Essen-Stadtwald. Die Einrichtung in Stadtwald ist umgestaltet worden und hat jetzt mehr Aufenthaltsqualität. Bei anderen Themen gibt es noch keine Lösung.

Die neue Stadtteilbibliothek Huttrop, eröffnet im September 2023, gilt als Vorzeigeprojekt der Essener Stadtbibliothek. Die Einrichtung am Mählerweg bietet einen sogenannten „dritten Raum“ mit Aufenthaltsqualität, zusätzlich zur eigenen Wohnung und Arbeitsstätte. Doch das alles geht auch eine Nummer kleiner. Das beweist die Stadtteilbibliothek Stadtwald. Die wurde im Sommer nach ähnlichem Konzept umgestaltet. Noch nicht gelöst ist dagegen das Problem der fehlenden Barrierefreiheit im Eingangsbereich sowie die Einrichtung einer Nutzertoilette.

Der Kinderbereich der Stadtteilbibliothek Essen-Stadtwald ist neu gestaltet worden

Die Neugestaltung der Bibliothek kommt bei den Nutzerinnen und Nutzern offenbar gut an. Das ist jedenfalls der Eindruck von Marco Peters (52), der die Einrichtung an der Frankenstraße 185 seit knapp zwei Jahren leitet. Er hat in Köln Bibliothekswesen studiert und sich nach Stationen in den Stadtbibliotheken Recklinghausen und Gelsenkirchen erfolgreich auf die Stelle in seiner Heimatstadt Essen beworben.

Der Kinderbereich ist jetzt großzügiger gestaltet. Das freut Mathis (5), der sich ein Kinderbuch über Römer anschaut.
Der Kinderbereich ist jetzt großzügiger gestaltet. Das freut Mathis (5), der sich ein Kinderbuch über Römer anschaut. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nach der Umgestaltung der Räume hat sich die neue Ordnung inzwischen eingespielt, auch wenn die Kinder noch manchmal aus alter Gewohnheit an der Tür rechts abbiegen, wo sich früher „ihr“ Bereich befand, wie Peters beobachtet. „Dort war weniger Platz, und wenn die Kinder das taten, was sie ja tun sollen, nämlich toben, spielen und auch mal laut sein, störten sie den Thekenbetrieb dort“, berichtet er von Konflikten in der Vergangenheit.

Durch den Umzug auf die linke Seite ist der Kinderbereich deutlich aufgewertet worden. Es gibt dort eine grüne Teppich-„Spielwiese“ mit einem 43 Jahre alten Schaukelauto (nicht -pferd) aus Holz, großen Bodenkissen, Spielen in Reichweite und einem Sofa für die Mütter und Väter.

Die Regale stehen jetzt in der gesamten Bibliothek überwiegend an den Wänden, sodass sich in der Mitte Platz für mehrere kleinere „Zimmer“ mit gemütlichen Sofas, Sesseln und Teppichen bietet. So wirkt die mit 164 Quadratmetern eher kleine Bibliothek deutlich wohnlicher als früher.

Die Besucher sollen sich in der Einrichtung in Essen-Stadtwald wohlfühlen

„Die neuen Bilderbuchtröge haben wir schon vor der Umgestaltung angeschafft, die kommen aber jetzt noch besser zur Geltung“, sagt der Leiter. Auch die Spiele würden jetzt übersichtlicher präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher sollen sich wohlfühlen und nicht das Gefühl haben, sich durch enge Regalschluchten bewegen zu müssen, so Peters.

Der Kinderbereich ist mit Sitzkissen und einem Holzauto zum Schaukeln gestaltet.
Der Kinderbereich ist mit Sitzkissen und einem Holzauto zum Schaukeln gestaltet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Neben den Sitzmöbeln und neuen Regalen habe man weitere Pflanzen angeschafft. Zusätzlich sollen zwei gelb gestrichene Wände für eine freundliche Atmosphäre sorgen, denn der Trend geht weg vom reinen Ausleihgeschäft. „Die Besucher verweilen länger, blättern auch schon mal in Büchern, spielen, machen Hausaufgaben oder arbeiten am Laptop“, beobachtet Peters. „Allerdings haben wir noch keinen Tisch mit entsprechenden Anschlüssen. Stromleisten wünschen wir uns dann für die Zukunft.“

Noch nicht gelöst ist das Thema Barrierefreiheit in der Bibliothek Essen-Stadtwald

