Essen. Bei den Evakuierungen in der Innenstadt verweigerten sich viele uneinsichtige Anwohner. Durch ihr Verhalten dauerte der Einsatz unnötig lange.

3100 Menschen, die sich nicht sehnlicher wünschten, als möglichst schnell in ihre Wohnungen zurückkehren zu können und 260 Einsatzkräfte, die nur zu gerne Feierabend gemacht hätten nach einer aufwändigen Evakuierung eines dicht bewohnten Quartiers der Essener Innenstadt - doch eine ganze Reihe von starrsinnigen Stubenhockern machten ihnen am Donnerstagabend einen Strich durch die Rechnung und sorgten dafür, dass die Entschärfung einer britischen Fünf-Zentner-Bombe am Weberplatz am Ende über zwei Stunden länger dauerte, als es notwendig gewesen wäre.

Dass es dennoch zu keinen Zwangsmaßnahmen durch die Polizei kam, war dabei nur dem Umstand zu verdanken, dass bei nahezu allen Verweigerern nach hartnäckigen Ansprachen die Vernunft obsiegte und sie den Anweisungen des Ordnungsamtes letzlich doch Folge leisteten. Aber während der dreistündigen Räumung innerhalb des Sicherheitsradius habe es gefühlt alle zehn Minuten eine Meldung gegeben, dass jemand seine eigenen vier Wände nicht verlassen wollte, sagte Stadtsprecher Burkhard Leise, ohne eine genaue Zahl nennen zu können. All diese zahlreichen Einzelfälle hätten sich zu der stundenlangen Verzögerung addiert.

In diesem Jahr vier Bußgelder verhängt

In einem Fall an der Turmstraße war es sogar kurz davor, dass die Feuerwehr gewaltsam eine Wohnungstür öffnen wollte, bis sich der Bewohner im letzten Moment einsichtig zeigte. In einem anderen habe sich eine Anwohnerin so beharrlich geweigert, dass sie nun 200 Euro Strafe berappen muss. Vier dieser Bußgelder hat die Stadt bei den sieben Entschärfungen dieses Jahres bereits verhängt. Im vergangenen Jahr waren es fünf bei elf Blindgängeralarmen, weiß Leise.

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Hie und da musste auch die Polizei mit Nachdruck dafür sorgen, dass Gebäude verlassen wurden. Dabei blieb es den Beamten aber erspart, zu physischen Mitteln zu greifen. Es sei jedoch eine Strafanzeige geschrieben worden, nachdem ein uneinsichtiger Anwohner eine Ordnungskraft an einer Sperrstelle massiv bedroht hatte, weil er nicht einsehen wollte, dass er warten musste, bis die Bombe gegen 23.40 Uhr entschärft war, berichtete Polizeisprecher René Bäuml.

200 Transporte nach der Entschärfung

Schichtende hieß es um kurz vor Mitternacht dann aber noch längst nicht für die zahlreichen Helfer, die auch aus Nachbarstädten angerückt waren. 200 Transporte waren noch notwendig, um Seniorinnen und Senioren zweier geräumter Altenheime zurück in ihre Einrichtungen zu bringen. Gegen zwei Uhr morgens war dann alles erledigt. Doch hunderte Menschen hätten deutlich früher in den Schlaf finden können, wenn sie nicht von einer renitenten Minderheit daran gehindert worden wären. Nach Erfahrungen im Ordnungsamt ist vor allem ein Motiv der Auslöser für dieses immer wiederkehrende asoziale Verhalten der Verweigerer: Trotz.

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