind gesperrt und werden auch nicht mehr geöffnet.
Die sogenannten Kanzeln, beliebte Sitzgelegenheiten auf der Brücke, sind gesperrt und werden auch nicht mehr geöffnet. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Übergangsweise sollen nun die Holzplanken ersetzt werden. Ursprüngliche Planungen sahen vor, auf ein anderes Material umzurüsten, um die Rutschgefahr bei Nässe zu verringern. Doch aus Kosten- und Zeitgründen soll weiterhin das tropische Hartholz Bongossi verwendet werden, das auch aktuell bereits auf der Brücke verbaut ist. Es habe, so die Stadt, eine drei- bis fünffach bessere Festigkeit als Nadelholz. Bei einem Materialwechsel wären daher neue statische Berechnungen und Planungen notwendig.

Insgesamt rechnet die Stadt mit einem Bedarf von rund 120 Tonnen Holz für die Erneuerung der Brücke. Nicht eingeschlossen sind die derzeit gesperrten Kanzeln, die laut Verwaltungsvorlage „ersatzlos zurückgebaut werden würden“.

Holzart Bongossi

Auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten ist Bongossi-Holz als „gefährdet” eingestuft mit einem „hohen Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft“. Die Hauptbedrohungen liegen demnach in der Regenwald-Rodung, der schlechten natürlichen Regeneration der Art und der Übernutzung von Bongossi durch die Holzindustrie.

Das Holz, das für die Baldeneysee-Brücke verwendet werden soll, trägt das FSC-Siegel. FSC steht für „Forest Stewardship Council“. Das Siegel wurde Anfang der 1990er-Jahre auf Grund internationaler Vereinbarungen eingeführt. Seitdem dient es als Bescheinigung für nachhaltige Waldprodukte aus allen Teilen der Welt. Wenn das Siegel vorliege, sagen Experten, könne man darauf vertrauen, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stamme.

Dank dieser Zwischenlösung lässt sich eine umfassende Kernsanierung des Brückengestells noch hinauszögern. „Das Gutachten hat ergeben, dass die Bau- und Standfestigkeit der Brücke dann für die nächsten 30 bis 40 Jahre gewährleistet ist“, so Kalweit.

Derzeit fehlt noch eine detaillierte Kostenberechnung für das Projekt. Laut Kalweit ist damit im Laufe des Jahres 2025 zu rechnen. „Dann muss die Politik sagen, wann und in welcher Form sie es macht“, so Kalweit. Die endgültige Entscheidung wird jedoch durch die derzeitigen Haushaltsverhandlungen erschwert, da die Sanierung im Entwurf des Doppelhaushaltsplans der Stadt Essen bisher nicht berücksichtigt ist. Das könnte eine weitere Verzögerung der Arbeiten zur Folge haben.

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