Noch keine Lösung gibt es auch in Sachen Barrierefreiheit. „Dazu wären größere bauliche Veränderungen nötig“, sagt Marco Peters. Die Bibliothek ist nur über eine Treppe erreichbar. Die zuständige Bezirksvertretung 2 hatte sich mehrfach mit dem Thema beschäftigt und war jedes Mal gescheitert, erinnert sich Bezirksvertreterin Irmgard Krusenbaum (Grüne). Für eine feste Rampe im Eingangsbereich sei das Gefälle offenbar zu groß. Die Politikerin wünscht sich zumindest eine einfache Rampe, die nur bei Bedarf angelegt werde, damit Rollstuhlfahrer mithilfe einer anderen Person in die Bibliotheksräume gelangen könnten.

Noch nicht gelöst sind die Probleme in Sachen Barrierefreiheit und Kundentoilette in der Einrichtung an der Frankenstraße.
Noch nicht gelöst sind die Probleme in Sachen Barrierefreiheit und Kundentoilette in der Einrichtung an der Frankenstraße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch das Thema (barrierefreie) Kundentoilette sei noch nicht wirklich gelöst, so Krusenbaum. Die Personaltoilette sei zwar erneuert worden, sie sei jedoch nur durch die Büroräume zu erreichen und so eigentlich nicht öffentlich zugänglich. „Baulich ist eine Toilette im Kundenbereich nicht möglich, wurde uns gesagt. Ich gehe aber davon aus, dass im Notfall auch die Personaltoilette genutzt werden kann“, sagt Irmgard Krusenbaum.

Die Pläne zur Umgestaltung der Bibliothek sind laut Marco Peters in einem Workshop im Herbst 2023 entwickelt worden, bei dem jeweils Vorschläge für eine andere Einrichtung gefragt waren. „Wir haben uns über die Stadtteilbibliothek Überruhr Gedanken gemacht und umgekehrt“, fand er den Ansatz gut, einmal „über den Tellerrand zu schauen“.

Die Essener Einrichtung verfügt über rund 20.000 Medien

Rund 20.000 Medien hält die Einrichtung an der Frankenstraße vor, die meisten davon sind nach wie vor Bücher. „Beliebt sind auch Hörbücher, wobei bei den Erwachsenen der Trend eher rückläufig ist, bei den Kindern nicht. Zurückgegangen ist die Filmausleihe, heute wird eher gestreamt“, so Peters. Die etwa 300 Tonies dagegen seien fast immer unterwegs, zeigt der Leiter auf das fast leere Regal.

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Er schätzt, dass die Zahl der angemeldeten Nutzer, vor allem Familien und Senioren, in den vergangenen Jahren gestiegen ist, genaue Zahlen hat er nicht vorliegen. Die letzten stammen von 2016, da waren es rund 1700.

Das Bibliotheken-Team freut sich über die gelungene Umgestaltung: (v.l.) Bianca Jahovic, Ute Albers und Leiter Marco Peters.
Das Bibliotheken-Team freut sich über die gelungene Umgestaltung: (v.l.) Bianca Jahovic, Ute Albers und Leiter Marco Peters. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Gut angenommen würden Vorlese-, Bastel- und Robotikaktionen sowie die Ferienprogramme. „Im vergangenen Sommer mussten die Familien auf Ferienaktionen verzichten, weil wir ja wegen der Umgestaltung drei Wochen geschlossen hatten“, blickt Peters zurück. Und jetzt steht ab Dienstag, 12. November, eine erneute dreiwöchige Schließung wegen einer EDV-Umstellung an, die nicht nur den Standort Stadtwald, sondern alle städtischen Bibliotheken in Essen betrifft.

In dem Gebäude an der Frankenstraße befand sich früher eine Schule

Die Einrichtung war 1961 im Gebäude einer früheren Grundschule eröffnet worden. Im Haus untergebracht sind auch das Medienzentrum, die Junge Presse und eine Kita, die über die Rückseite des Gebäudes zu erreichen sind.

Die Stadtteilbibliothek Stadtwald ist montags und donnerstags von 14 bis 18.30 Uhr und dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Team aus Marco Peters, Bianca Jahovic und Ute Albers ist telefonisch unter 0201 88-42310 zu erreichen oder per Mail: stadtwald@stadtbibliothek.essen.de

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